Eine Reise beginnt
Hals- und Handketten dazu. Koperian schauderte vor Entsetzen.
- Metall war für jeden Elfen etwas furchtbares, etwas Unnatürliches und in eine Form Gezwungenes und jede Berührung damit tat ihnen weh. –
Der Priester erkannte Koperians Panik und Hilflosigkeit sofort. Kalt lächelte der Targuneraner den Druiden an.
- Er hatte gewonnen -, Dachte der Priester voll Selbstzufriedenheit. - So schnell hatte er sich einen Sieg über das fremde und unnahbar hübsche Wesen nicht erhofft. Die Sagen erzählten viel über mächtige Elfenzauberer, aber niemals etwas über ihre Unfähigkeit im Bezug auf Metall. -
Koperians Geist arbeitete. Er unterdrückte seine Panik und verhielt sich ganz still. Der Priester schien abzuwarten und den Elf erst einmal in Ruhe zu lassen.
- Kleine und kurze Kräfte müssten auch das bisschen Metall am Fuß überwinden können -, dachte dieser und versuchte sich seine ersten kleinen Lehrlingskräfte ins Gedächtnis zurück zurufen.
- Es war schon sehr lange her, dass er diese Kräfte beschworen hatte –, Koperian versuchte seine Gedanken in die Form eines grauen Wolfes fließen zu lassen.
„ Ehg silah eremdihl nihon", rief er und zuckte vor Schmerzen zusammen. Aus seinen Augen formte sich eine graue Wolke die sich zu jenem Wolf formte und verdichtete.
- Es klappte! Der Wolf war frei! -, sofort griff Koperian die Soldaten an und versuchte die Metallbänder zu erhaschen.
„ Zar zan ukonat poccpor haoaß ranth´a", rief der Priester und Koperian schrie auf. Der Wolf stand nun einer feuerroten aber kalten Flammenwand gegenüber die ihn einkreiste und langsam verbrannte.
Koperian war blind vor Schmerz. Wilde bunte Punkte tanzten wirr in der Dunkelheit. Der Druide blieb ganz ruhig liegen und sah mit Panik auf die Menschen, die sich ihm jetzt wieder näherten. Die Soldaten kamen und hielten ihn fest. Ein Dritter, der den Raum betreten hatte, schloss die erste Kette um Koperians Hals. Das Metall brannte auf der Haut. Erniedrigt und resignierend ließ der Elf die Soldaten arbeiten. Er spürte das giftige Kalt des Metalls und ergab sich in ein Schicksal, welches voll Furcht und Ungewissheit vor ihm lag. Jetzt wusste er, warum seine Schiffsgenossen solche Angst vor den Targuneraner gehabt hatten. Er konnte es jetzt nachempfinden. Hilflos saß er zu, wie ihn die Fremden mit ihren Ketten peinigten und ihn zu ihrem Spielzeug machten.
Gegen Nachmittag wurden Indo, Eliáhl und Lihn aus ihrem Schlaf gerissen. Rufe an Deck kündigten das Erreichen des Hafens an und ein kurzer Ruck bedeutete, dass sie an einem Kai angelegt hatten. Auf Deck hörten sie viele Schritte und Stimmen. Indo versuchte sich bewusst unsichtbar zu machen. Die Unsichtbarkeit hatte ihn immer heimgesucht, wenn er starke Gefühle empfunden hatte. Jetzt rief er sich die Fremden ins Gedächtnis und steigerte damit seine Angst. Als die Tür zum Frachtraum aufgerissen wurde, wechselte der Gambur erst in Durchsichtigkeit und schließlich in seine Unsichtbarkeit. Leise kletterte er auf das weiße Pferd und setzte sich auf dessen Rücken. Eliáhl war in ein Fass geklettert und hatte den Deckel von Innen verriegelt. Eine ganze Truppe Targuneraner stapfte in den Frachtraum um diesen zu entladen. Lihn war eines der ersten Gepäckstücke. Vorsichtig führten sie sie mit dem Halbkobold auf dem Rücken über schmale, aber feste Holzbalken von Bord. Als sie an dem Priester vorbei geführt wurden, lief dem Gamburen ein Schauer über den Rücken. Schnell kletterte er auf die dem Priester abgewandte Seite des Pferdes. Dieser war gerade damit beschäftigt dem bewusstlosen Elfen eine Gefängnisgeige anzupassen. Plötzlich drehte er sich langsam zu Lihn um. Er sah aus, als hätte er in der Luft einen feinen Geruch bemerkt. Aufmerksam verfolgten sein Blick das Pferd bis es in einem Holzhaus verschwand. In dem Gesicht und in den Augen des Priesters war nicht zu erkennen, was er dachte.
In der Holzhütte hatte man ein kleines Abteil für Lihn hergerichtet und den Rest des Platzes mit den Gütern der Harvel gefüllt. Als es still wurde und die Fremden die Holzhütte von außen schlossen, öffnete Eliáhl ihr Fass und lief zu Lihn und Indo hinüber.
Die Halbelfe suchte mit ihren Augen nach Indo und zeigte mit den Händen auf ihre Kleidung. Der Gambur verstand sofort. Er sollte dem Mädchen landestypische Kleidung besorgen. Schnell sprang er auf, kletterte ins Dachgebälk und schlüpfte durch eine kleine Luke ins Freie. Vorsichtig sah er sich um.
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