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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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dass sie beinahe über das Wasser zu fliegen schien.
    „Sie können ihre Anwesenheit hier spüren, oder?“, fragte Nick mit heiserer Stimme. Er sprach ganz nahe an ihrem Ohr, damit sie ihn trotz des Windes hören konnte. „Sie ist hier irgendwo ganz in der Nähe, auf dem Schiff oder im Wind. Lily ist hier.“
    Rose schloss die Augen und versuchte, sich in dieser Welt zurechtzufinden, die auf einmal aus den Fugen geraten zu sein schien. Sie hätte sich kaum hilfloser als jetzt fühlen können, wenn sie über Bord gefallen wäre. Es war schon schlimm genug, dass der Feind sie gefangen genommen hatte und sie hier am Bug stand, seinem Willen ausgeliefert, während tief unter ihr das Meer rauschte.
    Aber es war schlimmer als das. Viel schlimmer, denn sosehr sie auch versuchte, an etwas anderes zu denken, so spürte sie doch nur zu deutlich, wie ihr Körper gegen Nicks harte, muskulöse Brust gepresst wurde und wie mühelos er sie mit seinem Arm festhielt. Das dünne Leinen seines Hemdes und der Stoff ihres Kleides schienen sich zwischen ihnen aufzulösen, und ihre vielen Unterröcke boten keinen wirklichen Schutz, als sie sich angespannt gegen ihn lehnte.
    Es war Lilys Schuld, dass sie nachgegeben hatte. Wenn er nicht von Lily gesprochen hätte und davon, dass sie ihn auf unerklärliche Weise besuchte oder verfolgte, hätte sich Rose nicht aus seiner Kabine ziehen lassen und wäre mit ihm hierher gegangen. Niemals hätte sie sich dieser schrecklichen, peinlichen Lage ausgesetzt.
    Aber für Lily wäre das natürlich überhaupt nicht peinlich gewesen …
    Kein Mann hatte Rose jemals auf diese Weise umarmt – außer ihrem Vater hatte überhaupt kein Mann sie jemals umarmt – und selbst die Tatsache, dass dieser Mann sich gar nichts dabei dachte, änderte nichts an dem Gefühl von Wärme, das sich in ihrem Körper ausbreitete. Doch als Nick sie fester an sich zog und die Finger spreizte, hielt sie den Atem an, so intim war diese Berührung. Die Berührung eines Verrückten.
    „Sie ist hier, nicht wahr?“, sagte er rau. Rose spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr. „Ihre Schwester ist hier.“
    Rose erschauerte und versuchte, sich ihm zu entwinden. Denn wenn er verrückt war, dann war sie es auch. Auf irgendeine Weise war Lily hier an Deck. Sie war in der wilden Unberechenbarkeit von Wind und Meer und in der Schönheit des Nachthimmels, an dem die Sterne wie Diamanten glänzten. Das Gefühl war unerklärlich, doch wie durch ein Wunder schien die lähmende Trauer, die seit Lilys Tod ein Teil von Roses Leben geworden war, zu schwinden. Lily war nicht fort, sie war hier. Sie konnte sie necken, sie führen, sie trösten, wie es nur eine Schwester konnte.
    Rose wandte sich dem Wind zu, der an ihren Haarnadeln zerrte, bis endlich die schweren Strähnen sich lösten. Auch das war Lily, denn Lily hatte sie immer gescholten, weil sie ihr Haar so streng frisierte. „Gentlemen“, hätte Lily gesagt und den Kopf zurückgeworfen, „mögen es etwas unordentlicher.“ Und dann hatte sie immer mit der Zunge geschnalzt, wenn Rose sich das Haar wieder zurückgesteckt hatte.
    Aber diesmal hatte Lily gewonnen. Die Haarnadeln waren verschwunden und die kleine schwarze Spitzenhaube mit ihnen, und es war Rose egal.
    „Oh Lily“, flüsterte Rose flehentlich, „bitte, geh nicht.“
    „Sie wird nicht gehen“, entgegnete die heisere Stimme neben ihr, und Rose öffnete die Augen. Sie sah nicht in Lilys strahlende blaue Augen, sondern in die unergründlichen grünen Augen von Captain Sparhawk, die nur wenige Zentimeter von ihr entfernt waren. Sein schwarzes Haar, das ebenfalls nicht mehr von einem Band gehalten wurde, wehte ihm aus der Stirn, die von der frischen Narbe gezeichnet war.
    Dies hier war die Wirklichkeit, dieser Mann, das Schiff, der Nachtwind und die See. Die Nähe ihrer Schwester war nur ein bittersüßer Traum gewesen. Rose presste die Lippen zusammen und versuchte, die Tränen zurückzudrängen, indem sie ihre Handflächen gegen die Schläfen presste.
    „Sie schien so nahe zu sein“, sagte Rose traurig. Ihrer Stimme war deutlich die Enttäuschung anzuhören. „Ich kann es nicht erklären, aber ich wusste, dass Lily hier bei mir war, und jetzt ist sie fort, und ich habe sie noch einmal verloren.“
    „Nein, Mädchen, nehmen Sie es nicht so schwer“, erwiderte er mit einer Freundlichkeit, die sie von einem so überheblichen und befehlsgewohnten Mann nicht erwartet hatte. „Akzeptieren sie es so, wie es ist.“
    „Aber

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