Eine Reise beginnt
Ihre Hütte stand am Rande einer kleinen Fischersiedlung. Die Menschen hier sahen denen aus Triminort ähnlich. Hier gab es jede nur erdenkliche Haar- und Hautfarbe, die Indo schon kannte. Kaum ein Küstenbewohner sah den Targuneranern vom Schiff ähnlich. Diese Tatsache verwirrte den Halbkobold, doch vielleicht war das typisch für Küsten- und Hafenbewohner. Die einfachen Menschen hier hatten vor allem schlichte und praktische Wollhosen und grob gewirkte Hemden an. Nicht selten waren diese Kleider durch ihre schweren Arbeiten auf Booten oder dem Feld zerschlissen. Der kleine Kobold brauchte jedoch nicht lange, um einen für das ganze Dorf angelegten Waschplatz zu entdecken. Schnell wickelte er sich zum trocknen ausgelegte Kleider für eine Frau zusammen und kletterte durch das kleine Dachfenster zurück in die Hütte.
Eliáhl hatte sich schnell umgezogen. Gewand arbeitete sie sich zu der kleinen Dachluke hinauf und sah vorsichtig nach draußen. Die Sonne ging gerade unter und allmählich hüllte sich alles in Dunkelheit. Kleine Lagerfeuer zeigten, wo sich die Piraten vom Schiff niedergelassen hatten. Die Dorfbewohner waren in ihre Hütten eingekehrt und der Ort wirkte unnatürlich ruhig und verlassen. Es sah sogar so aus, als hätten sie den Befehl dazu erhalten.
Die Hütte mit Lihn wurde gut bewacht und Eliáhl musste sich sehr vorsichtig und langsam über das Dach bewegen. Indo, der ihr hinterher geklettert war und am Fenster zurück blieb, bewunderte ihre für Menschen ungewöhnlich lautlose und unauffällige Art.
Eliáhl sprang an einer dem Boden sehr nahe kommenden Stelle vom Dach und huschte schnell zum Dorf der Küstenbewohner. Sie streifte durch die Straßen einer dreckigen, aus Stein erbauten Siedlung. Je weiter sie kam, umso höher wurden die Wände und Mauern und umso eher glich sie einer Festung. Selbst der eigentliche und etwas abseits gelegene Hafen konnte mit großen schweren Toren verriegelt werden. Die Tore mussten tief in das Wasser reichen und ein Durchtauchen unmöglich machen.
Eliáhl hatte ihre seltsam geformten Ohren unter einem hier üblichen kleinen Kopftuch versteckt und bettelte wie viele der Menschen in den Straßen. Der Boden bestand aus unbefestigtem Lehm, war aufgeweicht und hatte sich mit Dreck und Kot vermischt. Anders, als unten am Strand waren hier im Inneren der Stadt die Straßen belebt. Die Targuneraner gingen ihren Geschäften nach und Bettler, Kranke und Sterbende lagen überall herum. Ein paar rot und schwarz gekleidete und vermummte Gestalten suchten unermüdlich nach Toten und trugen diese zu großen hölzernen Karren. Die meisten Häuser waren auf kleinen festen, unzählig vielen Holzpfählen erbaut um nicht von unten her feucht und modrig zu werden. Alles sah verwahrlost und herunter gekommen aus. Manche Targuneraner hatten ihre Behausungen mit seltsamen und sehr bunten Symbolen und Bildern bemalt die fast immer entweder mit Göttern, dem Fischfang oder mit der Obrigkeit zu tun hatten. Eliáhl fing viele verschiedene Gerüche ein. Unangenehmes vermischte sich mit dem Geruch von gegrilltem und geröstetem Fisch und verbranntem Gebäck. Die Halbelfe bog um eine Ecke und sah vor sich den Marktplatz liegen. Die Händler hatten ihre Geschäfte und Buden mit Fackeln erleuchtet und es war sehr laut. Eine Menschentraube verdeckte Eliáhl die Sicht und so bahnte sich das Mädchen ihren Weg durch die Menge nach vorne. Als sie soweit gekommen war, um sehen zu können, warum die Leute hier standen, erschrak sie zutiefst. Vor ihr war jemand wie ein Verbrecher mitten auf dem Marktplatz ausgestellt worden. Er war sehr klein und gedrungen. Seinem Aussehen nach musste es Borion Drum Wurwur sein. Fünf Wachen umgaben ihn, damit das gaffende Volk ihn nicht berühren konnte. Die Targuns mussten nicht viel von Zwergen halten, denn sie beschimpften und warfen mit allerlei faulem Obst nach ihm. Eliáhl wendete sich ab. Nach einer kleinen Pause kaufte sie sich dann von dem erbettelten Geld etwas zu Essen und stahl sich zurück zu Lihn und Indo. Mehr wollte sie für den heutigen Abend nicht in Erfahrung bringen. Den Test, den sie sich selbst gestellt hatte, unauffällig wie ein Mensch dieser Gegend zu wirken, hatte sie bestanden.
In den nächsten Tagen beobachteten Indo und die Hablelfe, wie ein Trupp zusammengestellt und Reisevorbereitungen getroffen wurden. Es sah so aus, als ob die meisten der Gefangenen weiter ins Hinterland gebracht werden sollten. Fünf Matrosen der Harvel wurden
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