Eine Rose im Winter
Ewigkeit, als sie zusammen kamen, jeder vom anderen erfüllt, für immer aneinandergebunden durch ihre Liebe und Vereinigung, wie die Sterne in den Himmeln, die Fische im Meer, unfähig ohne den anderen zu verweilen; er war der ihre. Die Welt könnte auseinander brechen; und sie wären immer noch eins. Konflikte und Zorn waren verbannt, und geflüsterte Liebesworte vermischten sich mit Seufzern der Verzückung, als sie gemeinsam gefangen waren im leidenschaftlichen Ausdruck ihrer gegenseitigen Liebe.
Einundzwanzigstes Kapitel
Vierzehn Tage lang herrschte himmlischer Friede, doch die Freuden, die diese Zeit brachte, verstrichen wie im Fluge. Das Frühlingswetter war unstet, es schien sich für keinen festen Verlauf entscheiden zu wollen. Am Abend fielen große, nasse Schneeflocken zur Erde, und beim Morgengrauen legte ein Nieselregen Nebel auf die sanftgewellte Moorlandschaft und rann in kristallklaren Rinnsalen an den unerschütterlichen Felsengesichtern der Seeklippen hinab. Seevögel jagten einander und ließen sich auf wirbelnden Strömungen nieder, und Falken warnten mit durchdringenden Schreien alle, die in ihr Gebiet eindringen wollten. In den grünenden Büschen sangen Meisen und Sandvögel ausgelassen ihre Frühlingslieder. Und wieder ging ein Tag zu Ende. In der Dämmerung erklang das kehlige Gequake der Frösche, und in der Ferne hörte man das verhaltene Trillern der Nachtigall.
Für Erienne verstrichen die Tage wie in Windeseile. Am Abend kuschelte sie sich in die Arme ihres Mannes, und wenn sie nicht von ihren Leidenschaften weggetragen wurde, lag sie an seiner Brust und fühlte, wie seine Lippen zärtlich über ihre Brauen fuhren oder ihr Ohr liebkosten. Sie lernte sein Gesicht immer besser kennen, wie seine Lippen zuckten und seine Mundwinkel sich nach unten verzogen, wenn er sich über sie lustig machte. Kleine Lachfalten erschienen um seine Augen, wenn er sich an einem harmlosen Scherz erfreute, doch konnte er seinen Gefühlen auch freien Lauf lassen und sich über Scherze vor Lachen ausschütten, wohingegen sie vergeblich nach dem Grund seiner Heiterkeit suchte. Sie mußte lernen, daß er auch rücksichtslos sein konnte, wenn er sie in seine Arme nahm und keinen Widerspruch duldete, wenn seine Küsse wild und verlangend waren, seine Leidenschaft alles verschlang. Seine Opfer auf dem Altar der Liebe ließ sie aufgewühlt und atemlos in der warmen Sicherheit seiner Arme vollkommene Zufriedenheit finden. In diesen Augenblicken erfüllten Verlangens, wenn sie noch fühlen konnte, wie seine Glut sie durchdrang, blickte sie mit liebevoller Wärme zu ihm auf. Er war der Mann, von dem andere Frauen nur träumen konnten, und Erienne konnte es immer noch nicht fassen, daß er ihr gehören sollte.
In dieser Zeit entdeckte sie in ihm auch ein feines Gespür für ihr Bedürfnis nach Zärtlichkeit. In stiller Heiterkeit konnte er den pfeilschnellen Flug eines Mauerseglers verfolgen oder mit ihr in seinen Armen lange schweigend die Schönheit eines Sonnenuntergangs genießen.
Seine Launen wechselten wie Jahreszeiten und Wetter, manchmal von unerschöpflicher Güte und Geduld, und dann wieder schroff und verärgert wegen einer Ungerechtigkeit oder einer Beleidigung. Sie lernte, die gespannten Muskeln in seinen Wangen und das Senken der Augenbrauen als Vorwarnung eines Sturmes zu deuten. Mit Befriedigung stellte sie fest, daß sein Zorn nie grundlos oder ungerecht war. Er konnte eine Quelle der Freude sein, wenn er auf ungeschickte Art zärtlich war, die ihn fast jungenhaft ausgelassen erscheinen ließ. Und trotzdem war er durch und durch ein Mann, selbstsicher und in Frieden mit der Welt.
Am Anfang mußte Christopher wegen seiner Wunde noch ruhen. Doch vor dem Ende der ersten Woche begann er schon beim ersten fahlen Morgenlicht aufzustehen. Er erhob sich von ihrer Seite, zog sich eine Reithose über seine nackten Lenden und entfachte das Feuer gegen die Kälte im Zimmer. Dann stellte er sich in das heller werdende Licht in der Nähe des Fensters und hob das Schwert. Er versuchte einen Schlag, um zu sehen, ob ihm sein Arm schon wieder gehorchte. Er ließ ein unterdrücktes Winseln hören und rieb sich die Seite, wenn die Wunde noch zu sehr schmerzte. Er versuchte jedoch, dies zu vermeiden, indem er sich langsamer bewegte, sich vorsichtig nach vorn und hinten beugte, die Waffe hob und senkte, erneut einen Stoß versuchte und dann wieder von vorn begann.
Zu Beginn der zweiten Woche war er kräftig genug, um mit
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