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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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flüsterte er ihr zu: »Halt den Schlüssel in der rechten Hand, wenn du auf den Wagen zugehst, dann mußt du nicht erst lang rumfummeln. Die Karre ist alt, also kannst du ruhig grob damit umgehen – reiß die Tür auf, tu so, als ob du das Ding schon jahrelang hättest. Und paß auf, daß die Räder beim Losfahren nicht durchdrehen. Das machen bloß Anfänger, weil sie Schiß haben.«
    Daisy nickte, starrte mich einen Augenblick lang verächtlich an und ging dann aus dem Pubgarten. Sie versuchte, sich an Thirsts Anweisungen zu halten, war aber leichenblaß vor Angst, als sie die Wagentür aufmachte. Nachdem sie weggefahren war, rief Thirst die Polizei.
    Als wir in der Willoughby Road ankamen, waren schon zwei Polizeiwagen da. Daisy zitterte wie Espenlaub. Sie sah zerbrechlich, fast nackt aus in dem knappen Rock und dem dünnen Pullover. Ich sah, daß sie geweint hatte und kurz vor einem hysterischen Anfall stand. Ich drückte mich in eine Ecke, während Thirst zu den Polizeibeamten ging und ihnen erklärte, daß es sich um einen Irrtum handelte. Er hatte den Wagen vor einer Woche gekauft und die Papiere in der Tasche. Daisy war eine Freundin, und natürlich durfte sie den Wagen fahren. Er wußte nicht, wer die Polizei gerufen hatte.
    »Warum haben Sie das nicht gesagt?« herrschte einer der Polizisten Daisy mit einem Blick auf die Wagenpapiere an.
    »Wahrscheinlich haben Sie ihr keine Gelegenheit dazu gegeben. Leute wie ihr erschreckt solche Mädels einfach«, sagte Thirst. »Einschüchterung nennt man das. Alles in Ordnung, Schätzchen?« fragte er Daisy.
    Sie nickte, offenbar unfähig zu sprechen.
     
    Es dauerte Tage, bis sie wieder mit mir redete.
    »War wahrscheinlich ein Mordsspaß für dich, daß ich mich zum Narren gemacht hab’, oder?«
    »Verstehst du denn keinen Spaß?«
    »Kapierst du nicht, was er macht?«
    »Er wollte dir nur eine Lektion erteilen.«
    »Wenn du das glaubst, bist du ganz schön naiv. Kapierst du nicht, daß er versucht, einen Keil zwischen uns zu treiben?«
    »Weil er dich will?« fragte ich sie höhnisch.
    »Ich hab’ nicht gesagt, daß er mich will.«

[29]
    Als Thirst seinen Schulabschluß in der Tasche hatte, veranstaltete er eine Party.
    Hogg war da und Eleanor ohne Mann sowie ein paar andere Bewährungshelfer, ein Sozialarbeiter, der Thirst gut kannte, ein Polizist, den ich einmal ins Kreuzverhör genommen hatte, ein paar Schüler von Thirsts Schule und eine ganze Reihe Leute, die ich noch nie gesehen hatte.
    Er hatte die Leute von der Schule überredet, ihm für einen Abend einen ihrer Säle zur Verfügung zu stellen. Es war ein kleiner Raum mit grauem Linoleum und einer Bühne mit Vorhang. Die Getränke, Bier und billigen Wein, schenkte ein Exsträfling hinter einem Tapeziertisch in Styroporbechern aus. Dieser Exsträfling hatte sich für die Alternativen entschieden: Er hatte lange Haare, trug einen Ring im Ohr und redete mit aufgesetzt amerikanischem Akzent. »Wein, Lady?« fragte er Daisy.
    Weder Thirst noch Chaz ließen sich zu Anfang des Abends blicken, was bedeutete, daß die Leute, die sich untereinander kaum kannten, ihre Gespräche mit der Frage »Wo ist Oliver?« beginnen konnten.
    »Er hat gesagt, er kommt ein bißchen später«, erklärte ich einer jungen Frau mit orangefarbenen Haaren.
    »Ach! Sie sind also einer von den feinen Pinkeln«, sagte sie.
    Es herrschte strikte Trennung zwischen den Leuten aus Thirsts trüber Vergangenheit, die sich schick gemacht hatten und sich mit breitem Cockney-Akzent unterhielten, und uns anderen. Ich fühlte mich sofort unwohl, was zu Spannungen zwischen Daisy und mir führte.
    »Du kriegst wieder eine von deinen Launen«, sagte sie.
    »Nein, stimmt nicht.«
    »Ich spür’s doch. Ich merke, wie du Paranoia kriegst.«
    Ich entdeckte Eleanor und James Hogg auf der anderen Seite des Raumes.
    »Blödsinn. Du weißt, daß ich Partys liebe – besonders solche.«
    »Versuch dich ein bißchen zu amüsieren, Jimmy, mir zuliebe. Du weißt doch, wie wichtig Oliver die Sache ist.«
    Daisy rügte mich bei gesellschaftlichen Anlässen oft wegen meines mangelnden Interesses, doch wenn Leute wie der Polizist, den ich einmal ins Kreuzverhör genommen hatte, auf mich zukamen, wurde sie neidisch.
    »Schön, Sie wiederzusehen«, sagte der Polizist.
    »Das ist noch ’ne größere Lüge als die, die Sie im Zeugenstand erzählt haben«, sagte ich. Er lachte.
    »Wer war denn das?« fragte Daisy.
    »Nur wieder so ein korrupter Bulle.«
    »Mein Gott,

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