Eine riskante Affäre (German Edition)
ganze Ozeane des Wahnsinns.
Er hörte nicht eher auf, bis sie seinen Namen keuchte. Bis sie nur noch zitterte.
Dann stützte er sich über ihr auf den Unterarmen ab und sah sie an. »Weißt du, Jess, vor einiger Zeit habe ich mir das Versprechen gegeben, dass du so wie jetzt splitternackt unter mir liegen und nur noch betteln und stammeln würdest. Es ist genauso großartig, wie ich es mir vorgestellt habe.«
»So sehr stammle ich noch nicht.«
»Dafür werde ich schon sorgen. Öffne die Augen. Ich möchte hineinblicken.«
Er schmiegte sich in voller Länge an sie und drang in sie ein. Sie hatte keine Ahnung, was er in diesem Moment in ihren Augen sah. Vielleicht Überraschung.
Sie jedenfalls sah Sebastian, der erst die ganze Welt über ihr und daraufhin in ihr einnahm. Er war genau das, was sie brauchte – stark, mächtig und alles andere als zaghaft. Ihre Erlösung setzte beim ersten Stoß ein und dauerte fort, solange er wieder und wieder und wieder in sie stieß.
»Bleib bei mir«, bat er.
Sebastian lag im Bett und sah zu, wie Jess sich das Nachthemd mit derselben natürlichen Anmut über den Kopf zog, mit der sie es abgelegt hatte. Im ersten Licht des Tages wirkte ihr Haar wie ein Wasserfall aus goldbrauner Seide. Ihr Körper war aufmerksam wie ein Tiger, glücklich. Und ihre Muskeln spielten sanft unter der Haut. So, wie sie aussehen sollte. Doch ihr Blick war traurig.
»Bleib hier«, wiederholte er.
»Die Dienstmädchen sind schon auf den Beinen. Ich habe nicht vor, für einen Skandal im Hause deiner Tante zu sorgen. Da wäre ich schön dumm.«
»Ich muss dir noch sagen, wie es weitergeht … «
»Ich kann nicht.« Sie war schon an der Tür. »Lass mich gehen und tun, was ich tun muss. Wir reden später darüber.«
Sie war auf dem Weg zu ihrem Vater. Etwas, das sie ganz allein tun musste, das ihr niemand auf Erden abnehmen konnte.
Letzte Nacht hatte er sich kurz mit Adrian getroffen. Whitby war derjenige von den beiden, den sie vor dem Henker bewahren konnten. Whitby würde den Rest des Lebens als Strafgefangener in New South Wales verbringen. Nicht leicht für einen alten Mann. Er würde leiden. Vielleicht war die Sache damit für ihn erledigt.
Das Leben ihres Vaters würde sein Hochzeitsgeschenk an Jess sein. Seine Rachegelüste hatte er überwunden. Josiah Whitby, verdammt sei seine Seele, hatte recht. Dies war der einzige Weg für ein gemeinsames Leben mit Jess.
»Heirate mich, Jess!«, sagte er.
Einen kurzen Moment lang blieb sie stehen und lehnte die Stirn gegen die Tür. »Sebastian … « Sie sah ihn nicht an. »Frag mich morgen noch mal.« Dann fummelte sie am Türknauf herum, und auf einmal waren diese geschickten Hände unbeholfen wie Pranken.
32
Ihr Name war Bridget, und sie kam aus dem County Mayo im Westen Irlands. Sie war eine Hure, eine sehr gute sogar, und genauso eine gute Beobachterin und habgierig wie eine Elster. Selbst in schicklicher Kleidung sah sie aus wie eine Person, die es für drei Pence an der nächsten Wand und für zehn Pence oben im Bett mit einem Kerl trieb.
Sie trank Ale aus einem großen Zinnkrug und wischte sich den Mund ab. »Sie ist weg. Die Kleine hat sich beim ersten Tageslicht aus dem Staub gemacht und diese lahmen Idioten abgeschüttelt.«
»Also allein.« Der Ire setzte die Ellbogen auf den klebrigen Tisch. »Hatte sie eine Tasche bei sich?«
»Glaubst du etwa, ich wär zu ihr marschiert und hätt’ sie gefragt? Herrje.« Sie nahm einen weiteren Zug. »Und ihr Mistkerle schuldet mir ein ganzes Pfund.«
»Später.«
Der Mann neben ihm auf der Bank sagte: »Wenn sie England verlassen will, wissen wir, wo sie zu finden ist.« Er sprang auf. »Gehen wir. Durch den Hinterausgang.«
»Ihr könntet mir ruhig den Drink bezahlen«, schimpfte die Frau. »Schweine.«
Pitney war nicht zu Hause. Seine Haushälterin sagte völlig verwirrt, dass er vergangene Nacht spät heimgekommen sei, eine Tasche gepackt und das Haus wieder verlassen habe. Im Lagerhaus war er auch nicht. Als Jess den Tresor überprüfte, stellte sie fest, dass das Bargeld fehlte. Also war Pitney kurz hier gewesen. Um noch mit der nächtlichen Flut auszulaufen, hatte er aber nicht genügend Zeit gehabt. Er befand sich nach wie vor in London.
Jess nahm eine Droschke zur Commercial Road, womit sie so weit in diese Gegend gelangte, wie sich der Kutscher hineintraute. Vernünftiger Mann. Sie zählte das Geld für ihn ab, während sich ihr Aufpasser diskret im Hintergrund hielt.
Zwar
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