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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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nämlich dem allein vorherrschenden Wunsch, sie zu besitzen. Doch wie lange könnte er sein Begehren noch im Zaume halten?
    Als der Contredanse zu Ende war, stand urplötzlich Lord Talbot, beinah wie herbeigezaubert, neben ihnen und postierte sich großartig vor Erienne, als er sich bei ihr entschuldigte, dabei Christopher geflissentlich übersehend.
    »Falls ich Sie beleidigt haben sollte, meine Dame, so bedaure ich das sehr. Ihre Schönheit machte mich so sorglos, daß ich mich wie ein flegelhafter Bube benahm. Können Sie mir verzeihen?«
    Sie wünschte nichts anderes, als seine überschwengliche Entschuldigung abzulehnen. Doch sie mußte bedenken, was es für die Familien der Flemings und Saxtons bedeuten könnte. Im Norden des Landes hatte man die Macht dieses Mannes nur zu oft gespürt, um solche Überlegungen in den Wind schlagen zu können. Steif nickte sie als Zustimmung.
    »Dann habe ich mit Ihnen wohl das Vergnügen des nächsten Tanzes.« Erwartungsvoll streckte er seine Hand aus.
    Obwohl Christopher die Dinge mit stoischer Ruhe verfolgte, spürte Erienne, wie dieser Mann ihn immer stärker beunruhigte, denn seine Augen betrachteten den geckenhaften Lord ohne jegliche Sympathie. Sie wußte, daß man bei Lord Talbot nicht sicher sein konnte, ob er nicht auf dem Tanz bestünde, wenn sie ihm einen Korb gab. Genauso war sie sich darüber im klaren, daß Christopher die Bedeutung des Mannes vollkommen unbeeindruckt ließ. In der Hoffnung, einer unerfreulichen Auseinandersetzung zu entgehen, nahm sie daher die angebotene Hand.
    Nachdem er sie so erobert hatte, forderte Lord Talbot die Musiker auf, einen Walzer zu spielen, der damals noch als skandalöser Tanz angesehen wurde, und daher noch viele Engländer, obwohl er schon vor hundert Jahren am österreichischen Hofe getanzt wurde, indigniert die Augenbrauen in die Höhe zogen. Erienne nahm mit einiger Bestürzung wahr, wie der Mann seine Hand um ihre Taille legte und ihre Finger mit festem Griff umfasste. Den ersten mitreißenden Takten folgte sie noch in steifen mechanischen Drehungen, bis der anmutige Rhythmus sie ihre Spannung ein wenig vergessen ließ.
    »Sie sind eine überaus reizende und schöne Person«, bemerkte Lord Talbot. Seine Augen fielen kurz auf Christopher, der sie mit vor der Brust verschränkten Armen von der Wand her beobachtete. Talbot hatte das sichere Gefühl, daß der Yankee das Weibsbild nicht aus den Augen lassen würde, nicht für einen Augenblick. »Und wie gut kennen Sie Mr. Seton?«
    Erienne traute Talbot nicht über den Weg, sogar wenn es den einen Mann betraf, den sie schon so oft zu hassen sich vorgenommen hatte. »Warum fragen Sie?«
    »Ich habe mich gefragt, wie er hierher gekommen ist. Hat er einen Adelstitel?«
    »Nicht daß ich wüsste«, antwortete sie unsicher, während seine Hand auf ihrem Rücken höher glitt.
    »In der Regel sind derartige Geselligkeiten nur für Herren bestimmt, die einen Titel tragen oder Rittergüter besitzen«, stellte Talbot hochmütig fest. »Er ist sicher der Gast von einem Herrn, der sich geirrt hat.«
    Unmissverständlich schob sie seine Hand auf ihre Taille zurück, bevor sie ihm antwortete. »Ich habe von den Leicesters gehört, daß diese Veranstaltungen nicht mehr so exklusiv sind und daß jeder Gentleman, sofern er nur Geld, gute Manieren und eine förmliche Einladung hat, daran teilnehmen kann.«
    »Ganz recht, so ist das jetzt, und ich finde es ganz entsetzlich, daß wir Bürgerliche zulassen müssen. Ihnen fehlen einfach die guten Umgangsformen. Nehmen Sie zum Beispiel nur den Kerl, der in das Haus hineingestürmt kam und mich so angerempelt hat, daß ich eine Woche lang Schmerzen haben werde.«
    »Christopher?«
    »Jawohl! Dieser wichtigtuerische Hanswurst!« Talbot lächelte höhnisch, aber zuckte etwas zurück, als er die Wunde an seiner Zunge spürte.
    Erienne ließ ihren Blick erstaunt zwischen den beiden Männern hin und her wandern und erinnerte sich an den flüchtigen Eindruck von rostbraunem Haar und breiten Schultern, den sie, kurz bevor sie sich losgerissen hatte, gewann. Ein belustigtes Lächeln wollte sich in einem lauten Gelächter Luft machen, als ihr dämmerte, wer sie beschützt hatte.
    »Der Mann sollte dankbar sein, daß ich ihn nicht gefordert habe.«
    Sie war sicher, daß er damit allein im Interesse seiner eigenen Gesundheit eine weise Entscheidung getroffen hatte, und enthielt sich jeder Bemerkung.
    »Sehen Sie ihn sich an«, lachte Talbot spöttisch. »Er

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