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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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und wo der Reverend James Hogg auf uns wartete. Ich kam gerade von einem Gespräch mit einem bewaffneten Räuber (er hatte einem Mann mittleren Alters an einer Tankstelle mit einer Schrotflinte ins Gesicht geschossen) und seinem durchtriebenen Solicitor. Daisy hatte eine weitere unnötige Sitzung ihres Selbsterfahrungstrainings mit ihrer Frauengruppe hinter sich.
    Von solchen Sitzungen kam sie meist mit dem gefährlichen Blick des Eiferers und einer globalen Wut auf der Suche nach einem Ziel zurück. Ihre Laune wurde auch dadurch nicht besser, daß sie für ihre Verhältnisse ungewöhnlich viel zu tun hatte. Wenn sie nicht gerade in der Selbsterfahrungsgruppe war, ließ sie sich zur Berufsschullehrerin ausbilden. Acht Stunden Konzentration pro Tag oder mehr führten dazu, daß sie entweder völlig ausgelaugt oder überdreht war, je nachdem wie sie in der vorhergehenden Nacht geschlafen hatte. Wir gingen schweigend nebeneinander her. Ich achtete darauf, daß sie die Führung übernahm.
    Er stand bereits an der Theke. Trotz der vielen Leute erkannte ich ihn sofort. Er schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen, aber das hätte er vermutlich nirgends. Als erstes fiel mir sein mächtiger Körper auf, der sein Harris-Tweed-Sakko, sein offenes, kariertes Hemd und seine schlecht sitzenden Jeans ausfüllte.
    Sein Körper war wie geschaffen für Rugby oder Ringen. Seine makellosen Muskeln spielten unter seiner Kleidung. Doch auf seinen Schultern saßen ein dünner Hals und ein kleiner, kinnloser Kopf. Bei jedem anderen Menschen wäre das nicht aufgefallen, doch dank seines Körpers wirkte das Ganze unpassend, wie ein Bodybuilder mit einer Verkrüppelung.
    Sein Schildkrötengesicht war das genaue Gegenteil seines Körpers: Es war schwach und formbar, bereit, sich jeglicher Persönlichkeit anzupassen, mit der es zu tun hatte.
    »Das wäre also zweimal James«, sagte er fast verlegen, als wir uns vorstellten. Dann gab er dem Barkeeper ein Zeichen, er solle uns Drinks einschenken.
    Es kamen zwei große Gläser dunkles Bier und ein kleines, die beiden großen für Daisy und mich, das kleine für ihn.
    »Ich habe Sie gestern abend angerufen, weil …«
    »Weil Thirst vorzeitig entlassen werden will, aber noch etliche Schwierigkeiten hat, die ihn beim zuständigen Amt nicht gut aussehen lassen würden, stimmt’s?« So weit war ich mit meinen Überlegungen gediehen, nachdem ich mich beim Aufwachen an den Anruf erinnert hatte. Der bewaffnete Räuber, mit dem ich mich bereits auseinandergesetzt hatte, hatte mich in feindselige Stimmung versetzt.
    »Tja, stimmt.« Er wurde rot. »Oliver hat schon angedeutet, daß ich Sie wahrscheinlich überzeugen müßte.«
    »Unser Jimmy ist jetzt für Prügelstrafe, Hängen und so weiter«, sagte Daisy. »Sie hätten ihn vor drei Monaten anrufen sollen, Reverend, als er noch ein überzeugter Bürgerrechtler war und eine Amnestie für alle gefordert hat. Inzwischen ist er umgemodelt worden. Die bescheidene Arbeiterhütte, die früher seine Seele war, ist jetzt ›ein schmuckes, kleines Häuschen, knapp zwanzig Minuten außerhalb der Stadt‹, wie britische Immobilienmakler sagen würden.«
    Ich hielt hilflos die Hände hoch. »Ich habe keine Chance gegen sie. Wenn ich ihr sage, sie soll den Mund halten, heißt’s, das wäre ein klassischer Fall von männlicher Dominanz.«
    »Genau«, sagte Daisy.
    »Ich möchte auch gar nicht, daß Daisy den Mund hält«, sagte Hogg. »Ich finde das, was sie gesagt hat, sehr …«
    »Sehr?«
    »Sehr geistreich.«
    »Danke, Pater.« Sie sah mich zähnebleckend an. Es herrschte peinliches Schweigen, bevor ich aufstand, um zur Toilette zu gehen.
    Die Herrentoilette in diesem Pub war berühmt für ihre Graffiti. Ich suchte die Wände nach etwas Neuem und Geistreichem ab, das mich aufmuntern sollte, fand aber nur die immer gleichen alten Witze. Am besten gefiel mir eine Zeichnung von zwei Kuben mit der Unterschrift »Eier von Picasso«. In einem Spruch daneben hieß es: »Das Leben auf der Erde ist die Heilung all der Krankheiten, die du dir im All geholt hast.« Ob sich die Frauen, jetzt, wo sie sich emanzipiert hatten, auch ein paar gute Sprüche für ihre Wände ausdachten?
    Als ich mir meinen Weg durch die Gäste zurückbahnte, standen bereits frische Gläser auf dem Tresen.
    »Stell dir vor: Der Vater des Reverend war genauso ein Machtfanatiker wie meiner, und er haßt ihn genauso wie ich.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich ihn hasse.«
    Er wurde rot. »Er war

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