Eine Rose im Winter
solchen Ehemann zufrieden sein mochte. Er erinnerte sich Averys Schwierigkeiten, einen Bewerber zu finden, der ihr recht war, und mußte annehmen, daß dieses Mädchen mit der Maske, die sie anbetete, sehr gut auskam.
Droben in Eriennes Zimmer sah Aggie den Männern zu, wie sie grob den Toilettentisch durchsuchten und hinter die Vorhänge trampelten, die das Badezimmer abschlossen. Alles in ihr zog sich zusammen, als Haggards Schwert, das in der Scheide hinter ihm herausragte, gegen die Möbelstücke stieß und kostbare Vasen und Lampen in Gefahr brachte. Er strahlte, als er an Eriennes Ankleidetisch vorbeikam, und hielt inne, um den betäubenden Duft eines Puders zu riechen. Neugierig nahm er mit seinen dicken Fingern eine kristallene Flasche auf und hob vorsichtig den Stöpsel. Er steckte seine lange Nase in die Öffnung und roch daran. Ein Ausdruck verträumter Ekstase verwandelte sein Gesicht, und für einen Augenblick vergaß er die Welt, in der er lebte.
»Sind Sie nicht …?«
Haggard fuhr zusammen, und das Parfumfläschchen flog aus seiner Hand, drehte sich einmal in der Luft und besprühte ihn dabei großzügig mit seinem Inhalt. Er warf die Hände hoch, bemühte sich, die Kristallflasche noch aufzufangen und seufzte erleichtert auf, als er sie sicher an seiner Brust barg. Schließlich begegnete er dem durchdringenden Blick der Frau mit einem zögernden Lächeln.
»Sollten Sie nicht eigentlich nach einem Mann suchen?« erinnerte ihn Aggie.
Ihm schien es allmählich zu dämmern, und sein Gesicht erhellte sich. Sofort stellte Haggard die Kristallflasche ab. Er sah sich um, staubte die Hände ab, zufrieden, daß sich niemand hier im Zimmer versteckte. Er winkte seinen Kameraden und verschwand in die Halle. Als er das Zimmer verlassen hatte, wedelte Aggie mit der Hand vor ihrer Nase und sah himmelwärts, als schicke sie ein mitleidiges Gebet zum Himmel für einen solch ungeschickten Affen.
Ein zweites Glas wurde dem Sheriff angeboten und gerne angenommen, als seine Männer in die Halle zurückkehrten. Haggard grinste in fröhlicher Unschuld und meinte, er habe seine Aufgabe gut durchgeführt. Die skeptischen Blicke seiner Kameraden bemerkte er nicht. Er durchquerte die Halle, um sich neben dem Sheriff zu postieren, der noch an den Resten seines Brandys schluckte, als der alles überwältigende Duft des Parfums ihn traf. Hustend, um zu Atem zu kommen, sah Parkes sich um, und ein paar Tränen stahlen sich in seine Augen. Im Hintergrund lächelte Aggie gebieterisch, zufrieden, daß sie den Ausdruck auf dem Gesicht des Sheriffs sehen konnte.
»Kein Zeichen eines verwundeten Mannes im Haus, Sir«, verkündete der Sergeant.
»Zufrieden, Sheriff?« fragte Lord Saxton.
Widerstrebend nickte der Mann. »Es tut mir leid, Ihnen Ungelegenheiten bereitet zu haben, Mylord. Wir werden uns anderen Orts nach dem Spitzbuben umsehen; doch sollte er hierher kommen, bitte ich Sie inständig, ihn hier aufzuhalten.; und uns einen Reiter zu schicken, der uns Bescheid gibt …«
Von der Maske kam keine Antwort, und der Sheriff schob Haggard vor sich hinaus, Erienne blieb an ihrem Platz, lauschte, wie sie davonritten, bis eine überwältigende Stille das Haus erfüllte. Lord Saxton winkte Aggie zu sich und sprach leise mit ihr. Die Frau reckte sich empor, warf einen kurzen Blick auf die Herrin und verließ schnell den Raum.
Sobald sie allem waren, erhob Lord. Saxton sich langsam aus dem Sessel und wendete sich halb zu seiner Frau, »ich würde gern ein paar persönliche Worte mit Ihnen sprechen, Madam. Wären Sie so freundlich, in meine Räume zu kommen?«
Jetzt, da der Augenblick der Wahrheit gekommen war, spürte Erienne nicht mehr dieselbe Sicherheit, um ihn anzuklagen. Wenn sie bedachte, daß Christopher erst vor kurzem das Zimmer verlassen hatte, fragte sie sich, ob sie ihren Mann nicht in ein anderes führen sollte. Doch die Vermutung, daß Aggie ihm bereits von dem Yankee erzählt haben mochte, ließ Erienne schweigen. Niedergeschlagen ging sie durch den Raum und blieb dann am Eingang, der zum Turm führte, stehen. Hier wartete sie auf Stuart, der diesmal noch schwieriger zu gehen schien als sonst. Als er die Stufen hinaufstieg, schien er übermüdet. Erienne lief voran, um ihm die Tür zu öffnen, und war überrascht zu sehen, daß die Bettdecken zurückgeschlagen und das Bett hergerichtet war. Es war offensichtlich, daß Aggie bereits hier gewirkt hatte, um das Zimmer zu bereiten. Erienne konnte die Frage nicht
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