Eine Rose fuer Captain Sparhawk
so leichter können Sie mich doch wie einen Narren dastehen lassen, oder?“
„Wie bitte, Captain Sparhawk?“ Unbehaglich warf Rose noch einmal einen Blick über ihre Schulter. Hobb, der Seemann, hatte ihr gesagt, dass der Kapitän verrückt geworden sei. „Vielleicht sollte ich zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen.“
„Nein, Miss Everard – Miss Rose Everard – Sie bleiben genau da, wo Sie sind.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar, als er den Blick abwandte von dem leeren Platz am Fenster und Rose anschaute.
„Sie halten mich für verrückt, nicht wahr?“ Seine grünen Augen funkelten. „Sie glauben, ich sehe Gespenster? Einer, der mit Geistern spricht wie ein Irrer?“
Ehe Rose antworten konnte, klopfte es wieder an der Tür.
„Ihr Abendessen, Sir“, sagte der Junge und balancierte das schwere Tablett auf beiden Händen. „Alles so, wie Sie es wollten, Sir. Gebratene Zwiebeln, Käse und etwas von dem Schinken, den der Koch aufgehoben hat vom letzten Sonntag, wegen der Lady.“
„Stell alles dort auf den Tisch“, befahl Nick und griff nach einem sauberen Hemd. Er würde Lily nicht den Gefallen tun und sie ansehen. Er wusste, sie erwartete, dass er sich für ihre Einmischung bedankte, aber zum Teufel mit ihr, das würde er nicht tun. „Und dann lass uns allein.“
Rose senkte den Kopf, damit er das Lächeln nicht bemerkte. Sie freute sich, als der Junge das Essen servierte. Es war so lange her, dass irgendjemand etwas getan hatte, um sie zu erfreuen.
Aber er ist noch immer dein Feind, Rose. Das darfst du nicht vergessen, und du musst auf der Hut sein. Und er ist ein gefährlicher Mann.
Ein sehr gefährlicher Mann …
Sie nickte dem Jungen zu, als er die Kabine verließ, dann ging sie zum Tisch und legte die Hände auf eine der Stuhllehnen. Der Duft des gerösteten Brotes mit Käse, und die Zwiebeln, die so geschickt zubereitet waren, dass die Ringe sich gerade voneinander lösten, erinnerten sie daran, wie lange es her war, seit sie an Bord der Commerce gefrühstückt hatte.
„Es ist sehr freundlich von Ihnen, dies für mich zu tun, Captain Sparhawk“, bemerkte sie vorsichtig und konzentrierte sich auf das geschnitzte, polierte Holz unter ihren Fingern und nicht auf den Mann gegenüber. „Wirklich, sehr freundlich, vor allem, weil wir doch Feinde sind.“
„Sparen Sie sich Ihren Dank“, erwiderte er kurz angebunden und ließ sich auf den zweiten Stuhl fallen, ohne zu warten, bis sie sich gesetzt hatte. Er spießte mit dem Messer eine Zwiebel auf und hob sie an den Mund. Er war so verwirrt, dass er sich absichtlich wie ein Flegel aufführte, aber es war ihm egal. Lily hatte gesagt, er sei ein Gentleman, er selbst hatte das niemals behauptet. „Ich habe nichts damit zu tun.“
Rose runzelte die Stirn und strich mit den Fingern beunruhigt über die Lehne. „Aber dies ist Ihre Kajüte, und es ist Ihre Mannschaft. Wer sonst könnte so etwas angeordnet haben?“
„Wer sonst?“ Er lehnte sich zurück und lachte freudlos. „Das einzige Wesen, das sich um so etwas kümmert. Ihre Schwester Lily.“
5. KAPITEL
„Meine Schwester Lily.“ Roses Stimme klang völlig ausdruckslos. Sie war zu verwundert über seine unglaubliche Behauptung, um etwas anderes sagen zu können. Erst nach einer Weile fügte sie hinzu: „Darf ich fragen, Captain Sparhawk, wie Sie darauf kommen, dass dies möglich sein könnte?“
„Weiß der Teufel, denn ich habe keine Ahnung.“ Nick nahm ein Stück von dem gebackenen Käse und schob ihn sich in den Mund. „Und Lily hat sich mir auch nicht anvertraut.“
„Natürlich nicht.“ Da war noch die Möglichkeit, die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass er einer von Lilys weniger angesehenen Verehrern gewesen war und vielleicht noch nicht von ihrem Tod gehört hatte. „Sie kannten meine Schwester, Sir?“
Nick zuckte die Achseln. Sein offenes Hemd glitt dabei über die Schultern. „Das kommt darauf an, was Sie unter Kennen verstehen. Aber es gibt keinen Zweifel daran, dass sie mir in den letzten fünf Tagen genügend Schwierigkeiten bereitet hat mit ihren Torheiten.“
„Dann haben Sie sie nicht gekannt“, entgegnete Rose scharf, „und es ist sehr grausam von Ihnen, Sir, etwas anderes zu behaupten. Es ist völlig unmöglich, Sir, dass Lily mit irgendwelchen ‚Torheiten’ Ihnen Schaden zufügen konnte. Sie haben nicht das Recht, meiner Schwester irgendetwas vorzuwerfen, denn sie ist vor achtzehn Monaten gestorben, möge Gott ihrer
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