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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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einen Chip, meine Dame. Oder soll ich Ihnen Kredit gewähren?«
    »Damit Sie dann später behaupten können, Sie hätten noch Anspruch auf weitere Entschädigungen?« bemerkte sie mit einem spöttischen Lachen, als sie ihm eine hölzerne Spielmarke zuwarf. »Ganz sicher nicht!«
    Christopher seufzte mit übertriebener Enttäuschung. »Zu schade! Ich hatte mich schon auf das Eintreiben meiner Schulden gefreut.«
    »Das ist mir nicht neu«, murmelte sie, als er sich vorbeugte, um den Chip aufzunehmen.
    »Sie können mir das nicht zum Vorwurf machen.« Seine Stimme war so sanft wie seine Augen, die sie liebkosten. »Sie stellen meine Zurückhaltung auf eine harte Probe, meine Dame.«
    »Zurückhaltung?« Ungläubig zog sie eine feingeschwungene Augenbraue hoch. »Bis jetzt habe ich dafür keinerlei Beweise.«
    »Madam, wenn Sie wirklich wüssten, würden Sie mich für einen Schurken halten.«
    »Das tu' ich schon lange.«
    »Ich nehme nicht an, daß Ihr Mann Sie ohne Begleitung hat kommen lassen.« Er wartete gespannt auf eine Antwort.
    »Sie können sich beruhigen, Sir. Dieses Mal bin ich in Begleitung der Leicesters.«
    »Ich hatte schon mit einem Wink des Schicksals gerechnet, doch ich fürchte, ich muß den Tatsachen ins Auge sehen.« Er erhob sich und reichte ihr seine Hand. »Ich würde diesen reichen Bauern gern einen Geschmack von wirklicher Schönheit geben. Die Leicesters können wohl nichts dagegen haben, wenn Sie sich amüsieren, und die Musik ist einfach hinreißend. Würden Sie mir die Freude machen, mir diesen Tanz zu gewähren, meine Dame?«
    Sie hatte schon eine spitze Ablehnung auf den Lippen, doch die beschwingten Klänge vom Ballraum her klangen so verlockend, daß sie es sich anders überlegte und sich zu den Rhythmen der Musik wiegen wollte. Einen jähen Augenblick lang stellte sie sich vor, ob sie an seinem Arm noch die Schritte des Contredanse beherrschen würde, die sie in den Schulen und von ihrer Mutter während vieler Stunden des Unterrichts in den einzelnen Tänzen erlernt hatte. Doch bis jetzt hatten sich nur wenig Gelegenheiten ergeben, ihre Künste in der Praxis zu erproben. Eine innere Erregung ergriff sie und brachte wieder Farbe in ihre Wangen, und sie konnte sich weder der Verführung des Augenblicks noch dem Arm verweigern, den ihr der ehemalige Peiniger anbot.
    Sie erhob sich und legte ihre Hand leicht auf seinen Arm. Christopher sah ihr lächelnd in die Augen, entschuldigte sich bei den anderen und verabschiedete sich mit einer kleinen Kopfbewegung von der Gräfin. Er legte eine Hand unter Eriennes bloßen Arm und führte sie in den Saal, wo sich die Gäste versammelten. Er verbeugte sich zum Contredanse, und als er sich wieder aufrichtete, ließ das warme glänzende Leuchten in seinen Augen ihr Herz noch schneller schlagen. Sie sank in einen tiefen Knicks und hatte dabei ein deutliches Gefühl der Verworfenheit. Sie war eine verheiratete Frau, und dazu noch jung verheiratet, und hier war sie mit einem Mann, den man zu den umschwärmtesten Lebemännern von ganz London zählte. Für einen Augenblick spürte sie Gewissensbisse, als das dunkel maskierte Gesicht von Lord Saxton undeutlich in ihrer Phantasie aufstieg, und sie fragte sich, was er wohl von einer Frau sagen würde, die wie eine törichte Jungfer mit einem
     Mann wie Christopher Seton im Ballsaal herumsprang.
    »Sie tanzen göttlich, meine Dame«, bemerkte er, als er an ihr vorbeischritt. »Darf ich fragen, wer Ihr Tanzlehrer war? Irgendein hübscher Freier, vielleicht?«
    Eriennes Lider senkten sich, als sie ihn von der Seite ansah. Wie es ihm doch immer wieder Vergnügen bereitete, sie mit der schäbigen Auswahl von Bewerbern aufzuziehen, die um ihre Hand angehalten hatten. »Das meiste habe ich von meiner Mutter gelernt, Sir.«
    »Ohne Zweifel, eine große Dame. Haben Sie auch Ihre Schönheit von ihr geerbt?«
    »Ich bin so etwas wie eine Ausnahme in der Familie.« Sie wartete, bis er wieder in ihrer Nähe war, bevor sie fortfuhr: »Meine Mutter war eher ein heller Typ.«
    Er zog den Mundwinkel zu einem spitzbübischen Lächeln nach oben. »Sie haben ganz gewiß wenig Ähnlichkeit mit Ihrem Vater.«
    Ihr Gelächter sprudelte wie eine Fontäne mit kristallklarem Wasser, frisch und funkelnd, leicht und luftig. Der Klang drang so mild wie ein sanft dahinfließender Strom in Christophers Gemüt, doch seine zerstörerische Wirkung war daneben gleichsam verheerend, wurde doch jeder Gedanke, bis auf einen, weggeschwemmt,

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