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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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auch nicht, daß Sie seither jede Nacht zu mir kamen und mir im Schutze der Dunkelheit einen Bastard gemacht haben.«
    Christopher verschluckte sich plötzlich, und die Tasse zitterte in seiner Hand, ehe er sie auf den Tisch neben sich stellte. Er hustete, um seine Stimme wieder zu finden, zog dabei eine Braue hoch und sah sie schief an. »Madame, Ihre Mitteilung tut meinem Herzen sehr wohl; aber ich flehe Sie an, etwas freundlicher darauf zu achten, wie Sie es erzählen. Sie haben mich fast dadurch erwürgt.«
    »Freundlich!« schmähte sie ihn und vergaß bei seinem leichtfertigen Witz ganz ihre Haltung. »Waren Sie freundlich zu mir, als Sie Ihr Spiel mit mir trieben?«
    »Nun, nun, Erienne, meine teure Liebe …«
    »Ich bin nicht Ihre teure Liebe!« wütete sie. »Sie Wüstling! Sie heimlicher Dieb weiblicher Tugend! Sie haben mich getäuscht! Sie nahmen mich, als ich dachte, Sie seien ein anderer.«
    »Meine Liebe«, schmeichelte er, »ich kann alles erklären, wenn sie mich nur lassen!«
    Er setzte wieder zu sprechen an, als ein Gepolter von eilenden Füßen im Flur und ein starkes Hämmern an der Tür ihn innehalten ließ.
    »Es ist dringend, ich muß mit Ihnen sprechen«, brüllte Bundy von der Tür.
    Eriennes Blick verdüsterte sich ärgerlich, und eigensinnige Entschlossenheit stieg in ihr auf. »Ich werde ihn nicht hereinlassen!« Sie knirschte mit den Zähnen.
    Bundys Faust hieb wieder an die Tür. »Der Sheriff kommt!«
    Christopher begann, zum Bettrand zu rutschen. »Erienne, meine Süße, öffnen Sie die Tür. Über unsere Angelegenheit sprechen wir später … ganz allein. Ich gebe Ihnen mein Wort dafür.«
    Sie sah ein, daß sie nachgeben mußte, suchte in ihrem Mieder, bis sie den Schlüssel gefunden hatte, und öffnete widerwillig die Tür.
    Mit einer gemurmelten Entschuldigung schoß Bundy an ihr vorbei: »'Tschuldigung, Mylady.«
    »Wo sind sie?« fragte Christopher kurz.
    Bundy blieb keuchend am Bettrand stehen. »Nur eine Meile oder so von hier. Keats hat draußen einem Pferd etwas Auslauf gegeben und sah sie kommen.«
    »Verdammt!« zischte Christopher zwischen den Zähnen und verzog das Gesicht, als er versuchte, sich zu bewegen.
    »Du mußt ihn verbergen, Bundy«, drängte ihn Erienne. »Bring ihn in den Geheimgang.«
    »Sie hat recht. Ich kann nicht fortgebracht werden«, erklärte Christopher. »Parker würde dafür sorgen, daß ich diese Woche nicht überstehe, und selbst Lord Saxton könnte wohl kaum so schnell Hilfe holen. Meine Sachen, Bundy. Sofort!«
    Er warf seine Decken zurück, schnitt eine schmerzverzerrte Grimasse, als er sich auf die Füße stellte und übersah die Tatsache, daß er unterhalb des Verbands völlig nackt war, Erienne war das nicht möglich. Der Anblick dieses hochgewachsenen, schmalhüftigen, breitschultrigen Körpers ließ heiße Röte in ihre Wangen schießen. Sie fuhr auf dem Absatz herum, eilte aus dem Raum und warf die Tür hinter sich zu. Sie war beschämt, daß er sie vor dem Diener so unverfroren lässig behandeln konnte, und sie konnte das tödliche Schamgefühl nicht zurückhalten, das sie erneut überkam. Ihre Gedanken waren wieder in Aufruhr; sie betrat den zweifelhaften Zufluchtsort ihres Zimmers und lief unruhig auf und ab.
    Leichter Schrecken ergriff sie bei der Feststellung, daß sie in Abwesenheit von Lord Saxton den Sheriff empfangen mußte. Christophers Sicherheit hing davon ab, wie gut sie ihre Verzweiflung unterdrücken konnte, damit er das Spiel nicht durchschaute. Im Versuch, ihre wilden Gedanken zu besänftigen, holte sie tief Atem und zauberte sich das Bild einer königlichen Dame vor Augen, hielt es fest in ihren Gedanken, bis sie eins mit ihm wurde. Ihr Kinn reckte sich ein wenig nach oben, und sie redete sich ein, daß sie Lady Erienne Saxton war, die Herrin des Hauses ihres Gatten, die sich in ihrem eigenen Haus nicht einschüchtern lassen würde.
    Noch einmal öffnete sie die Tür und ging die Schritte zu den Zimmern des Herrn zurück, doch sie fand sie leer bis auf Aggie, die eilig das Bett in Ordnung brachte und das Zimmer aufräumte. Als sie in der Tür stand, kam ihr der Gedanke, daß die Haushälterin wahrscheinlich über das Haus und seine Bewohner mehr wußte als sonst jemand außerhalb der Familie. Sie beschloß, eine der vielen Fragen hier und jetzt zu klären.
    »Aggie?«
    Geschwind drehte die Frau sich um. »Ja, M'am?«
    Erienne deutete mit einer Hand auf den dicken Lederband, der auf dem Schreibtisch ihres Mannes lag.

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