Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
gegangen, in dem nur Angehörige des weltweit konservativsten Berufsstandes verkehren, wie du weißt.«
    Sie beugte sich vor. »Ein bißchen Farbe schadet denen gar nicht.«
    Die Leute – Frauen und Männer gleichermaßen – starrten sie an, wenn sie hereinkamen; Passanten auf der Straße drehten sich nach ihr um, wenn sie sie sahen. Und sie war nicht zu übersehen; sie war wie eine Kerze in einem ansonsten dunklen Raum. Ich war unglaublich stolz und zu Albernheiten aufgelegt.
    »Eigentlich sollte ich dir das nicht sagen, aber ich glaube nicht, daß es in England noch zehn andere Frauen gibt, die dieses Kleid ungestraft tragen könnten. Besonders zusammen mit diesem Tuch.«
    Sie klimperte mit den Wimpern. »Tja, vielleicht ist das Tuch wirklich ein bißchen zuviel.« Sie nahm es ab und ließ es auf einen Platz neben sich fallen, ohne weiter darauf zu achten. Weitere Rosen blühten auf.
    »Was sollen wir bestellen – das Übliche?«
    »Ich glaub’ schon.«
    Ich bestellte eine Flasche Chianti Classico. Daisy wollte zuerst einen Insalata caprese, dann eine Lasagne, ich wählte als Vorspeise Prosciutto mit Melone und dann Spaghetti.
    »Du bestellst immer Spaghetti.«
    »Die erinnern mich an das erste Mal, als wir zusammen essen waren.«
    »Brenda.«
    »Was wohl aus ihr geworden ist?«
    »Ich hab’ sie neulich auf der Straße gesehen – sie hat so getan als würde sie mich nicht kennen. Sie hat jetzt sehr kurze Haare und sieht ziemlich aggressiv aus.«
    »Eine militante Lesbe?«
    »Wahrscheinlich – aber ich bezweifle, daß es rein politisch ist Erinnerst du dich noch an ihren Zusammenbruch, als ich zu dir gezogen bin?«
    Wir nippten an unserem Wein und schwelgten in Erinnerungen.
    »Du willst mir was erzählen, stimmt’s?« fragte Daisy.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich lebe jetzt seit fast vier Jahren mit dir zusammen, mein Lieber, ich kenne dich. Ich hab’s dir schon angesehen, wie du reingekommen bist.«
    »Mein Gott, macht dir diese Vertrautheit nicht auch manchmal angst?«
    »Klar. Deswegen bin ich froh, daß du nicht ganz so intuitiv bist wie ich. Also, raus mit der Sprache.«
    »Das Mandat für Thirsts Berufung ist mir heute morgen angetragen worden. Ein Exsträfling hat’s gebracht.«
    »Und, willst du das Mandat übernehmen?«
    »Ein Mandat für einen Ganoven, der behauptet, mein Freund zu sein, überbracht von einem Exsträfling, der für eine der Solicitor-Gruppen mit dem schlechtesten Ruf von London arbeitet? Kommt nicht in Frage.«
    »Soviel ist dir die Sache nicht wert, stimmt’s?«
    »Genau.«
    »Du lügst.« Sie stocherte in ihrem Salat herum. »Du hast beschlossen, es zu machen.«
    »Nein.«
    »Nun, es ist deine Entscheidung – schließlich ist es deine Karriere. Ich werde mich da genausowenig einmischen wie du es bei mir machen würdest.«
    »Warum um Himmels willen sollte ich das machen? Schließlich hab’ ich dich immer unterstützt, und ich glaube, daß du ’ne tolle Lehrerin wirst.«
    »Ich hab’ nicht von meinem Job als Lehrerin gesprochen. Wie du weißt, ist meine wahre Begabung der Ladendiebstahl.«
    »Verstehe.«
    »Vielleicht auch der Einbruch. Erst neulich hab’ ich gelesen, daß die Zahl der Einbrecherinnen drastisch steigt. Ich glaube, ich werde mich in einem Fitneßstudio trimmen lassen und dann als Fassadenkletterin anfangen.«
    »Erwarte ja nicht von mir, daß ich dich verteidige, wenn sie dich erwischen.«
    »Keine Sorge – ich weiß, daß ich deiner Karriere nicht schaden darf. Da sorge ich lieber für einen schnellen Abgang.«
    Der Kellner brachte Daisys Lasagne und meine Spaghetti und schenkte uns Chianti nach. Er starrte Daisy an und fragte besonders freundlich, ob alles in Ordnung sei.
    »Wunderbar«, sagte Daisy und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Sie sind der glücklichste Mann Londons«, sagte er zu mir, »wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen. Wollen Sie noch eine Flasche?«
    »Wie sollte ich Ihnen widerstehen, wenn Sie mir solche Dinge sagen?«
    Er nickte. »Eine Flasche reicht nie, wenn man verliebt ist.«
    Daisy und ich sahen uns an und lachten.
    »Daisy, es ist einfach widerlich, wie du alle Männer aufgeilst.«
    »Nein, nein, mein Lieber, das Gegenteil trifft zu. Darf ich dich darauf hinweisen, daß nur unsere Leidenschaft diesen Effekt hat. Also, wie steht’s – sagst du mir jetzt die Wahrheit über die Berufung, oder muß ich ganz laut erzählen, wie ich neulich bei Boots fünf Packungen Tylenol, eine große Schachtel Kleenex und ein

Weitere Kostenlose Bücher