Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
verstecken konnte. Er trat näher, um ihr zu helfen, und legte eine Hand um ihre Taille, als sie aufstand. Obgleich sie sich innerlich gegen die Berührung wehrte, spürte sie die Wärme seiner Hand durch das dünne Gewebe.
    »Haben Sie sich nichts getan?« Sein Wispern erklang nicht mehr mit dem lispelnden Unterton, den die Maske seiner Stimme verlieh, obgleich sie noch auf eigenartige Weise verzerrt erschien.
    Erienne hielt ihren Blick mit Bedacht abgewandt. »Es tut mir leid, bei Ihnen eingedrungen zu sein, Mylord. Ich hatte jedoch gedacht, Sie seien es, als es an meiner Tür klopfte.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, versicherte ihr sein heiseres Wispern. »Ich kann sehr gut verstehen, warum der Mann den Versuch gemacht hat, bei Ihnen einzudringen. Sie sind tatsächlich eine große Verlockung, und Ihre Bereitschaft, mich in Ihr Zimmer einzulassen, bedeutet für mich gewiß keine Beleidigung.« Seine Hand fuhr leicht über das dünne Hemd und liebkoste ihren Rücken. Obgleich sie sich nicht bewegte, spannte sich jeder Nerv in ihrem Körper. »Möchten Sie mit mir in meinem Zimmer bleiben?«
    Sie preßte die Zähne zusammen. Noch nie war der Augenblick, sich ihm nicht mehr zu verweigern, so nahe gewesen, doch selbst um den Preis ihres Lebens konnte sie ihre Zustimmung nicht über die Lippen bringen. Obgleich sie ihn unbekleidet gesehen hatte und sicher sein durfte, daß sein Körper nicht überall vernarbt war, hielt sie die Gewissheit seines scheußlichen Anblicks zurück. »Ich … ich würde es vorziehen, in mein Zimmer zurückzugehen, Mylord … wenn Ihnen das nichts ausmacht.«
    Er ließ seine Hand fallen. »Wenn Sie dann einen Moment warten möchten, Madam, ich werde den Gastwirt benachrichtigen, daß dieser Mann eine Vorliebe dafür hat, nachts fremde Gäste zu überfallen.«
    Er griff nach seinen Kleidern, die am Ende des Bettes lagen und schlüpfte hinein. Erienne hob ihren Blick, doch seine Gestalt blieb in der Dunkelheit verborgen und ihre unsichere Neugier ungestillt. Sie kam jedoch sehr schnell zu der Erkenntnis, daß dies auch sein Gutes haben könnte, da sie den Anblick seines zerstörten Gesichtes vielleicht bereuen würde. Er setzte seine Maske auf, zog Stiefel und Handschuhe an, bevor er wieder in das spärliche Licht trat, das durch das Fenster fiel. Dann ging er zum Bett und schlug die Decken zurück.
    »Sie sollten sich lieber warm halten, während Sie warten«, sagte er, und als Erienne zögerte, konnte er eine Stichelei nicht unterdrücken. »Sie haben doch sicher nichts dagegen mein Bett zu teilen, nachdem ich es verlassen habe, oder?«
    Sie wagte nicht, etwas zu entgegnen, und kroch in die weiche Wärme des Bettes. Der noch in den Kissen verbliebene Geruch erinnerte sie mit einem Schlag an den Morgen, als sie in Saxton Hall in seinem Bett aufgewacht war. Wie jetzt, so hatte sie auch damals der gleiche angenehme, aber schwer zu beschreibende Duft erregt. Etwas eigenartig Fremdes, was sie nicht beschreiben konnte, eine quälende, verschwommene Erinnerung an eine andere Zeit und einen anderen Ort. Und die Erscheinungen wollten sich nicht zu einem deutlichen Bild zusammenfügen, sosehr sie sich auch anstrengte.

Zwölftes Kapitel
    Als der Wagen in die Auffahrt einbog, die zu dem ausgedehnten Landsitz der Leicesters führte, wurde es Erienne bewußt, daß ihr Mann nicht ohne einflussreiche Freunde war. Die Anlagen waren vorbildlich angelegt und gut gepflegt, überhaupt nicht mit der Wildheit des rauhen Geländes, das Saxton Hall umgab, zu vergleichen. Das Haus präsentierte sich in vornehmer Pracht, und nachdem Erienne einen ersten Blick darauf geworfen hatte, fühlte sie Tessie gegenüber tiefen Dank, daß sie sie überredet hatte, ein reich verziertes Kostüm aus rotem Samt anzulegen.
    Als sie sich dem Hause näherten, kam Lord Saxton ohne lange Einleitung zur Sache. »Wenn Sie auch die Gestalt, die das Schicksal mir zu tragen auferlegt hat, verabscheuen mögen, Madam, so darf ich Ihnen doch versichern, daß die Leicesters ganz außergewöhnliche Menschen sind. Sie sind tatsächlich sehr alte Freunde meiner Familie, und ich halte die Verbundenheit mit ihnen in hohen Ehren. Es gibt eine Reihe von Dingen, die ich in Ordnung bringen muß, und bei der Verfolgung dieser Ziele haben sie mir in unschätzbarer Weise Rat und Hilfe gegeben.«
    Ein Butler, der mit weißer Perücke, rotem Rock und weißer Kniehose auf das feinste gekleidet war, begrüßte sie am Eingang und nahm die

Weitere Kostenlose Bücher