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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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wirklich sehr schwach. Sie konnte sich kaum aufrecht halten. Geschweige
denn gehen. Allein würde sie niemals dorthin kommen, was sie ihr Zuhause
nannte. Wenn es wirklich ihr Zuhause war. Sie sprach bestimmt nicht von ihrem
Leuchtturm.
    Juno tastete
nach dem Anhänger, den sie unter ihrem Hemd vermutete, doch sie fand ihn nicht.
Hatte sie ihn auf der Freiheitsstatue zurückgelassen? Juno zuckte schuldbewusst
zusammen.
„Oh, Gott… Ich muss ihn zurückholen… Manasses bringt mich um, wenn ich ihn
nicht mehr trage!“, murmelte sie vor sich hin und versuchte, sich zu
konzentrieren. Sie wollte sich in die Krone zurück materialisieren, allerdings
war das Unterfangen von Anfang an zum Scheitern verurteilt, sie war ja nicht
einmal fähig, sich von diesem Bett zu erheben.
    Mit der Tasse
in der Hand trat er auf Juno zu, hielt aber erneut argwöhnisch inne, als sie an
ihrem Hemd zu nesteln begann. Dort nichts zu finden, ließ sie noch kränker
drein sehen als ohnehin schon der Fall war.
Chadh wollte ihr gerade sagen, dass der Anhänger sich neben ihr auf der Kommode
befand. Er hatte sich kurz nach ihrer Versorgung sogar noch einmal in die
Statue materialisiert, um ihre Jacke und den Hut zu holen, die hinter dem Bett
neben ihren Stiefeln lagen. Sie müsse nur den Kopf ein wenig nach rechts
drehen, dann flüsterte sie kaum verständlich diesen unseligen Namen, was das
Tier in ihm wieder auf den Plan brachte. Oder war es nur das eigene, sich
krampfhaft zusammenziehende Gefühl von Wut und Schmerz, wenn er sich damit
konfrontiert sehen musste, dass Juno Leid zugefügt werden würde?
    “Die Kette
liegt da. Auf der Kommode. Manasses wird auf die nächste Gelegenheit warten
müssen. Ich habe deine Sachen nicht zurückgelassen. Ist er der Mann, der dir
etwas angetan hat?”, fragte Chadh kühl und sein Gesicht wurde steinern.
Eigentlich hatte er diese Frage nicht stellen wollen, aber etwas in seinem
Inneren zwang ihn dazu. Sie sah dort auf seinem Bett, blass und müde, beinahe
am Ende ihrer Kraft so zerbrechlich und bloß aus.
“Ich kann ihn für dich töten. Sag mir nur, wo ich ihn finde. - Ich tue es! Ich
bin jetzt stark genug.”
Chadh reichte Juno den Suppenbecher. Er hielt die Tasse sogar so, dass sie
bequem mit der gesunden Hand den Henkel nehmen konnte, aber auch diese zitterte
so stark, dass die Suppe sich zu verschütten drohte, bevor sie überhaupt davon
gekostet hatte. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich zu ihr auf das Bett. Das
Gestell knarrte gefährlich unter seinem zusätzlichen Gewicht und der alte
Lattenrost, gab soweit nach, dass sie beide das Gefühl bekamen, jederzeit auf
dem Boden zu landen.
Chadh blieb unbeeindruckt, hielt sich die heiße Tasse vor den Mund und blies
hinein, um die Suppe abzukühlen. Da es ihm nicht schnell genug ging, stand er
noch einmal auf, um den Löffel zu holen, mit dem er im Topf gerührt hatte. Er
passte gerade so hinein, damit auch der Tasseninhalt gerührt werden konnte, um
schneller abzukühlen.
    Juno musste
seinem Blick ausweichen, er schien sich in ihre Seele brennen zu wollen. Und
sie hatte das Gefühl, dass es schwer wenn nicht unmöglich sein würde, ihn
einfach aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Er gab sich größte Mühe, abweisend
zu wirken. Seine Körperhaltung sprach Bände, doch es war genau diese Unwilligkeit
und Widerborstigkeit, die Juno an ihm anzogen.
Sie musste wirklich verrückt geworden sein… Sie hatte nicht wie er die
Entschuldigung, Blut von ihm genommen zu haben, um ihre wirren Gefühle zu
rechtfertigen. Sie lauschte seinen Worten ungläubig. Er war so voller
Widersprüche. Für jemanden, der sich die größte Mühe gab, sie auf Abstand zu
halten, klang seine Stimme viel zu wütend, als er sich anbot, Manasses für sie
zu töten. Juno linste nervös auf den Nachttisch, als er sich neben sie setzte.
Er würde nicht reagieren, solange keiner von ihnen beiden ihn berührte. Also
entspannte sie sich willentlich, obwohl es schier unerträglich war, sich in
seiner unmittelbaren Nähe aufzuhalten.
Sie musste sich immer wieder sagen, dass er nichts über den Skarabäus wissen
konnte. Für ihn war es einfach ein Schmuckstück ohne jegliche Bedeutung.
Oh, Gott, ich hätte ihm mein Blut nicht geben dürfen! Was habe ich getan?!
Sie hatte es in dem festen Glauben getan, dass er mehr nehmen würde, als sie
verkraften würde können. Sie wäre einfach eingeschlafen und nie wieder
aufgewacht. Ein gnädiger Tod, der noch dazu einen Sinn gehabt hätte. Juno
hoffte

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