Eine Sacerda auf Abwegen
seinen Leib zu sprengen. Das
durfte nicht geschehen. Nicht hier. Nicht mit ihr. Er entriss ihr den
leuchtenden Skarabäus, dessen Bedeutung er nicht zu erkennen vermochte, da ihm
dieses Schmuckstück wie so vieles gänzlich unbekannt war, und warf ihn fort in
Richtung Tür, wo er scheppernd liegen blieb und augenblicklich verlosch. Chadh
schickte dem hässlichen, kleinen Ding, das Juno wehgetan hatte, ein drohendes
Knurren hinterher. Dann wandte er sich wieder der am Boden sitzenden Frau zu,
die er eben noch hatte halten dürfen, bevor sie ihn so rüde zurückstieß, ohne
dass er verstand, warum.
“Warum
beleidigst du mich und meine Gefühle für dich? Weil ich mich nicht für die
Drinks in der Bar erkenntlich gezeigt habe?”
Ehrlich gekränkt und in höchstem Maße bemüht, nicht weiter aus der Haut zu
fahren, obwohl sich bereits ein viel dunkleres Timbre in seine Stimme
geschlichen hatte, das sehr gefährlich klang und ihm alle Schüchternheit, die
man ihm hätte zutrauen können, nahm.
“Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, ich töte denjenigen, der dir Leid
zugefügt hat. Ich kann es. Jederzeit. Und niemand musste mir dafür etwas
versprechen. Nicht einmal du. Ich hätte es selbstlos getan. Ich verstehe nicht,
was du sagst und kenne diesen Mana… Mana… nasses nicht.“
Chadh fiel es schwer, diesen Namen auszusprechen. Je aufgeregter er war, desto
mehr litt sein Sprachzentrum darunter, weil die Bestie in ihm das Steuer in
seinem Hirn zu übernehmen drohte.
Juno starrte
mit offenem Mund zu ihm herauf, sie konnte seine plötzliche Wut nicht
nachvollziehen, beinahe klang er, als hätte sie ihn mit ihrem Verhalten
gekränkt. Als hätte sie ihn zu Unrecht verdächtigt…?
Seine Stimme hörte sich mit einem Mal dunkel und bedrohlich an und Juno
erzitterte diesmal nicht vor Wohlbehagen, obwohl sie sich schon oft ungerührt
dem Zorn von Menschen gestellt hatte, die Ansprüche an sie stellten, ohne ein
Anrecht darauf zu haben.
Chadh log sie nicht an. Er sprach die Wahrheit, als er sagte, dass er Manasses
nicht kennen würde. Juno war wie vor den Kopf geschlagen, weil er doch
eindeutig ein Immaculate war, obwohl sie es nicht gemerkt oder sich einfach
nicht darum bemüht hatte. Samhain verwirrte ihre Sinne mehr, als sie zugeben
wollte.
“Ich…ich…”
Das Tier witterte ihr Blut. Süßes, wohl duftendes, köstliches Blut. Die breiten
Nasenflügel bebten. Das intensive Glühen seiner Augen nahm zu, flackerte und
ebbte dann ab in eisig intensives Kobaltblau. Das Raubtier war nicht mehr weit
entfernt von der Oberfläche. Chadh sackten die Knie ein und er ging vor Juno zu
Boden und stützte sich mit den Händen auf dem kalten Metallboden ab. Darauf
wartend, dass das Unweigerliche geschah. Die Wirbel in seinem Rücken schmerzten
bereits höllisch.
“… warum hast du mich fortgestoßen?”, flüsterte er mit gesenktem Kopf im
Einklang mit dem hereinwehenden Wind.
“Ich wollte dich nur berühren. Mehr nicht. Ich wollte dir nahe sein aber nicht
so nah, um dir wehzutun. Warum bist du so grausam, Juno ?“
Chadh kämpfte immer noch gegen die Bestie an, während er mit immer heiserer
werdenden Stimme eine Erklärung verlangte, was so anstrengend für ihn war, dass
ihm schließlich auch ein Arm wegknickte und er ungeschickt auf die Seite fiel
und liegenblieb.
Er zog die Knie dicht an den Körper, umschlang sie mit beiden Armen und starrte
tränenblind ins Leere. Ihre Tränen würden ihr nichts nützen und die seinen auch
nicht. Sie musste fort. Fort von ihm in Sicherheit. Doch er hatte keine Kraft
mehr, sie dazu aufzufordern. Zu sehr forderte ihn der innere Kampf mit dem
Tier, das wütend und brüllend hinaus wollte, um sich für diese grausame
Zurückweisung zu rächen, die ihn aus irgendeinem Grund tief ins Herz getroffen
hatte. Und diesen Grund nicht zu kennen und definieren zu können, machte es
erst recht rasend.
“Es tut mir
leid….Juno! Ich…ich….w-w-wollte w-w-wirklich …nicht... ”, presste er zuletzt
doch noch gequält hervor, bevor sich seine Augen nach innen verdrehten und sich
sein menschlicher Blick zu trüben begann. Schweiß stand ihm auf der Stirn und
sein Atem kam ihm nur noch stoßweise über seine Lippen. Bei Tulip hatte er es
zugelassen. Alles war sehr schnell gegangen. Hier war er nicht bereit, Platz zu
machen. Hier nicht.
Er würde sie töten. Sie würde sterben und mit ihr ihr wundervolles glänzendes
Haar. Er würde sie nie wieder sehen. Er war ein Mörder. Ein eiskalter Killer
ohne
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