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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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»Sie haben mir einmal gesagt, daß in diesem Buch jede Geburt, jeder Tod, der in diesem Haus und seinen Ländereien stattfand, aufgeschrieben steht. Wenn ich nun hineinsähe, würde ich dann Christophers Namen als jüngeren Bruder der Saxton-Familie eingetragen finden?«
    In jäher Bestürzung rang Aggie die Hände und sah verwirrt beiseite.
    Erienne las im Verhalten der Frau die Antwort und bemühte sich, ihre offensichtliche Qual zu besänftigen. »Es ist schon gut, Aggie. Ich verstehe deine Treue der Familie gegenüber, und ich bitte dich nicht, etwas zu enthüllen, was ich nicht bereits vermutet habe.«
    »Bitte, M'am«, bat die Haushälterin. »Hören Sie den Herrn an, bevor Sie schlecht von ihm denken.«
    »Oh, ich habe die Absicht, ihn anzuhören«, versicherte ihr Erienne; aber so wie Aggie befürchtete, hegte sie bereits einige sehr zweifelhafte Gedanken über den Herrn des Hauses.
    Erienne ließ die Frau allein und machte sich auf den Weg zu den Treppen. Paine stand an der Haustür bereit, und sie schenkte ihm im Vorbeigehen ein anmutiges Nicken. Mit schwingenden Röcken ging sie durch den Bogen, der in die große Halle führte – und erstarrte. Ihre ganze Würde schien dahin, statt dessen überfiel sie Bestürzung, denn in seinem üblichen Sessel neben dem Kamin saß ruhig und gelassen Lord Saxton, das rechte Bein hinter das gesunde gezogen, den Blick hinter dem schwarzen Helm auf die Tür gerichtet und seine Hände in Leder über seinem Stock gefaltet. Obwohl verkrüppelt und vernarbt, war er wirklich das großartige Bild eines Mannes.
    Erienne stammelte entschuldigend und verwirrt: »Mylord, ich wußte nicht … man hat mich nicht davon unterrichtet, daß Sie zurückgekehrt sind.«
    »Unsere Gäste nähern sich.« Das heisere Flüstern war nicht unfreundlich, nur flach und ohne jedes Gefühl. »Kommen Sie und nehmen Sie neben mir Platz.« Seine linke Hand wies kurz auf einen Stuhl, ehe sie sich wieder auf den Knauf des Stocks stützte.
    Sie schritt zu dem angebotenen Stuhl und setzte sich aufrecht auf den Rand, aber so zitterten ihre Knie nur um so mehr. Die Nerven waren gespannt wie die Saiten eines Cembalos, und sie stand auf und stellte sich neben ihn, halb hinter den Sessel, während ihre Hand auf der reich geschnitzten Kopflehne ruhte. So warteten sie schweigend, ein mächtiger Lord und seine bleiche, steif aufgerichtete Lady, während das Pendel der Uhr in der großen Halle die mit nervenzerreißender Langsamkeit verstreichenden Sekunden anzeigte.
    Erienne fuhr leicht zusammen, als draußen das Klappern, von Hufen erklang, das sich über den Hauptweg näherte und vor dem Portal des Turmes verstummte. Paine drehte den Türknauf, doch noch bevor er öffnen konnte, wurde es von Sheriff Parker weit aufgestoßen, dem dicht – tatsächlich zu dicht – Haggard Bentworth folgte, dieser ehrenwerte, stets übereifrige Freund. Eine ganze Horde von Burschen folgten ihnen dicht hinterher und stürzten herein. Beim Anblick der offenen Tür zum Empfangszimmer rauschte er hochnäsig an Paine vorbei, dann sprang er flink zur Seite, als ihn das bloße Schwert von Haggard von hinten anstach. Er kreischte auf, fuhr herum und schlug den drohenden Stahl mit seiner Hand herunter, wobei er dicht an seiner Schaffellweste herunterfuhr und seine Männlichkeit bedrohte. Erst als die Gefahr vorbei war, wagte Allan wieder auszuatmen. Dann trat ein drohender, böser Glanz in seine Augen und durchbohrte Haggard, der dümmlich mit seiner Waffe herumspielte.
    »Steck das Ding weg, du Narr!« schnarrte Parker durch die knirschenden Zähne. »Und diesmal nicht in mich!«
    Der gute Haggard nickte eifrig und schob das Schwert voller Kraft in die Scheide, dann zuckte er etwas zusammen und sog an seinem Daumen, wo sich ein kleiner Blutstropfen zeigte.
    Paine hob das Kinn, atmete tief ein und brachte es fertig, ohne die Andeutung des geringsten Lächelns zu sagen: »Lord Saxton erwartet Sie im Empfangszimmer.«
    Allan schnaubte irgend etwas in Richtung zu Haggard, und leise in seinen Bart murmelnd, ging er mit wütenden, großen Schritten durch den einladenden Türbogen. Er stürmte ein paar Schritte weiter in den Raum, überschaute die Szene, die sich seinem Auge bot, mit übertrieben amtlicher Miene. Er nickte dem Herrn und der Herrin des Hauses kurz zu, ehe er sich umdrehte und einen Mann zu sich winkte.
    »Sergeant, lassen Sie die Männer das Haus durchsuchen, und stellen Sie eine Wache an diese Tür. Dann achten Sie drauf,

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