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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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kicherte, sie lächelte freundlich.
    Ich hatte meinen besten Wein aufgemacht, einen Chassagne-Montrachet, von dem ich wußte, daß er ihr schmecken würde, trotz ihrer Prinzipien. Wir leerten die Flasche, knabberten dazu Käse und redeten über alles, nur nicht über das, was uns wieder zusammengebracht hatte. Sie unterrichtete noch immer Englisch an einem Polytechnikum und glaubte nach wie vor fest an einseitige nukleare Abrüstung. Sie war über die neuesten Trends im Feminismus auf dem laufenden und haßte die Polizei aus Prinzip.
    »Haben sie dir zugesetzt?«
    »Mir mit Sicherheit schlimmer als dir. Sie haben’s geschafft, daß ich mir vorgekommen bin wie eine Nutte, wie eine Mordverdächtige, wie ein Gangstergroupie, und das alles in nur zehn Minuten. Sie geben einem das Gefühl, schmutzig zu sein, nicht wahr – als ob man überhaupt keine Privatsphäre hätte.«
    Ihr Blick forderte mich auf, ihr zuzustimmen.
    »Sie tun nur ihre Arbeit – ich weiß, ich weiß, wie Eichmann. Fangen wir lieber nicht davon an.«
    Aus Gewohnheit wappnete ich mich gegen einen Streit, doch sie zuckte nur mit den Achseln und lächelte.
    »Hast du immer noch die ganzen Hitchcock-Filme in Schwarzweiß?«
    Der zweite Montrachet wurde geleert, während wir Fenster zum Hof ansahen. Als der Film zu Ende war, war es so kalt geworden, daß wir eng aneinander gekuschelt dasaßen.
    »Wollen wir drüber reden?«
    »Noch nicht, James – lieber nicht.«
    Ich hustete. »Du hast den Rest des Hauses noch nicht gesehen.«
    Ich hielt den Atem an. Sie verzog das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln, ließ mich aber ihre Hand nehmen und sie zur Treppe führen. Es erschien mir wie das natürlichste von der Welt, sie in mein unordentliches Schlafzimmer zu führen, als wären acht Jahre zu fünf Minuten zusammengeschrumpft. Sie stellte sich ans Fenster und schaute, den Rücken mir zugewandt, zur Straße hinunter. Ich küßte ihren Nacken.
    »Ich habe einen Schock erlitten, James – weißt du das?«
    »Ja. Deswegen bist du hergekommen, und deswegen haben wir so viel getrunken, und deswegen machen wir das jetzt. Das ist ganz natürlich.«
    »Machen wir das tatsächlich?«
    »Meinst du: ob das wirklich passiert? Du kommst mir wirklicher vor als alles andere in meiner Welt.«
    »Ja? Wirklicher als das Recht?«
    »Viel.«
    »Wirklicher als Gott?«
    »Den würde ich jederzeit für dich eintauschen.«
    »Wirklicher als deine Karriere?«
    Ich seufzte. »Ehrlich gesagt, habe ich die Schnauze ziemlich voll von meiner Karriere.«
    Sie hielt meine Handgelenke. »Mein Gott, James! Das ist nicht richtig. Nicht heute nacht.«
    »Willst du, daß ich aufhöre?«
    Einen Augenblick erstarrte ihr Körper, dann ließ sie sich rückwärts in meine Arme sinken.
    »Die Nachbarn werden’s sehen.«
    Ich sagte: »Dann zieh die Vorhänge zu.«
    Nachdem sie die Vorhänge zugezogen hatte, drehte sie sich mit weit geöffneter Bluse um, die ich ihr aufgeknöpft hatte. Sie legte die Arme um meinen Nacken.
    »Ich höre auf, wenn du es sagst«, flüsterte ich.
    »Hör auf.«
    »Das kann ich nicht.«
    Sie lächelte, schloß die Augen, legte den Kopf zurück. »Deine Hände zittern.«
    »Es ist so lange her. Dich so zu berühren, bringt mich zum Zittern.«
    »Du mußt nichts erklären.«
    »Willst du wirklich, daß ich aufhöre?«
    Sie stöhnte. »Nicht jetzt.«
     
    Als ich später mit ihrem Ohr spielte, sagte ich: »Weißt du was? Als sie hier waren, habe ich etwas Merkwürdiges getan – ich habe gestanden.«
    Ihr Körper spannte sich an, als denke sie nach.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe ihnen gesagt, daß ich ihn umgebracht habe.«
    Sie hob den Kopf, bis sich die Sehnen in ihrem Hals anspannten. » Was hast du getan?«
    »Ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich war mir sicher, daß sie mich nicht wirklich verdächtigen, ich wollte sie provozieren.«
    »Sie haben dich nicht ernst genommen?«
    »Nein. Ich hab’s wie einen Witz erzählt – ich hab’ gesagt, in den letzten elf Jahren hätte ich ihn in meiner Phantasie täglich ermordet. Anscheinend waren sie erleichtert. Aber ich bin mir sicher, daß sie ein verstecktes Mikro dabei hatten. George Holmes hat einen Platz für einen unauffälligen Übertragungswagen freigelassen, was bedeutet, daß das Gespräch mit mir aufgezeichnet wurde. Ich weiß nicht genau, was sie vorhatten.«
    »Aber warum, um Himmels willen, hast du das gesagt? Warum?«
    Ich liebkoste ihre Brüste mit meinen Lippen. »Ich weiß es wirklich nicht.

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