Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
Daisy.
    »Keine Sorge, ich mach’ nichts damit. Aber verführerisch ist die Sache schon.«
    »Das könnte doch jeder Volkswagen sein.«
    Wir sahen durch den Metallzaun hinaus auf die Straße. Soweit ich es überblicken konnte, befand sich dort nur ein einziger Volkswagen, ein alter, rostiger Käfer.
    »Was wollen wir wetten, daß es der da drüben ist?« fragte Thirst.
    »Ich halte dagegen«, sagte ich.
    »Warum nicht?« fragte Daisy.
    »Die Schlüssel gehören zu einem Minibus, nicht zu einem Käfer.«
    »Du täuschst dich«, sagte Thirst. »Zu dem Käfer.«
    »Wollen wir wetten?«
    »Ja, ’nen Fünfer.«
    »Und wie sollen wir das rausfinden?«
    Thirst und ich sahen Daisy an.
    »Tja, ich mit meinen Vorstrafen kann das nicht riskieren«, sagte Thirst.
    »Ich auch nicht, aus dem entgegengesetzten Grund«, sagte ich.
    Daisy sah mich an. »Soll das heißen …?«
    »Nein, nein.«
    »Ist ja nichts dabei, wenn man den Schlüssel mal ins Schloß steckt«, sagte Thirst.
    »Und das nach dem Vortrag, den du mir letzte Woche gehalten hast?« sagte Daisy.
    Thirst zuckte mit den Achseln. »Vielleicht war ich ein bißchen zu streng. Bist gar nicht so ungeschickt, wenn’s drum geht, Sachen zu klauen.«
    Wieder sah Daisy mich an.
    »Wenn du den Schlüssel ins Schloß steckst, ohne den Wagen stehlen zu wollen, hast du nichts Unrechtes getan.«
    Daisy grinste süffisant und stand ohne ein weiteres Wort auf. Wir sahen ihr nach, als sie durchs Tor hinausging und sich mit den Händen hinterm Rücken gegen den Wagen lehnte. Sie kehrte mit einem Grinsen zurück.
    »Oliver hat gewonnen. Es ist der Wagen.«
    Ich holte fünf Pfund aus der Tasche und gab sie Oliver. Wir tranken schweigend unser Bier.
    »Das war ziemlich professionell, Daize, wie du dir den Wagen vorgenommen hast«, sagte Thirst.
    »Danke, Oliver.«
    »Was meinst du, James?«
    »Zu professionell.«
    »Nein, man kann gar nicht professionell genug sein. Weißt du, es gibt nicht viele Leute, mit denen ich so ’nen Wagen knacken würde, aber mit Daize könnte ich mir’s überlegen.«
    »Aber das ist ein Vergehen und wird mit einer Geld- oder Haftstrafe geahndet«, sagte ich.
    Thirst beugte sich ein wenig vor. »Da siehst du mal, wie die Mittel verteilt werden, Daize. Kostet Millionen, so ’nen harmlosen Autodieb einzulochen, aber die großen Wirtschaftskapitäne können ruhig das Land ausbluten lassen. Das ist keine Gerechtigkeit, sondern die Unterdrückung einer Schicht durch eine andere. Deswegen hätte ich Lust auf so was.«
    »Aber der Besitzer würde dich sehen«, sagte ich.
    Thirst sah sich um. »Glaub’ ich nicht. Die sind alle mit Trinken und Quatschen beschäftigt.«
    Damit hatte er nicht unrecht. Der selten laue Abend und der Alkohol hatten sogar die ansonsten eher schweigsamen Londoner redselig gemacht.
    »Es ist ein Vergehen«, wiederholte ich.
    »Oliver hat trotzdem recht«, sagte Daisy. »Denk doch bloß an das Geld, das die dafür ausgeben, daß sie die Arbeiterschicht unter der Knute halten, aber die Reichen dürfen sich alles erlauben.«
    »Ich verbiete dir, den Wagen zu stehlen«, sagte ich.
    Sie wurde rot. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Ich hab’ gesagt, ich verbiete es dir. Du setzt meine Karriere aufs Spiel.«
    »Verbieten? Du verbietest es mir? Nimm das Wort zurück, sonst klau’ ich den verdammten Wagen wirklich.«
    »Ich wiederhole: Ich verbiete es dir.«
    Daisy wandte sich mit wütendem Gesicht Thirst zu, der grinste.
    »Keine Sorge, James, sie klaut die Kiste schon nicht. Für so was braucht man Nerven, das ist was anderes als so ’n kleiner Ladendiebstahl.« Daisy starrte ihn an. »Aber wenn du’s ernst meinst, hätte ich nichts gegen ’ne kleine Spritztour.«
    Daisy wandte sich an mich. »Ich geb’ dir ’ne letzte Chance. Nimm zurück, was du gesagt hast.«
    »Ich verbiete es«, sagte ich stirnrunzelnd. »Es wird Zeit, daß du folgendes verstehst, Daisy: Es gibt Situationen, in denen der Mann zur Frau sagen kann ›Nein, das sind die Regeln, und gegen die darfst du nicht verstoßen‹.«
    Daisy stand auf. »Kommst du mit, Oliver?«
    Thirst lachte. »Moment mal. Ich komme mit, aber ich möchte nicht, daß die Leute sehen, wie ich den Pub mit dir zusammen verlasse. Hier kennen mich zu viele Leute. Ich treff mich ’n Stück weiter die Straße rauf mit dir. Klau den Wagen und gib mir zehn Minuten Zeit. Wir treffen uns in der Willoughby Road, und dann machen wir ’ne kleine Spritztour.«
    Thirst winkte Daisy noch einmal heran, dann

Weitere Kostenlose Bücher