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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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sie belastete. Er hatte selbst sein Päckchen
zu tragen. Eine Frau wie Juno würde sich, wenn sie erst einmal wieder gesund
war, niemals für ihn oder seine Belange interessieren. Chadh wandte sich ab, um
erneut in der Suppe zu rühren. Doch er lauschte trotz seiner inneren Abwehr auf
jede noch so kleine Bewegung Junos und wusste, dass sie ihn beobachtete, bevor
sie das tat. Ihr Blut hatte seine Kräfte enorm sensibilisiert. Er fühlte sich
so gut wie schon lange nicht mehr.
    „Chadh…? Es tut
mir leid… Ich wusste nicht, wie ich dir sonst helfen sollte. Ich habe es nicht
getan, um mein Leben zu retten, wenn du das denkst. Ich habe nicht weiter
nachgedacht… Ich kann einfach nicht zusehen, wenn andere leiden…“, wisperte
Juno leise, doch seine geschärften Sinne würden jedes Wort verstehen.
Auch wenn du und alle anderen denken, ich wäre grausam und kalt.
Mit dem ihr zu eigenen eisernen Willen richtete sie sich mühsam auf, indem sie
sich mit der linken Hand abstützte, weil die Rechte einfach nicht einsatzfähig
war. Sie schob die Decke ungeschickt zur Seite und hob die Füße aus dem Bett,
um sie auf den Boden abzustellen. Sie schwankte leicht und verdrehte einmal
kurz die Augen, weil ihr die Sinne zu schwinden drohten.
Juno atmete schwer und kämpfte den Schwächeanfall nieder. Sie versuchte, den
schweren Vorhang ihrer Haare beiseite zu schieben, doch die langen Strähnen
waren nur mit einer Hand einfach nicht unter Kontrollen zu bringen. Ihr Blick
fiel auf ihre nackten Zehen, die unter dem Saum der Hose hervor lugten, so dass
sie sich nach ihren Stiefeln umsah.
    Chadhs Rücken
versteifte sich leicht, während er den Löffel aus der Suppe nahm und diesen an
die Kochplatte anlehnte. Sie hatte es ganz bestimmt nicht getan, um ihr Leben
zu retten. Er hatte schließlich gespürt, dass sie bereit gewesen war zu gehen.
Mit allem abgeschlossen hatte, sozusagen und doch gab es in Junos Leben sicher
etwas, das sie hier halten könnte, wenn sie sich selbst nur eine winzig kleine
Chance gab, den grausam wütenden Schmerz in sich zu verarbeiten. Die Ewigkeit
konnte leidend verdammt lang sein. Und wäre sie kräftig genug gewesen, dann
hätte sie ihn mit Sicherheit allein in der Krone zurückgelassen. Diese
Erkenntnis machte ihm komischerweise nichts aus. Chadh wurde nicht einmal wütend.
Es war nur fair. Jeder war sich selbst der Nächste. Er an Junos Stelle hätte
genauso gehandelt. Und doch hatte er sie nicht einfach in der Freiheitsstatue
zurückgelassen, als sie ohnmächtig auf dem Boden lag.
    „Ich sollte…
nach Hause…“ Juno stockte. Sie war meilenweit von ihrem Zuhause entfernt. Sie
durfte das Land gar nicht verlassen. Sie war immer noch nicht frei.
„Ich meine… Wo bin ich eigentlich?“ Sie sah sich verwirrt in der Bleibe um, die
man nur als heruntergekommen bezeichnen konnte. Wohnte er hier? Sie war selbst
einfaches Leben gewohnt, wenn sie in der Bretagne weilte, aber es geschah aus
freiem Willen und nicht wegen offensichtlichen Geldmangels. Warum hatte er
keine Familie, die für ihn sorgte?
Schließlich hob sie die müden Augen fragend zu ihm an. Ihr stockte der Atem,
als sich ihre Blicke kreuzten. Sie verspürte eine beinahe schmerzhafte
Sehnsucht in ihrem Herzen, die sie ganz sicher in seine Arme getrieben hätte,
wäre sie fähig gewesen, sich gerade auf eigenen Beinen halten zu können.
Es darf nicht sein… Es kann nicht sein…
    “Ich habe
keine Teller.”, meinte Chadh statt einer Antwort auf ihre Frage.
Doch dann konnte Juno ihm dabei zusehen, wie er die herrlich duftende
Hühnersuppe in eine kitschige I Love New York -Tasse umfüllte, deren Rand
auf einer Seite schon gesprungen war. Dann wandte er den Kopf und endlich,
endlich kreuzten sich ihre Blicke erneut in einem Moment, in dem ihre Herzen
und die Zeit um sie herum still zu stehen schienen.
Du kannst nicht nach Hause. Du bleibst bei mir.
Der Gedanke, so unsinnig wie seine Antwort mit dem Teller, ließ ihn blinzeln.
Er hatte ihn nicht bewusst gedacht. Es war einfach so passiert. War es, weil
sein Körper ihr Blut nicht abgestoßen hatte? Weil er in sich behalten konnte,
was er zu sich nahm? Es hatte wirklich köstlich geschmeckt. So warm und weich.
Süß, aber nicht zu sehr. Mit einer unbestimmt würzigen Note. Sollte man sie mit
Wein vergleichen, hätte sogar seine geschmacksverirrte Zunge etwas von einem
guten Jahrgang gefaselt. Obwohl er den einen nicht von dem anderen
unterscheiden konnte und trank, was ihm schmeckte.
Sie war

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