Eine Rose im Winter
Bettes aufgehalten und war nun vor dem anrückenden Dickwanst gefangen. Seinem Ziel so nah, frohlockte Gyles mit glucksendem Lachen und machte einen Satz nach ihr. Jedoch Erienne war schneller, da sie sich tief duckte und sich rasch auf eine Seite wandte, um seinen ausgestreckten Armen zu entgehen. Den Verlust des Feuerhakens, bevor sie nochmals zuschlagen konnte, bedauerte sie, zumal Gyles auf das Bett krachte und von der Matratze wieder hochgeworfen wurde, wieder auf die Füße kam und ihr zur Tür nachrannte. Mit seinem ausgestreckten Arm erwischte er sie am Kragen. Ohne Zeit damit zu verlieren, ihren Morgenmantel festzuhalten, wand sich Erienne aus den weiten Ärmeln und ließ ihn in den Händen ihres Verfolgers.
Seinen Blick von dem leeren Kleidungsstück lösend, sah Gyles den schlanken Körper, von dem durchsichtigen Nachthemd kaum verhüllt, zur Tür fliehen. Die Lüsternheit ließ seine Augen aufleuchten, und er trampelte hinter ihr her, ohne auf das Betttuch zu achten, das sich um seine Füße wickelte, bis es sich straffte. Erienne hörte, wie der schwere Körper krachend zu Boden fiel, drehte sich schnell entschlossen um und warf die Decken über ihn. Seine auf diese Weise gedämpften Flüche erfüllten den Raum, als er auf dem Boden hin und her rollte, um sich freizustrampeln. Erienne hatte keine Veranlassung, ihm dabei zu helfen, sondern floh in Richtung der Tür. Als es Gyles schließlich gelungen war, seinen Kopf freizubekommen, sah er eben noch den Saum ihres Nachthemdes durch die Türöffnung verschwinden. Indem er ein schlüpfriges Schimpfwort ausstieß, raffte er sich auf und rannte taumelnd hinter ihr her.
Im Gang hielt Erienne inne und sah sich unschlüssig um. Obwohl sie den Mann selbst fürchtete, war Lord Saxton der einzige, der sie in seinen Schutz aufnehmen konnte. Sie hörte hinter sich die schwerfälligen Schritte des Trunkenen und rannte kurzentschlossen durch den Gang. Nach einem kurzen Klopfen an der Tür drückte sie die Klinke herunter und stürzte in das Zimmer ihres Mannes. Der Raum war in tiefes Dunkel getaucht und wurde nur von einem schwachen Mondstrahl erhellt, der durch das Fenster drang, jedoch ausreichend, um die Gestalt des Schläfers erkennen zu lassen, der sich nun nackt von seinem Bett erhob. Als sie ihn so sah, verharrte Erienne in plötzlicher Verwirrung: Sie wußte nicht, ob sie gehen oder bleiben sollte. Doch diese Entscheidung wurde ihr durch ihren Verfolger abgenommen, der hinter ihr durch die offene Tür stürzte, ihre Silhouette vor dem Fenster sah und energisch versuchte, seine Arme um sie zu schlingen. Der große Schatten, der sich im Dunklen bewegte, entging seiner Aufmerksamkeit. Als Gyles einen Satz machte, um sie zu packen, wirbelte Erienne herum, stolperte jedoch dabei und fiel zu Boden, während er mit seiner Hand ihr Nachthemd am Rücken zu fassen bekam. Das Gewebe begann vorn nachzugeben, doch bevor es vollkommen zerrissen war, hörte man ein wildes Knurren, das den geilen Liebhaber überrascht auf die Beine brachte.
Gyles hielt den Atem an, als die Hand eines anderen ihn mit schmerzhaftem Griff am Handgelenk packte. Im nächsten Augenblick spürte er den harten Schlag einer kräftigen Faust in seinem Magen, so daß er zusammensackte und sich seinen Wanst hielt. Als er vor Schmerzen aufstöhnte, kam von unten ein nacktes Knie, das sein Kinn traf und ihn rückwärts zu Boden streckte. Er wälzte sich, versuchte sich aufzurappeln und war bemüht, die Tür zu finden. Auf Händen und Füßen und seinem Bauch kriechend, konnte er sich auf dem Gang in Sicherheit bringen, wo er erleichtert aufatmete bei dem Gedanken, daß er diesem wütenden Dämon im Zimmer entkommen war. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloß, und Erienne raffte ihr Nachthemd zusammen, während ihr Mann auf sie zuhinkte. Das diffuse Mondlicht spendete mehr Schatten als Licht, doch ein matter, silberner Strahl fiel von seiner Taille bis zu seinem Schenkel schräg über seinen Körper und zeigte Erienne mehr, als ihr lieb war. Sie konnte keine Unförmigkeiten entdecken. Seine Hüften waren schmal, sein Magen flach und muskulös, und trotz ihrer Unschuld war sie geneigt zu glauben, daß er genauso ein Mann sei wie jeder andere.
Er mußte ihren Blick gespürt haben, denn seine Reaktion ließ Erienne plötzlich eine heiße Röte in die Wangen schießen. Sie wandte schnell den Blick ab und stand vom Fußboden auf und war froh darüber, daß sie ihr erhitztes Gesicht hinter ihren langen Haaren
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