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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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halten Sie um Himmels willen Distanz«, riet mir ein alter Barrister. »Sie werden für den Rest Ihrer Laufbahn zwischen Ihrem Haß auf die Polizei und Ihrem Haß auf den Kriminellen hin und her gerissen sein. Vergessen Sie nicht, keiner von beiden ißt bei uns im Kasino oder ist Mitglied in unserem Klub.«
    »Hört, hört.«
    Das war der verführerischste Satz, den mir je jemand gesagt hatte. Seine freundliche Wärme begann sich sogleich angenehm wie Wein in mein Herz zu schleichen. Er bedeutete ganz einfach, daß für uns, die Klubmitglieder, der Krieg anderswo stattfand.
    Danach ging ich regelmäßig ins El Vino’s. Schon nach einer Woche schien ich selbst ein alter Hase zu sein, dem ein Stammplatz und eine Begrüßung zustanden.
    Wie bei den Slums in Islington spielte sich meine Rufsanierung fast über Nacht ab. Schrubb einen Cockney sauber, wirf ihm ein bißchen Geld hin, verändere den Blickwinkel, aus dem er sich selbst betrachtet, dann findest du mit Sicherheit einen Möchtegernaristokraten in ihm, der gern um halb elf aufsteht und den Strand hinunterstolziert. Ich tauschte meinen Friseur gegen einen Hairstylisten ein und meinen Anzug von Burton’s gegen einen von Yves Saint Laurent. Zu Daisys Entsetzen stellte ich fest, daß mir französische Manschetten gefielen, und ich kaufte mir ein paar goldene Manschettenknöpfe und neue Hemden. Mein seidenes Brusttaschentuch fischte Daisy mir bereits am ersten Tag wieder heraus. Später behauptete sie, sie habe etwas so Obszönes damit angestellt, daß ich mich nie mehr dazu überwinden könnte, es zu tragen.
    Anders als Daisy begrüßten meine Kollegen mein neues Bewußtsein von Eleganz. Innerhalb eines Monats waren kleine Sticheleien, Kameraderie und Rotwein im El Vino’s zu dem geworden, was Daisy mein »Männernetzwerk« nannte. Aus Rache besuchte sie Selbsterfahrungskurse und weigerte sich, die Teller abzuspülen.
    Da wir in einem Zimmer lebten, gab es nicht allzuviel abzuwaschen. Ich hatte zusätzliche Tassen und Teller gekauft, die sich bis zum Samstag, unserem Tag der Arbeitsteilung, auf dem Kaffeetischchen sammelten. Daisy widmete einen Teil ihres geschärften Bewußtseins der Frage, ob es eher der traditionellen Rolle der Frau entspreche, das Geschirr abzuspülen oder abzutrocknen. Sie kam zu dem Schluß, daß das Abwaschen eher der traditionellen Rolle entsprach und trocknete deshalb ab, während ich spülte.

[12]
    Als ich eines Abends vom El Vino’s in unser winziges möbliertes Zimmer im Belsize Park zurückkam, empfingen mich dort der vertraute Geruch von Daisys Joint und ein süffisantes Grinsen auf ihrem Gesicht, das vom Marihuana herrührte.
    »Es ist alles vorbei, Jimmy, die Inquisition ist dir auf die Spur gekommen.«
    »Was redest du da, Junkie?«
    Ich war noch ganz benommen von der Kälte draußen und ausnahmsweise froh darüber, daß Daisy unser kleines Zimmer immer auf tropische Temperaturen heizte. Sie rauchte ihr Marihuana gern nackt in einer lotussitzähnlichen Haltung, die eine Ferse gegen ihre Vagina gedrückt. Das war so ziemlich das einzige, was aus ihrer Yoga-Phase übriggeblieben war, obwohl sie manchmal noch die Augen zumachte, die Hände auf die Knie legte und ein Mantra summte. Ihre vollen, noch ziemlich straffen Brüste deuteten in meine Richtung, als ich auf sie zuging. Da saß sie nun – ein Engel mit einem Joint.
    Ihr perfekter Körper bildete einen perfekten Kontrast zu dem Chaos, in dem sie lebte. Das Bett war zerwühlt, aufgeschlagene Bücher lagen auf dem Boden herum, Kleider befanden sich überall dort, wo sie sie ausgezogen hatte. Da ich Unordnung haßte, hielt ich es nie allein in dem Zimmer aus.
    Ihre Haut war wie heiße Seide unter meinen kalten Händen.
    »Nicht. Du bist eiskalt.«
    Sie zitterte, versuchte aber nicht, mich aufzuhalten. Meine Finger erzeugten eine Gänsehaut auf ihrem Arm, eine Brustwarze wurde hart und runzlig unter meiner Berührung. Ich kniete nieder, um ihre Haut bis zu den Oberschenkeln zu streicheln. Sie löste die Ferse von ihrer Vagina. Ich stand wieder auf, begann mich auszuziehen und schaute mich nach einem Stuhl um, über den ich meinen Anzug hängen konnte, fand aber keinen. Also legte ich das Sakko ordentlich auf das Fußende des Betts. Ich mußte mich jeden Tag wieder mit dem Problem auseinandersetzen, mit Daisy zusammenzuleben und trotzdem adrette Kleidung fürs Gericht zu haben.
    »Dir wird bald warm werden. Du kennst die Strafe dafür, wenn du zu Hause Cannabis rauchst und damit

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