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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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reagierte. Er würde es nicht merken, er hatte bestimmt
keine so feine Nase wie einst Bertrand, dem der Duft nach Immortelle
aufgefallen war, ihn ihr aber niemals zugeordnet hatte. Wie auch? Sie hatte ihm
nie erklärt, dass sie kein gewöhnlicher Mensch mehr war. Nur Andeutungen
gemacht, nachdem sie ihn praktisch davongejagt hatte. Eine gewöhnliche
Strauchblume mit einem überraschend feinen Duft. So passend zu ihr, dem
einfachen Mädchen vom Land, das nach großen Dingen strebte.
    “Wunderschön.”
flüsterte Chadh beinahe atemlos und heiser dicht an ihrem Ohr. “Aber derjenige,
der diese Traurigkeit und die Wut in dir gesät hat, verdient den Tod. - Sag
mir, wer es war. Ich töte ihn. Auf der Stelle.”
Ein Versprechen, nicht einfach nur eine leere Drohung oder die Art schlechter
Anmache, von der er sich eine Gegenleistung erhoffte. Er meinte es ernst und in
der nächsten Sekunde fühlte er in sich das laute Brüllen der Bestie und seine
Fangzähne wuchsen, während seine eisblauen Augen leuchtend rot aufglühten.
    Juno
schluchzte leise auf, er klang so von sich überzeugt. Es war irgendwie
anrührend, dass er sie beschützen wollte.
„Das ist für dich nicht möglich… Chadh… Eines Tages vielleicht… werde ich es
selbst tun…“, hauchte sie mit kraftloser Stimme und nahm anschließend einen
tiefen Atemzug, um den Tränen Herr zu werden, die unaufhaltsam aufstiegen. Sie
hatte sich schon lange nicht mehr so verletzlich und doch beschützt gefühlt,
auch wenn er ihr diesen Schutz niemals bieten würde können, weil ihre Feinde
ihn einfach in der Luft zerreißen würden.
Sie nahm einen weiteren Atemzug, der nun nicht mehr nur den Duft des Meeres in
ihre Nase sog. Da war noch etwas anderes. Ihre Lider flatterten unruhig, hoben
sich kurz und fielen dann umso schwerer über ihre blauen Augen, in denen immer
noch Tränen schimmerten. Minze… Nein, intensiver und belebender. Und zugleich
etwas, das ihr die Knie schwach machte und sie dazu veranlasste, sich noch mehr
gegen ihn zu lehnen. Ihre Lippen teilten sich und ein leiser Laut entwich ihrer
Kehle, der wie ein wohliges Seufzen klang.
Juno riss die Augen weit auf, als sie einen stechenden Schmerz in der Hand
spürte, die den Skarabäus umklammert hielt. Der folgende halb unterdrückte Laut
war der Ausdruck ihres Entsetzens und ihres Schmerzes, da die Hitze der Flügel
sich tief in ihre Haut einbrannte. Sie riss sich von ihm los und taumelte
zurück, als sie seine veränderten Augen und die Fänge bemerkte. Sie knallte
beim Zurückweichen vor ihm mit dem Hinterkopf gegen einen der vernieteten
Metallpfeiler, stolperte und fiel schließlich auf den Boden, wo sie sich mit
den Händen abstützte, um den Sturz abzumildern. Der brennende Skarabäus versank
dadurch förmlich in ihrer Handfläche und Juno stöhnte auf, nicht weil der Schmerz
schlimmer geworden war sondern weil sie nicht fassen konnte, was gerade
geschah.
Sie riss den Kopf nach oben und sah durch den Vorhang ihrer durcheinander
geratenen Haare gehetzt zu ihm auf.
    „Oh, Gott…
Wer bist du?! Wie hat er dich gefunden?! Was hat Manasses dir versprochen? Das
kann nicht sein… Es kann einfach nicht sein!“
Juno atmete schwer und richtete sich mühsam auf, bis sie auf ihren
Unterschenkeln saß. Der Schock lähmte sie regelrecht. An Materialisieren war in
ihrem desolaten Zustand nicht mehr zu denken. Sie senkte den Blick auf ihre
Hand und zog den Anhänger mit einem Ruck an der Kette aus der tiefen Wunde, so
dass sie die oberste Hautschicht mit fort riss und Blut aus der Verletzung
quoll. Juno schloss die Finger darüber und sah vorwurfsvoll zu ihm auf.
„ Er hat dir gesagt, was du tun musst, wie du dich zu verhalten hast… Es
war alles nur Show!“, flüsterte sie enttäuscht, dass sie so naiv gewesen war,
auf einen Immaculate hereinzufallen, selbst wenn im Hintergrund ihr
Vorgesetzter die Fäden gezogen haben mochte.
Juno sank regelrecht in sich zusammen und wandte das Gesicht von ihm ab. Er
sollte ihre Tränen nicht sehen. Durch den Tränenschleier hindurch sah sie
verschwommen das rote Glühen der Flügel, das sich in seinen Augen
widerzuspiegeln schien.
Verkauft und verraten … Hoffentlich hatte es sich für ihn gelohnt.
    “Ich weiß
nicht, wovon du sprichst! Was ist das für ein Tier?”
Mit glühenden Augen sah Chadh auf Juno herab. Dabei tigerte er von einer Seite
der Krone zur anderen. Mit weit ausholenden Schritten und heftig miteinander
ringenden Händen. Das Biest in ihm drohte, erneut

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