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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Blutes, das in roher Menge betrachtet schon
in Strömen geflossen war, so oft wie sie sich zärtlich, mutwillig, mal mehr
oder weniger roh gebissen, geritzt oder aneinander geknabbert hatten, würde es
noch eine Weile dauern, bis sie wieder angepasst waren.
Sie ließ das Laken los, entzog ihm ihre Hand, um sein Gesicht mit beiden Händen
sanft zu umfassen.
    “Du bist ein
guter Mann, Brock Wolfe. Aufrichtig und stark. Ich fühle mich sehr respektiert.
Sonst wäre ich wohl kaum geblieben.”
Statt seinen Mund küsste sie zuerst seine Stirn, um sich dann mit ihrer dagegen
zu lehnen und erneut den Blick seiner Augen zu suchen. Die Magie zwischen ihnen
war immer noch da. Sie würde niemals auch nur ein Sterbenswörtchen darüber
verlieren. Nicht einmal ihrer Schwester gegenüber. Zwar teilte sie sonst alles
mit Artemis, doch diese Nacht hier würde ihr Geheimnis bleiben. Eines, von
dessen bloßer Erinnerung sie wohl noch Wochen bis zum nächsten Vollmond und
darüber hinaus zehren würde.
    “Lass uns
gemeinsam duschen.“ Ihre grünen Augen leuchteten rot und spiegelten sich in
kleinen Flammen in seinem hungrigen Blick wieder. “Dann erledigen wir gleich
zwei Dinge auf einmal und du kannst schneller zurück zu deinen Pflichten.“
Gierig und heiß fanden ihre Münder ohne weiteres Zögern erneut zusammen. Cordi
schlang die Arme um seinen Hals und die Beine um seinen Leib, damit er sie
hochheben und ins Bad tragen konnte, ohne den Kuss zu unterbrechen. Plötzlich
den kalten Marmor in ihrem Rücken zu spüren, obwohl sie jederzeit damit
gerechnet hatte, ließ sie aufkeuchen aber gleichzeitig einen weiteren
unglaublichen Kick spüren, als er blind das Wasser anstellte und es kurz darauf
auf sie beide herunter prasselte wie warmer Sommerregen, der ihre miteinander
verschmolzenen Düfte keineswegs fortspülte, sondern gerade richtig zu entfalten
schien. Jedenfalls fühlte sich die folgende Leidenschaft erneut so
überwältigend an wie der Rausch der gestrigen Nacht.
     
     
     

5. Der Stachel der Freiheit
     
     
    Mittwoch,
31. Oktober; Manhattan
    Die Fahrt in
dem Taxi, das sie vor dem Club ergattert hatten, verlief tatsächlich
schweigsam. Sie saßen beide auf der Rückbank mit so viel Abstand wie möglich
zwischen ihnen. Und doch war die Präsenz des anderen für sie nicht zu
verleugnen. Juno wusste nicht, warum er ihrer Bitte nachgekommen war. Bestimmt
nicht, um ihr eine Freude zu machen. Vielleicht konnte er auch nicht schlafen
und wollte sich mit der Aussicht selbst beruhigen. Sie mussten zum Battery Park
fahren, wo sich die Anlegestelle der Fähre befand, die Liberty Island anfuhr.
Es war merkwürdig, diese Tour so viele Jahre später zu machen. Damals hatte sie
irgendwie nie daran gedacht, weil es ihr vollkommen abgeschmackt und sinnlos
erschienen war.
Auf der Fähre waren ziemlich viele Party-Heimgänger unterwegs, die noch
verkleidet und mehr oder weniger besoffen waren, so dass Juno es vorzog,
draußen an die Reling gelehnt zu stehen, um der lärmenden Menge zu entkommen.
Sie hatte Chadh kurz aus den Augen verloren, doch beim Einlaufen in die
Anlegestelle der Insel war er wieder an ihrer Seite. Das Meer hörte sich hier
anders an, die lauten Maschinen des Schiffes übertönten es, doch der salzige
Geruch wurde davon nicht beeinträchtigt.
Juno kam sich vor wie ein Einbrecher auf Beutezug, als sie ihrem Führer folgte,
der den erwähnten Schlüssel tatsächlich bei sich trug. Sie fragte ihn nicht,
wie er da rangekommen war. Sie taten etwas Verbotenes, aber sie würde niemandem
damit wehtun. Allerhöchstens sich selbst, weil sie unglaubliche 354 Stufen
erklimmen mussten, da die Fahrstühle zu dieser Stunde natürlich außer Betrieb
waren. Juno zählte in Gedanken mit. Sie erreichten schließlich die Krone, in
der es schon ziemlich beengt war. Sie lief auf die Gucklöcher zu und hängte
ihre Nase in die würzige Meeresluft, die hier oben viel reiner duftete. Sie
wischte sich nachlässig mit dem Handrücken über die Stirn, da sie sich erhitzt
fühlte und schob dabei den Hut in den Nacken, um ihn dann ganz abzunehmen, weil
hier ein kühler Wind wehte, den sie gern in ihren Haaren tanzen lassen würde.
Sie beugte sich weiter hinaus und genoss das Gefühl, wie ihre schweren Strähnen
vom Wind verweht wurden und sich mit dem Geruch des Meeres voll saugen würden.
Das kurze Hochgefühl hielt nicht lange. Sie konnte die Lichter der großen Stadt
vor sich glitzern sehen. Von ihrem Leuchtturm aus sah sie nur das Wasser

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