Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
kann.” Nathan hatte ein sauberes Laken aus dem Schrank
geholt und bedeckte damit die Tote, um ihr vorerst Frieden zu geben, nachdem er
in Gedanken ein rituelles Gebet in der alten Sprache für sie gesprochen hatte.
Man würde die Leiche später, nachdem die Krieger hier mit allem fertig waren,
abholen und in das Haus ihrer Familie überführen.
    Die anderen
verbliebenen Krieger nickten zustimmend und machten sich daran,
zusammenzupacken. Rys würde bleiben, um mit Brock und Romy noch einmal
genauestens den Tatort zu untersuchen, ob sie nicht doch noch etwas übersehen
hatten. Es war gut, den Wolf im Team zu haben. Er leistete nicht nur als
Leibwächter gute Arbeit.
Nathan würde unten den Trupp Enforcer in Empfang nehmen, die den Abtransport
bewerkstelligen würden und Ray und Ash konnten sich schon gemeinsam mit den
bereits gesammelten Beweisen in die Fortress bewegen, ob die Datenbank der
Immaculates nicht doch irgendeinen Hinweis auf den Unbekannten liefern würde.
Peter Cullen war nach der Hinrichtung von Glorias Tante endlich wieder im
Dienst und unterstand nun dem Befehl von Theodor Lancaster. Dieser führte das
insgesamt drei Mann starke Team an. Thibault de Capulet war der Letzte im
Bunde. Ebenfalls ein Spross aus angesehener Familie. Hübsch anzusehen in seiner
Uniform und durchaus so ehrgeizig, es eines Tages sehr weit in den Reihen der
Enforcer zu bringen. Dieser Trupp würde sich gewissenhaft um den Abtransport der
Leiche kümmern, so dass den Kriegern hier nichts mehr zu tun blieb.
     
     
    Zur
gleichen Zeit in der Nähe der Docks
    Juno schlief,
ohne einmal aufgewacht zu sein, in seinem Bett. Er hatte ihr nur die Schuhe
ausgezogen und dann die dünne Decke, die er für gewöhnlich benutzte, sorgfältig
übergelegt, damit sie nicht mehr als nötig fror. Im Badezimmer mit
zersplitterten grünbraunen Fliesen, dem kaputten Boiler und einem
Spiegelschrank, der seine besten Jahre schon hinter sich gelassen hatte, hatte
Chadh ein paar abgelaufene aber noch original versiegelte Päckchen mit
Verbandsmaterial gefunden, die der Vormieter zurückgelassen hatte. Damit hatte
er Junos Hand überraschend fachmännisch verbunden. Trotzdem bildeten sich nun
nach einer Stunde bereits große rote Druckstellen auf dem angegilbten Weiß des
Mulls. Die Wunden heilten nicht gut. Beinahe so langsam wie bei einem
Sterblichen, den man garantiert hätte nähen müssen. Das hatte er ihr aber nicht
antun wollen. Am Ende mussten sie ihre Hand erneut schneiden, um die Fäden aus
der gesunden Haut zu ziehen. Auch darin hatte Chadh Erfahrung. Denn er war
nicht immer so gut bei Kräften gewesen wie heute. Es hatte Zeiten gegeben, da
erging es ihm körperlich beinahe genauso schlecht wie Juno. Aber eben nur
beinahe.
Jetzt stand er an einem kleinen, leicht verschmutzten aber nicht dreckig
wirkenden Zweiplattenherd und rührte in dem einzigen Topf den er besaß. Die
teuren Hemdsärmel des Anzuges hochgekrempelt, obwohl Blutflecken am Kragen
waren und die Jacke hing sorgfältig auf einem Bügel drapiert am Türrahmen.
Vielleicht schrieb er Thibault dafür mal eine Dankeskarte.
Es begann angenehm nach Hühnerbrühe zu riechen. Die zerbeulte Dose, die
nachlässig grob geöffnet leer zu Chadhs Rechten stand, war ebenfalls ein
Geschenk seines Vormieters. Aber auch noch bis weit ins nächste Jahr haltbar.
Darauf hatte er schon geachtet, bevor er sie für Juno zubereitete. Verstohlen
sah er aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber. Ihr ging es wirklich schlecht, aber
dafür schlief sie tief und fest. Nicht einmal besonders unruhig und
zusammengerollt wie eine junge Katze unter der ausgeblichenen Decke.
    Ihr einfach
ebenfalls von seinem Blut zu geben, nachdem sie ihn gespeist hatte, lag ihm
genauso fern, wie sich für den spendierten Alkohol zu bedanken. Es war schon
gefährlich und dumm genug gewesen, sie mit hierher zu nehmen. Dieser Manasses
konnte nach ihr suchen und sie holen wollen. Dies war ihm erst eingefallen, als
sie schon sicher in seinem Bett lag und ihre Hand versorgt war. Der Käfer lag
neben ihr am Kopfende des Bettes auf einer wackeligen, wurmstichigen Kommode,
die Chadh vom Sperrmüll geholt hatte. Wie eigentlich alles, was ihm in diesem
Zimmerchen, das nur als solches zu bezeichnen war, zur Einrichtung diente.
Nur die Schaumstoffmatratze war neu. Auf einer gebrauchten oder verdreckten
Unterlage zu schlafen, wie zu den Zeiten als er noch ein Kind und junger
Erwachsener gewesen war, hatte er nicht mehr über sich bringen können.

Weitere Kostenlose Bücher