Eine Sacerda auf Abwegen
Dann
lieber auf dem harten, rohen Fußboden. Diesen hätte er Juno aber niemals
zugemutet. Da wäre ihm schon noch etwas eingefallen. Wenn sie schlief, war es
eigentlich nicht schwierig, sich erkenntlich zu zeigen. Dann musste man keine
Angst vor ihrer Reaktion haben.
Chadh wandte sich wieder der Suppe zu, die langsam zu kochen begann und stellte
den Temperaturregler, der unter seinem ungewohnt festen Handgriff knarrte, auf
Minimum. So würde die Suppe warm bleiben aber nicht anbrennen, während er
mangels eines Stuhls an der Wand neben dem Tisch mit dem Plattenkocher lehnte
und sich fragte, ob sie überhaupt wieder von allein aufwachen würde.
. . .
Das Leben floss aus ihr heraus… Zug um Zug… Sie kämpfte und bäumte sich dagegen
auf, doch sie hatte keine Chance gegen seine Stärke. Juno war plötzlich
wieder in ihrer schrecklichsten Erinnerung gefangen. Wehrlos in ihrer Schwäche.
Ein
Geschenk für Sie, Monseigneur…
Juno wurde unsanft am Oberarm gepackt und so rüde von ihrem Entführer
weggestoßen, dass sie in dem dunklen Raum, der nur durch ein Kaminfeuer erhellt
war, unsanft auf die Knie fiel und sich mit beiden Händen auf dem Boden
abstützen musste, um den Sturz zu mildern. Der Skarabäus glühte heller denn je.
Giftig grün. Sie verstand nicht, was mit ihr geschah, doch sie würde nicht
klein beigeben. Niemals!
Sie sah zuerst nur dunkle Hosenbeine, die hinter einem Sessel auftauchten und
hob den Kopf langsam an, um schließlich an einem totenblassen Gesicht hängen zu
bleiben, in dem die schwarzen Raubvogelaugen wie entseelt wirkten, die
vollkommen desinteressiert auf sie herunterblickten, als wäre sie nicht mehr
als ein Schmutzfleck auf dem kostbaren Aubusson-Teppich. Ihr Herz klopfte zum
Zerspringen, sie hatte Angst, doch sie erwiderte den Blick des Mannes trotzig
und kämpferisch. Sie wurde plötzlich an den Haaren gepackt und mit so grober
Wucht auf die Füße gezogen, dass sie einen Moment in der Luft schwebte und
glaubte, ihre Kopfhaut würde nachgeben und reißen.
„Sie ist
wunderschön… Rein wie der Morgentau… Unberührt, Monseigneur! “
Diese übereifrig vorgetragene Erklärung weckte das Interesse des Fremden, der
auf sie zutrat und mit der Kuppe seines Zeigefingers den Schwung ihrer
geröteten Wange nachfuhr. Juno zappelte in dem Griff des anderen Mannes, der
ihre Hände an den Gelenken auf dem Rücken festhielt. Ihr Gegenüber ließ die
Hand tiefer gleiten, so dass er die Wölbung ihrer Brust streifte. Sie trug nur
ein dünnes Sommerkleidchen und nichts drunter. Es war ein heißer Tag gewesen.
Ihre Hände wurden ihr stärker ins Kreuz gedrückt, so dass sie es durchbiegen
musste und sich praktisch darbot.
Juno trat aus, erreichte damit jedoch nur, dass der Griff unbarmherziger wurde,
ohne den Mann getroffen zu haben, der nun ihre Brust umschloss und Übelkeit in
ihr aufsteigen ließ, weil sie ahnte, was ihr nun bald blühen würde. Sie spuckte
ihm dafür voller Verachtung ins Gesicht.
„Lass sie los
und verschwinde!“, zischte er, während er sich ihre Spucke mit den Fingern von
seinen Lippen wischte.
Mit grimmiger
Befriedigung stellte Juno ihre Treffsicherheit fest. Sie würde es nicht einfach
hinnehmen. Niemals!
Sie taumelte, als der andere sie plötzlich freigab und sah sich gehetzt in dem
dunklen Raum um, in dem sie keine Fluchtmöglichkeit entdecken konnte. Sie
stürmte dafür an den Kamin und griff sich den Schürhaken, den sie wie ein
Schwert drohend vor sich hochhielt.
„Komm mir
nicht zu nahe, du Dreckschwein! Oder ich töte dich!“
Eine leere
Drohung, wie sie bald feststellen musste. Er spielte mir ihr und hetzte sie
durch das Zimmer, wich jedem ihrer ungeschickten Angriffe geschickt aus. Zuckte
bei keinem ihrer Treffer zusammen, stellte sich ihr immer wieder unvermittelt
in den Weg, bis sie atemlos und völlig erschöpft war. Doch nicht einmal dann
hatte sie ihre Gegenwehr eingestellt.
Irgendwann standen sie sich gegenüber, nur noch eine polierte Tischplatte
zwischen sich. Sie war schweißüberströmt, keuchte schwer und er lauerte mit
dunklem Blick auf der anderen Seite. Ein eisiger Schauer rann über ihren
Rücken, als er sich einen Augenblick später vor ihren Augen in Luft aufgelöst
hatte. Juno blinzelte und stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte
ab, riss die Augen weit auf, weil es ihr unmöglich schien, was sie gesehen
hatte.
Er ist weg! Innerlich jubilierte sie, dachte schon, alles wäre nur ein
verrückter Traum, den sie im
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