Eine Rose im Winter
Herr, falls Sie glauben sollten, daß ich Ihnen jemals willig zu Füßen falle.«
Mit einer schnellen, mühelosen Bewegung war Christopher auf den Beinen, während sie beklommen den Atem anhielt. Sein freches Grinsen und seine breite, halbnackte Brust vor ihr machten ihr schlagartig klar, wie töricht es war, ihn zu reizen. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß er kein Gentleman war und daß er immer genau das machte, was er wollte. Und in dieser Lage konnte er sie wollen.
Während sie den Mantel fest über ihren Schultern zusammenzog, stolperte sie vor ihm zurück, indes er sich mit betont langsamen Schritten und einem unheilvollen Lächeln bewegte. Als er sich näherte, trat er mit seinem Stiefel auf das Ende des Reitermantels, und ihr Rückzug stockte plötzlich. Erienne zerrte wie wild, um ihn wegzuziehen, doch als er noch näher kam, ließ sie ihn fallen und floh mit einem erstickten Schrei auf die andere Seite des Stalles. Die baufällige Mauer bot keinen Schutz vor ihm, und sie suchte vergebens nach einer Waffe in Reichweite.
»Lassen Sie mich in Ruhe!« Sie funkelte ihn wild an, und verwarf sogleich die Idee, rasch an ihm vorbeizulaufen. Wie er bei früheren Gelegenheiten bewiesen hatte, war er nicht weniger schnell als stark. Er postierte sich so vor sie, daß seine breiten Schultern ihr nur noch wenig Raum ließen. Wütend schlug sie gegen seine Brust, doch bei ihrem Versuch, ihn wegzustoßen, riß sie nur sein Hemd in Stücke. Seine kräftigen Finger legten sich um ihr Handgelenk.
»Törichter Stolz«, spottete er, während seine Blicke in ihren Augen brannten.
Erienne versuchte ihm ihre Hand zu entwinden, doch er schob seinen freien Arm hinter ihren Rücken und drückte sie mit voller Kraft gegen seinen festen Körper. Im nächsten Augenblick pressten sich seine Lippen auf die ihren, und sein heißer Kuß sandte ein Gefühl der Wärme bis in ihr Innerstes, verwirrend, verletzend, herausfordernd. Sein Mund glitt hungrig über ihre Lippen und zwang Erienne, sie unter seiner wachsenden Leidenschaft zu öffnen. Seine Zunge umkoste spielerisch ihre Lippen, um dann weiter vordringend genüßlich die volle Süße ihres Mundes auszukosten. Erienne fühlte sich aufs tiefste empört. Sie versuchte ihren Kopf wegzudrehen, aus Furcht, daß ihr Widerstand und ihr Hass unter dem wilden Fieber seines Ansturms zusammenbrechen würde. Sie wurde wie in einem eisernen Schraubstock festgehalten, sein Arm umklammerte ihre Taille und zerdrückte fast ihren zarten Busen an seiner Brust. Langsam glitt seine Hand über die Rundungen ihrer Schenkel hinab und preßte sie so an sich, daß sie den Beweis seiner flammenden Leidenschaft spüren mußte.
Seine Lippen verließen ihren Mund und wanderten an ihrer Kehle entlang nach unten und ließen ihre Sinne in einem Feuerball explodieren, der seinen Lippen folgte. Weder konnte sie tief Atem holen noch sich von diesen heißen, liebestollen Küssen befreien. Hilflos schüttelte sie den Kopf in einem letzten Versuch, ihn zum Aufhören zu bringen, bevor seine Leidenschaft sie völlig verzehrte. Dann war sein Mund auf ihrer Brust und brachte ihren Atem zum Stocken, als seine feuchte, heiße Glut siedendheiß durch das dünne Hemd sie durchdrang und ihre Brustwarze in eine steile Knospe verwandelte. Mit allerletzter Kraft versuchte sie ihn wegzustoßen, oder schon ergeben in Ohnmacht zu fallen, wenn er nicht aufhörte.
»Christopher … bitte nicht!«
Mit einem sanften Lachen ließ er sie los, und in Eriennes Kopf begann sich alles zu drehen, als er zurücktrat. Vollkommen erschöpft lehnte sie sich um Luft ringend an die Wand. Während sie noch eine Hand über ihre bebenden Brüste hielt, konnte sie ihn nur fassungslos anstarren, so als ob er zusammen mit ihr und der ganzen Welt aus den Fugen gehoben wäre. Und trotz aller platten Weisheiten über die Tugend der Jungfräulichkeit blieb ein verwunderter Ausdruck auf ihrem Gesicht, und das Herz klopfte ihr wild.
»So, jetzt können Sie sich mit Ihren alternden Freiern zufrieden geben, wenn Ihnen das gelingt, Erienne Fleming. Oder Sie geben zu, daß ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe.«
Fast wie in Trance beobachtete Erienne, wie er sich hastig abwandte und auf seinen Hengst zuging, der auf einmal nervös zu schnauben und stampfen begann. Ihre Gefühle stürzten sie in große Verwirrung. Das Neue, was sie an Christopher Seton kennen gelernt hatte, war wie eine Maus, die von innen heraus eine Wand zernagt, Vorbote kommenden
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