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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Päckchen Kondome geklaut habe?«
    »Das glaube ich dir nicht – wir benutzen keine Kondome, weil du die Pille nimmst, und Tylenol ist eine amerikanische Marke, die gibt’s hier praktisch nirgends. Aber wenn du mir versprichst, leise zu reden, könnte ich zugeben, daß ich mit dem Gedanken spiele, Oliver Thirst in seiner Berufungsverhandlung zu vertreten. Doch das letzte Wort ist in dieser Sache natürlich noch nicht gesprochen.«
    »Du spielst also mit dem Gedanken, so, so? Und was könnte dich dazu bewegen, dich positiv zu entscheiden? Vielleicht, wenn ich dir unterm Tisch einen blase?«
    »Daisy – nicht so laut, bitte.«
    »Na schön, du wolltest es ja so.« Sie suchte in ihrer Handtasche nach einem Stift und fing an, etwas auf eine Papierserviette zu schreiben. Als sie fertig war, reichte sie mir die Serviette:
    Vertrag zwischen Daisy Smith (im folgenden »Fellationierende«) und James Knight (im folgenden »Fellationierter«):
    Als Gegenleistung für den Entschluß des Fellationierten, Oliver Harry Thirst in seiner Berufung zu vertreten, verpflichtet sich die Fellationierende, zu einem Zeitpunkt und an einem Ort freier Wahl für den Fellationierten, oralen Sex mit dem Fellationierten durchzuführen – sieben Minuten lang oder bis der Orgasmus eintritt, je nachdem, was zuerst der Fall ist.
    »Hab’ ich das juristisch richtig formuliert? Du brauchst nur noch zu unterschreiben.« Daisy reichte mir den Stift, und ich unterzeichnete die Serviette. Sie seufzte. »Ich nehme an, du willst die Bezahlung bis nach dem Essen verschieben, oder?«
    Wir leerten zwei Flaschen Chianti, was wir selten taten. Der Kellner winkte uns fröhlich nach, als wir das Lokal händchenhaltend verließen. Erst an der frischen Luft merkte ich, wie betrunken ich war.
    »Ich begleite dich noch zu den Chambers zurück«, sagte Daisy.
    Wir überquerten die Holborn Street und gingen ein bißchen schwankend die Chancery Lane hinunter. In der Nähe von Lincoln’s Inn blieben wir plötzlich gleichzeitig stehen. Die Serviette befand sich in meiner Tasche.
    »O je«, sagte ich. Ich hatte eine Erektion; das Gehen war alles andere als angenehm.
    Daisy legte ihre Hand auf mein Glied. »Bring mich irgendwohin, wo wir allein sind, Jimmy, bitte. Ich will dich – sofort.«
    Der Weg die Chancery Lane hinunter, über die Fleet Street und die Middle Temple Lane entlang zu meinen Chambers war mir noch nie so lang vorgekommen. Es fiel mir schwer, mich auf praktische Dinge wie das Überqueren der Straße zu konzentrieren. Der Gedanke daran, mit ihr zu schlafen, war zu einer Obsession geworden. Ich war aggressiv, wollte mich dafür rächen, daß sie meine Begierde so sehr entflammte.
    Ich schämte mich nicht, als uns Michael auf der Treppe begegnete, obwohl ich irgendwie ahnte, daß ich es später tun würde. Ich hatte das Gefühl, daß er ein wenig enttäuscht aussah. Meine Absicht war wohl trotz meines höflichen Lächelns ziemlich klar.
    Sobald wir im Zimmer waren, schloß ich die Tür, drückte Daisy heftig dagegen und schob ihr mit der gleichen Bewegung die Hand unter den Rock.
    »Willst du, daß ich meine Seite des Vertrags erfülle?« fragte Daisy.
    »Nein, dazu begehre ich dich viel zu sehr.«
     
    Es gibt Augenblicke – normalerweise schreibt man das nicht auf –, in denen man das Gefühl hat, seiner Geliebten seine ganze Manneskraft und seine halbe Seele geschenkt zu haben. Wir lagen auf dem Boden und sahen uns beschwipst und erschöpft an.
    »Wow«, sagte Daisy.

[15]
    Meine Vorbereitungen auf Thirsts Berufungsverhandlung erforderten es, daß ich ihn in Wormwood Scrubs, einem von dem halben Dutzend Männergefängnissen, die noch aus viktorianischen Zeiten stammen und chronisch überfüllt sind, besuchte Solche Besuche waren für mich nichts Neues, doch das hier war etwas anderes. Zwischen uns war so etwas wie ein Band. Ich spürte, wie er mich zu sich hinzog.
    Als sich eins der Stahltore nach dem anderen für mich öffnete und hinter mir wieder schloß, kam ich mir vor wie ein aufgeregter Taucher, der in einen schwarzen See springt. Ich hatte ebenfalls so etwas wie eine Sauerstoffversorgung dabei, nämlich mein Recht zu gehen, wann ich wollte, aber je tiefer ich in das Gefängnis eindrang, desto größer wurde die Gefahr, daß ich nicht mehr herauskommen würde.
    »Gefangener?«
    »Oliver Harry Thirst.«
    »Besucher für den Gefangenen Nummer siebenhundertzweiunddreißig Thirst.«
    »Thirst – siebenhundertzweiunddreißig!« Sein Name und seine

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