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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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unter dem Leichentuch gesehen, und sie hatte am Grab ihrer Schwester gestanden und gehört, wie die Erde mit schrecklicher Endgültigkeit auf ihren Sarg gefallen war. Sie wusste, dass ihre Schwester tot war, und als folgsames Mitglied ihrer Kirche wusste sie auch, dass sie an Dinge wie Geister oder Gespenster nicht glauben durfte.
    Aber woher sollte ein amerikanischer Kapitän wie Nick Sparhawk soviel über ihre Schwester wissen?
    „Sie müssen einen Engländer hier an Bord getroffen haben, einen von Fotherills Männern, der meine Schwester kannte und ihnen all diese Dinge erzählt hat“, meinte Rose atemlos. Sie suchte verzweifelt nach einer vernünftigen Erklärung. „Man hat Lily oft in Portsmouth gesehen. Sie war eine Schönheit. Fast jeder in Hampshire könnte sie beschreiben.“
    „Und worin läge der Sinn?“, wollte er wissen. „Warum sollte ich mich für die leichtfertige Tochter eines Lords interessieren? Das Ganze war Lilys Idee, nicht meine. Sie zeigt sich nur mir, und gerade jetzt spielt sie mit mir, indem sie sich versteckt hält und mich an meinem Geisteszustand zweifeln lässt.“
    „Aber vielleicht …“
    „Nein, sagen Sie es nicht“, unterbrach er Rose in scharfem Ton und packte ihr Handgelenk fester. „Es gibt nichts, was Sie sagen könnten, das ich mir nicht auch schon gesagt habe. Kein Wunder, dass Sie und Gideon und wahrscheinlich auch jeder andere Mann an Bord inzwischen glauben, dass ich den Verstand verloren habe. Schließlich denke ich selbst hundertmal am Tag darüber nach.“
    Sie hob den Kopf und blickte Nick an. Verwundert stellte sie fest, dass sich ihre eigene Angst und Unsicherheit in seinem Gesicht widerspiegelte. Er hatte auf sie so stark gewirkt, so unbesiegbar, dass die Verzweiflung, die sie jetzt in seinen Augen sah, sie um so mehr verwirrte.
    „Zu ihren Lebzeiten hat meine Schwester mit mir auch solche Dinge getan“, sagte Rose stockend. Anderthalb Jahre war es nun schon her, seit Lily gestorben war, doch es schmerzte noch immer, über sie zu sprechen. „Wie Sie schon bemerkten, es war eines ihrer Spiele. Als wir noch Kinder waren, hat sie sich manchmal vor mir versteckt, bis ich vor Enttäuschung weinte. Dann kam sie wieder hervor, lachte, nahm mich in die Arme und nannte mich ein dummes Gänschen, weil ich mich fürchtete.“
    „Ja, das passt zu ihr“, bestätigte Nick grimmig. „Sie macht sich über mich lustig und betrügt mich, dann lacht sie und redet von Taschenspielertricks.“ Er sah an Rose vorbei und ließ den Blick durch die Kabine schweifen. „So wie jetzt. Schon wieder einer ihrer verdammten Taschenspielertricks.“
    „Und doch behaupteten Sie, Sie seien ihr nie begegnet“, flüsterte Rose und sah ihm prüfend ins Gesicht. „Wie um alles in der Welt soll ich Ihnen glauben?“
    „Sie werden mir glauben“, antwortete er fest. „Sie müssen es tun.“
    Ohne weiter darüber nachzudenken, zog er sie durch die offene Kajütentür hinter sich her und den Gang entlang zur Treppe. Auf den engen Stufen stolperte sie über ihren Rocksaum undtaumelte mit einem Aufschrei zurück. Sofort legte er seinen kräftigen Arm um ihre Taille und trug sie auf das sturmumtoste Deck.
    Rose lag so starr und steif an seinem Körper, dass er sich nicht wunderte, dass sie gestolpert war. Sie erinnerte ihn an einen wilden Vogel, der davonfliegen würde, sobald er ihn losließ, und er konnte spüren, wie schnell ihr Herz schlug. Er wusste, er hatte nicht das Recht, sie so zu halten, jedenfalls nicht, solange er ein ehrbarer Kaperfahrer sein wollte und nicht irgendein Pirat. Die Behandlung von Gefangenen war gesetzlich festgelegt, vor allem die von weiblichen mit adeligen Vätern.
    Aber er konnte Rose noch nicht loslassen. Vorher musste sie das mit Lily verstehen, und er musste ihr beweisen – und auch sich selbst – dass er nicht verrückt war. Und verdammt, er war es auch nicht.
    Nick atmete schwer, während er Rose dorthin mitnahm, wo das Schiff über dem Bugspriet und der Gallionsfigur darunter immer schmaler wurde, und wo keiner der Männer, die die erste Wache hatten, sie hören konnten. Er drückte Rose fest an seine Brust, den Arm hatte er um ihre Taille gelegt, um sie gegen die Bewegungen des Schiffes zu schützen.
    Es war fast dunkel. Die letzten Strahlen der Abendsonne erhellten im Westen den Horizont, während der Himmel darüber allmählich schwarz wurde. Die Sichel des Neumondes hing tief über der See, während der Sturm die Angel Lily so schnell vorantrieb,

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