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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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gemacht hätte. Doch er war auch derjenige, der mit seinem Verwalter zu ihnen gekommen war, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen, und wissen wollte, ob die Pachtabgaben gerecht bemessen waren oder nicht. Nach den schweren Lasten, die Lord Talbot ihnen auferlegt hatte, waren sie überrascht und dankbar, als er die Beträge auf weniger als die Hälfte verringerte.
    Nach seiner Rückkehr hatte sich die Botschaft schnell verbreitet: Der Lord von Saxton Hall ist wieder da. Die Hoffnung wuchs, daß das Unrecht, das sie erfahren hatten, getilgt werden würde. Ein neues Gefühl der Gerechtigkeit zog ein, und in Zukunft war Recht wieder Recht und Unrecht blieb Unrecht. Es würde kein Preistreiben und keine falschen Gewichte mehr geben. Die Rechtsprechung war streng, aber gerecht, und sie konnten damit leben. Keine unvorhersehbaren Winkelzüge mehr, die sie ins Unrecht setzten; keine gierigen Hände mehr, die geschmiert werden mußten, weil Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit erschüttert waren. Und alle waren in irgendeiner Weise mit der neuen Ordnung zufriedener.
    In vieler Hinsicht hatte Lord Saxton aufgehört, für sie das unbekannte Monstrum zu sein. Er war als Herr anerkannt, der sich allgemeiner Wertschätzung erfreute. Keiner glaubte die wilden Geschichten, daß er in der Nacht wie eine riesige Fledermaus umherflöge. Für sie war er tatsächlich zu einer Art Held geworden, und sie fassten es als Beleidigung auf, wenn jemand ihn ungerechtfertigt kritisierte.
    Doch trotz all ihrer Treue und ihrem Respekt hatte sie nichts so sehr ihre Zurückhaltung vergessen lassen, wie die Dame an seiner Seite. Sie dachten nicht mehr daran, daß Erienne einst eine von ihnen gewesen war, der sie auf dem Markt begegnet waren. Sie sahen sie jetzt nur noch als die Herrin von Saxton Hall, und die Ruhe und vornehme Heiterkeit, mit der sie ihren Mann begleitete, trug viel dazu bei, ihre Ängste zu zerstreuen. Sie starrten sie scheu und sprachlos an, wenn sie mit ihm lachte und plauderte. Die Art, wie ihre Hand auf seinem Arm lag, die Ungezwungenheit, mit der sie seine Berührung hinnahm, und das vertrauliche Flüstern zwischen den beiden trugen viel dazu bei, die allgemeinen Skrupel zu zerstreuen.
    Hinzu kam, daß Erienne Saxton eine anmutige und huldreiche Herrin abgab. Mit zufriedenem Lächeln sahen die Mütter, wie sie ein Kind streichelte und sich dann vorneigte, um ein anderes zu küssen. Sie verteilte Süßigkeiten an die Waisenkinder und hielt oft inne, um die ganz Kleinen zu sich herzuwinken. Die Frauen verfolgten mit großer Anteilnahme, wie sie ein Baby auf den Arm nahm und es an sich drückte. Man erzählte sich später, daß der Lord sich über das frohe Lachen des Kindes gefreut und dem Kleinen einen Finger seiner schwarzen Lederhand zum Spielen hingehalten hätte.
    Als der Tag verstrich, wich die anfängliche Scheu einem Gefühl fröhlicher Zufriedenheit. Mochte der jetzige Lord auch eher so aussehen, als ob er in der Hölle geboren und nicht nur durch sie hindurch gegangen sei, so wußten die Pächter doch mittlerweile, daß es ihnen mit ihm als Herrn und seiner Frau als Herrin besser erging als jemals zuvor.
    Einige fanden sich in dieser Überzeugung bestätigt, als sich der Bürgermeister von Mawbry dazu entschloß, seinen Sohn bei einem Besuch nach Saxton Hall zu begleiten. Während sich der jüngere der Flemings für einen Schießwettbewerb mit Feuerwaffen begeisterte, zog es den Älteren unweigerlich zu den Wettspielen. Davon gab es eine große Auswahl, angefangen beim Verstecken eines Steines unter einer von drei Tassen bis hin zu einem kleinen Kartenspiel. Bei allem ging es nur um einige Pennies, denn viel mehr konnten sich die Pächter, das war Averys Überlegung, ohnehin nicht leisten, ehe sie dann im Sommer nicht wieder genug verdienten, um ihre Verluste wettzumachen. Trotzdem war er vorsichtig genug, um bei seinen Spielen nicht dem Gastgeber unter die Augen zu kommen.
    Als die Stunden dahingingen, wurde der Bürgermeister so von seiner Leidenschaft gefangen, daß er überhaupt nicht bemerkte, wie ihn seine Tochter mit einem fragenden Blick aus der Nähe beobachtete. Er war überrascht, als sie ihn rief. Eilig strich er seine Gewinne ein und verbarg sie in seinem Mantel. Dann verabschiedete er sich von einer kleinen Gruppe von Männern und ging so selbstbewusst auf seine Tochter zu, als wäre ihm nie in den Sinn gekommen, daß man beim Spiel auch ein bißchen mogeln konnte.
    Erienne legte ihren Kopf zur Seite,

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