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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Schatten der Baumgruppe fast vollkommen verborgen wurde.
    Ihr Herz schlug schneller. Irgendwie kam ihr diese untersetzte Figur bekannt vor, und ihre Neugierde wuchs, herauszufinden, wer es war. Sie raffte ihre Röcke und eilte ohne stehenzubleiben den Hang hinab. Sie rutschte und schlitterte auf dem nassen Grund, und der kalte Wind drang durch ihren Wollschal und färbte ihre Wangen rot. Zweige fuhren in ihre Kleider und zogen Locken aus ihrer Frisur. Der Mann setzte seinen geheimnisvollen Weg fort, ohne sie bemerkt zu haben. Am Rande des Dickichts hielt Erienne inne und versteckte sich hinter einem größeren Strauch, als er anhielt und sich umsah. Er blickte über eine Schulter, und Erienne hielt den Atem an, als sie durch das Gewirr der Zweige das Gesicht von Bundy erkannte. Sie hielt eine Hand vor den Mund, duckte sich und wunderte sich, was für heimlichen Geschäften er wohl nachging und warum er nicht bei ihrem Mann war. Sie hätte schwören können, daß die beiden zusammen mit dem Wagen weggefahren waren.
    Bundy setzte seinen Weg fort und stapfte durch einen kleinen Fluss, der zwischen den Bäumen dahinlief, und Erienne sah jetzt, wohin er ging. Am Fuße des Hügels lag ein kleines Haus, so hinter den Bäumen versteckt, daß es kaum zu sehen war. An der einen Seite stand eine übergroße Hecke, und am anderen Ende konnte man von hinten die Räder eines Wagens hervorschauen sehen. Ein kleiner Weg führte zwischen den Bäumen hindurch und endete bei der Kutsche.
    Bundy schlüpfte durch die Hecke, doch sie war so dicht, daß man nicht sehen konnte, was dahinter lag. Mit Verwunderung hörte Erienne ein durchdringendes Wiehern und ein plötzliches Schlagen von Hufen, als ob ein Pferd vom Erscheinen des Mannes überrascht worden wäre. Sie hörte, wie Bundy laut lachte und dann das Quietschen einer Türangel. Verwirrt verließ sie ihr Versteck und rannte in Richtung des Flusses. Er hinderte sie zunächst am Weiterkommen, bis sie eine Stelle fand, wo sie ihn auf einigen Steinen trockenen Fußes überqueren konnte.
    In der Nähe der Hecke wurde sie vorsichtiger. Sie ging langsamer und paßte genau auf, wohin sie ihren Fuß setzte. Trotzdem konnte man aus dem Schnauben und dem hohen durchdringenden Wiehern eines Pferdes darauf schließen, daß das Tier ihre Nähe gewittert hatte.
    »Was ist denn mit dir los, Sarazen!« fragte Bundy. »Jetzt beruhige dich doch!«
    Das Pferd wieherte erneut und schlug nervös mit den Hufen.
    »Na ja, ich weiß schon, was deinen Stolz kränkt. Der Herr hat dich im Stall gelassen und deinen Rivalen genommen, he? Schon gut, brauchst dich nicht verletzt zu fühlen, mein schöner Hengst. Dich spart er sich für das Beste auf, ganz gewiß. Da gibt's gar keinen Zweifel.«
    Erienne spähte durch die Hecke und fing den herrlichen Anblick eines Tieres auf, das sie so schnell nicht vergessen würde. In nervöser Erregung warf ein glänzender schwarzer Hengst seinen Kopf zurück und tänzelte im Inneren einer kleinen Koppel hin und her. Eine majestätische Erscheinung mit einem stolzen Blick, wie ihn nur wenig andere Pferde hatten. Mähne und Schwanz umflossen ihn, wie die Schleppe einen schwarzgekleideten Prinzen, und er wußte seine blitzenden Hufe ganz genau zu setzen, um in weitem Bogen zu tänzeln. Als er für einen Augenblick innehielt, blieben seine Ohren aufgerichtet, und die Nüstern blähten sich, während seine wachen Augen in ihrer Richtung suchten. Mit einem Schnauben begann er dann wieder hin und her zu traben, sein langer Schwanz fegte durch die Luft.
    Sie wandte ihren Blick von dem prächtigen Tier und musterte das von der Hecke umgebene Gebiet. Da lagen zwei getrennte Koppeln, die durch einen Gang miteinander verbunden waren. Neben dem Haus fanden sich sechs Verschläge, von denen zwei eine Öffnung zu jeder der Koppeln hatten. Vier sorgfältig zusammengestellte Hengste standen in den kleineren Ställen, während der größere Verschlag und die Koppel gegenüber der von Sarazen leer waren.
    Eriennes Stirn krauste sich nachdenklich. Sie wußte zwar, daß sie auf dem Land ihres Mannes stand, doch bis zum heutigen Tag hatte sie von der Existenz dieses Hauses nichts gewußt. Bundy schien sich gut auszukennen; auch mit den Tieren, die hier untergebracht waren. Genauso wie das Haus, war auch er verschwiegen, solange er nicht mit seinem Herrn zusammen war.
    Erienne zog sich von den Büschen zurück und lief zum Fluss hinab. Da es an der Treue Bundys zu ihrem Mann keinen Zweifel gab,

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