Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
meinen Job aufs Spiel setzt.«
    »Jetzt?«
    Ich stand auf einem Bein und zog eine Socke aus.
    »Sofort.«
    Ich zog die andere Socke aus.
    »Und wie, Sir?«
    »Nicht schlecht. Hast du dich jetzt ein bißchen aufgewärmt?« fragte sie später.
    Ich griff unter meinen linken Oberschenkel, um ein neues feministisches Taschenbuch herauszuziehen. »Ein Teil von mir schon.«
    »Welcher Teil?«
    »Ich weiß nicht so genau. Überprüf das lieber noch mal.«
    »Der Teil?«
    »Ja, der Teil ist ziemlich warm.«
    »Und der?«
    »Dito.«
    »Und wie steht’s mit dem ?«
    »Der könnte noch ein bißchen Aufwärmen vertragen.«
    »Das heißt, du willst noch mal?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Kannst du denn schon wieder?«
    »Heute, glaub’ ich, schon.«
    »Mein Gott, du hast wohl Austern gegessen in einer von diesen Angeberbars in der City.« Sie gähnte. »Bedien dich, wenn du willst, du Nimmersatt, aber ich muß mich jetzt umdrehen. Übrigens …« Sie griff nach einem Stück Papier, das neben dem Bett auf dem Boden lag. Auf den Zettel hatte sie »Reverend James Hogg« und eine Telefonnummer notiert. Ich nahm ihr das Stück Papier aus der Hand und warf es wieder auf den Boden. Sie lag träumend auf der Seite, den Rücken mir zugewandt, und grunzte nur ein bißchen, als ich in sie eindrang.
    Schließlich fiel mir Reverend James Hogg wieder ein.
    »Ich hab’ nicht so ganz verstanden, was er gesagt hat, weil ich stoned war. War irgendwas von wegen Wormwood Scrubs, und du sollst ihn anrufen, egal wann du heimkommst.« Sie äffte eine männliche Stimme nach.
    Sie zündete ihren Joint wieder an, als wir engumschlungen dalagen. Ich lauschte auf ihren Atem, während sie inhalierte.
    »Willst du auch mal ziehen?«
    Sie reichte mir den Joint, und ich nahm einen tiefen Zug. Das Marihuana verband sich mit dem sanften Glühen des Rotweins von El Vino’s in meinem Magen, mit meiner Zufriedenheit über meine beruflichen Fortschritte, mit meiner offenbar unersättlichen Lust auf Daisy und meiner postkoitalen Befriedigung. Beinahe zehn Minuten lang hatte ich den Eindruck, daß mich nie wieder etwas verletzen könnte. Mein Bewußtsein dehnte sich aus, umfaßte den Raum, die Stadt, die ganze Welt. Dann drang Daisys Stimme in meine Trance.
    »Rufst du ihn an?«
    »Wen?«
    »Unseren Gottesmann.«
    »Unseren was?«
    »Den Reverend James, Junkie!«
    »Ach, den hab’ ich völlig vergessen.«
    »Du bist stoned.« Daisy kicherte, während ich verschlafen eine Hose und einen Pullover anzog, um zum Telefon im eiskalten Flur hinunterzugehen. Ich war gereizt, weil meine Zufriedenheit zerstört worden war. Der Hörer fühlte sich kalt an an meinem Ohr. Eine nervöse, hohe Stimme sagte etwas von Oliver Harry Thirst und Bewährung und schlug vor, daß wir uns so bald wie möglich, vielleicht am folgenden Tag nach der Arbeit, an einem Ort meiner Wahl treffen sollten.
    »Worum geht’s denn genau?«
    »Mir wäre es lieber, wenn ich Ihnen das persönlich erklären könnte – wie soll ich es ausdrücken? Vielleicht könnte ich auf etwas unübliche Art und Weise zur Rechtsfindung beitragen. Bringen Sie ruhig Ihre Frau mit.«
    »Sie ist nicht meine Frau, Reverend, wir leben nur zusammen.«
    »Sagen Sie doch James zu mir«, sagte er, bevor wir uns voneinander verabschiedeten.
    Als ich wieder in unser Zimmer zurückkam, saß Daisy mit einem riesigen, schmutzigen weißen Pullover im Bett, den ich sehr sexy fand. Einmal hatte sie ihn getragen, als sie einen Brief aufgeben wollte – und darunter nichts. Ich war wütend gewesen und ziemlich erregt. Seitdem war dieser Pullover für uns so etwas wie schwarze Strümpfe und französische Unterwäsche für andere Paare.
    »Worum ging’s denn?«
    »Um Oliver Thirst.«
    »Hey! Ist das der gutaussehende Gauner, mit dem du dich manchmal rumtreibst?«
    »Noch so eine Andeutung, dann muß ich dir meine Potenz beweisen.«
    »Schon wieder?«
    »Tut mir leid, aber dieser Pullover törnt mich einfach an – schau!«
    Später sagte sie: »Und was hat der Pater nun über Thirst gesagt?«
    »Er möchte, daß ich ihm bei seiner Rehabilitation helfe.«
    Sie hob den Kopf von meiner Brust. »Und natürlich machst du das, oder?«
    Ich versuchte, ihren Kopf wieder herunterzuziehen. »Wir treffen uns morgen mit dem Reverend, dann sehen wir weiter.«
    »Dann sehen wir weiter«, wiederholte sie.

[13]
    Am nächsten Abend gingen wir zu Fuß den Hügel nach Hampstead zu einem Pub hinauf, wo es Ale von einer kleinen, unabhängigen Brauerei gab

Weitere Kostenlose Bücher