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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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auf einen Irrtum. Man hatte ihr zwar gesagt, dass es in beiden Welten
den einen perfekten Partner für sie geben würde, doch woher wollten die
Immaculate der heutigen Zeit wissen, ob Baals Einfluss wirklich noch so weit
reichte?
Mit einem dumpfen Gefühl im Bauch musste sie daran denken, was sie gestern
Nacht erfahren hatte: Pia Nicolasa hatte ein Kind empfangen, obwohl die Zeit
der Umstellung noch nicht vorbei war. Der Segen des Baal…
Hätte sie nur ein Mensch bleiben können, dann wäre sie nun an der Seite
Bertrands glücklich und zufrieden. Nein, er ist Anfang des Jahres gestorben …
Juno erwartete, dass sie unendliche Trauer verspüren würde, doch sie empfand
nur einen leisen Stich. Sie hatten schon vor langer Zeit von ihm Abschied
genommen. Sie kannte ihn überhaupt nicht mehr, hatte gerade mal ein paar Wochen
mit ihm verbracht, ohne zu wissen, dass er derjenige war, den sie ausgewählt hätte.
Das Ende zwischen ihnen war unvermeidlich gewesen, als er den Skarabäus in die
Hand nahm und sie somit wusste, dass sie die Trennung herbeiführen musste, weil
sie keine gemeinsame Zukunft haben würden.
    Chadh setzte
sich seitlich neben sie, sodass er Juno wieder richtig ansehen konnte. Er
verharrte abermals einen Moment, um sich an ihrer blendenden, durch nichts
außer dem endgültigen Tod zerstörbaren Schönheit zu wärmen. Obwohl ein wenig
durcheinander geraten und zerzaust vom Schlaf und den Ereignissen in der Krone,
strahlte ihr Haar immer noch magisch und er musste einfach die Hand
ausstrecken, um eine Strähne davon zwischen seinen Fingern hindurch gleiten zu
lassen. Doch als sie zusammenzuckte, zuckte auch er und nahm die Hand sogleich
fort.
    Juno schreckte
aus ihren Überlegungen auf, als sie die Berührung seiner Finger in ihren Haaren
spürte, die ihn zu faszinieren schienen. Sie hätte beinahe die Hand gehoben, um
sein Handgelenk zu umschließen, damit er damit fortfuhr, seine Finger durch die
Strähnen gleiten zu lassen. Es fühlte sich gut an, wenn er das tat. In ihrem
Magen kribbelte es und die Kälte wich aus ihren Gliedern, obwohl sie immer noch
nicht kräftig genug war, um sich selbst zu versorgen.
    “Ich werde
dir nichts tun.”, sagte Chadh, diesmal wieder so schüchtern und jungenhaft wie
bei ihrer ersten Begegnung in der Bar. Hin und her gerissen, noch einen Versuch
zu machen, ihr Haar zu berühren oder es bleiben zu lassen und die Suppe neben
die Kette zu stellen, damit sie irgendwann selbst trinken konnte, wenn sie die
Kraft dazu hatte. In einer oder zwei Stunden dann, wenn die Suppe kalt und
ungenießbar geworden war.
“Dir nicht.”, fügte er hinzu, als sollte sie genau wissen, dass er bei anderen
nicht so zurückhaltend gewesen war. Was ja auch durchaus Tatsachen entsprach.
Erst in der letzten Nacht war wieder jemand durch seine Hand gestorben. Beinahe
wären es zwei geworden. Er ging sogar soweit, einen Schluck aus der Tasse zu
nehmen, damit sie sehen konnte, dass er den Inhalt nicht mit irgendetwas versetzt
hatte, was ihr schaden könnte. Das würde er wirklich niemals tun. Zumindest
heute nicht. Heute war ein guter Tag.
Wenn er schon wenigstens nicht ihr Haar berühren konnte, dann wollte er
wenigstens ihren Duft noch einmal riechen. Die Hühnersuppe in seiner Hand
übertünchte gerade alles. Chadh musste sich nur wenig vorbeugen, um Juno zu
erreichen. Er hielt ihr die Tasse hin, sodass ihr Blick automatisch darauf fiel
und schloss, mit seiner Nasenspitze dicht an den goldenen Wellen, versonnen die
Augen, um einige wenige tiefe Atemzüge zu nehmen, die ihn immer an einen
winzigen guten Moment in seinem Leben erinnern würden.
    “Trink etwas
Suppe. Nur einen Schluck, sonst schaffst du es nicht nach Hause, Juno .
Hab keine Angst, ich halte die Tasse für dich. Du musst sie nur mit der
gesunden Hand so für dich drehen, dass du es bequem hast.” Oh, sie war so
wunderschön.
    Mehr, um
seinem Blick zu entgehen, als aus echten Hungergefühlen heraus, befolgte Juno seine
Anweisungen. Sie schaffte nur ein paar Schlucke, alles andere hätte sie
überfordert, da sie sonst auch nicht viel zu sich nahm außer dem nötigen
Plasma. Irgendwie hatte das Essen seinen Reiz verloren, nachdem es ihr in
Bertrands Gesellschaft so viel Spaß gemacht hatte, mit Geschmäckern zu
experimentieren.
    „Danke… Ich kann
nicht mehr nehmen… Mir würde nur übel werden… Ich esse nie besonders viel.“,
erklärte sie ihm schließlich, wobei sich seine Miene erneut verdüsterte. Sie
musste wirklich

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