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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Seidenstrümpfen steckten. Ihre Schuhe hatten einen kleinen Absatz, so daß sie sie anbehalten konnte, doch die Haare, die ihr frei über die Schultern herabfielen, mußte sie in einem schmutzigen Dreispitz, den sie gefunden hatte, verstecken. Sie verzog das Gesicht, als sie ihn auf das Haar drückte, und fragte sich, welches Ungeziefer sie sich damit einfing.
    Sie ließ ihren Damensattel liegen und nahm einen für Männer. Mit Hilfe eines leeren Fasses stieg sie auf und versuchte erst einmal den richtigen Sitz zu finden. Den Sattel unmittelbar unter sich zu spüren war für sie eine ganz neue Erfahrung, und sie war sich nicht ganz sicher, wie lange sie das aushalten würde. Entweder war der Sattel zu hart oder sie war zu empfindlich, doch woran es auch liegen mochte, es war keine besonders bequeme Sitzgelegenheit.
    Sie drückte ihrer Stute die Absätze in die Seite, verließ den Stall und ritt in weitem Bogen um das Haus, in Richtung auf das versteckte Häuschen zu. Die Dämmerung hatte das Land in einen tiefroten Schimmer getaucht, doch die Schatten der einbrechenden Nacht verschlangen gierig das letzte schwache Licht. Nur durch Zufall fiel ihr Blick auf den schwarzgekleideten Reiter auf einem dunklen Pferd, der in einiger Entfernung dahinritt, Erienne hatte kaum Zweifel, daß es Christopher Seton war, und nahm die Verfolgung auf. Sie wollte ihn nicht überholen und glaubte auch nicht, daß ihr das möglich gewesen wäre, wenn es zu einer Jagd kam. Sie wollte nur herausfinden, was er im Schilde führte, und ob er wirklich der gefürchtete Rächer der Nacht war.
    Der Lichtkranz des Mondes löste sich aus den Fesseln der Erde, stieg langsam am Himmel auf und tauchte die Landschaft in schwaches silbernes Licht, gerade hell genug, um den schwarzen Schatten vor ihr noch zu erkennen. Über Hügel und Täler, durch Bäche und Wasserlachen blieb Erienne dem Reiter wie einem gejagten Wild auf den Fersen. Manchmal sah sie ihn nur noch, wenn er über einen weit entfernten Hügel ritt. Der Abstand zwischen ihnen wurde allmählich größer, und als sie ihn aus den Augen verloren hatte, fürchtete sie, ihn nicht mehr einholen zu können. Der Weg zog sich in einem großen Bogen um einen flachen Fluss. Entschlossen, den Weg abzukürzen, trieb Erienne ihre Stute in das Wasser. Als das Echo der Pferdehufe auf dem steinigen Bachbett durch die Bäume am Ufer klang, sah sie ein, daß es ein ziemlich törichter Entschluß war, denn der, dem sie folgte, wartete ja im Schatten.
    Christopher hob den Kopf, als er das Hufgeklapper eines näher kommenden Reiters vernahm. Er hatte schon einige Zeit gespürt, daß ihm jemand folgte. Jetzt war der Augenblick, dem ein Ende zu machen. Er wandte seinen schwarzen Hengst und ritt vom Weg herunter zu einer Stelle, wo er dem Kerl einen entsprechenden Empfang bereiten konnte.
    Erienne führte die Stute vorsichtig vom Bach den Hügel hinauf und trieb sie dann in einer schnellen Gangart auf den Weg zurück. Sie hatte den schwarzen Reiter aus den Augen verloren, und der Gedanke, daß er vielleicht einen anderen Weg eingeschlagen haben könnte, ließ sie ihr Tier noch schärfer antreiben. Sie passierte eine mit niederen Bäumen besetzte Böschung, als aus den Büschen plötzlich ein schwarzer Schatten auf sie zuflog. Der harte Körper prallte auf sie auf, sie schrie und wurde aus dem Sattel geworfen.
    Bei dem Aufprall merkte Christopher, daß er etwas falsch gemacht hatte, denn was er in den Armen hielt, war so leicht und weich, daß es nur eine Frau sein konnte. Noch in der Luft versuchte er sich zu drehen, um die zarte Gestalt vor dem direkten Aufprall zu schützen. Im gleichen Augenblick durchschnitt ein zorniges Wiehern die Nacht, da die Zügel Erienne nur langsam aus der Hand gerissen wurden und daher der Stute im Maul rissen. Christopher war eben im Staub des Weges gelandet, als er aufblickte und die stampfenden Vorderfüße des scheuenden Tieres sah. Er erkannte die weißen Strümpfe und wußte sofort, wer sein ungebetener Gast war. Aus Furcht, daß das schnaubende Pferd sie in seiner Verwirrung verletzen könnte, warf er sich über das zappelnde Wesen. Das Tier setzte mit einem eleganten Sprung über sie beide hinweg und raste mit schlagenden Hufen dorthin zurück, wo es hergekommen war.
    Dieser kleine Wildfang, den er erwischt hatte, forderte jedoch sofort wieder seine ganze Aufmerksamkeit. In einem verzweifelten Versuch, sich zu befreien, fuhr sie ihm mit ihren Fingernägeln ins Gesicht und

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