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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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verächtlich, da ihr Zustand
schon vorher mehr schlecht als recht gewesen war. Von kümmern konnte keine Rede
sein. Aber wenn sie das so meinte, dann bitteschön. Sie lebte ja nicht erst
seit gestern auf diese Weise.
    „Versteh mich
bitte nicht falsch, Chadh… Aber ich habe den Eindruck, dass du nicht viel über die
Rasse weißt, zu der du angehörst… Was ist mit deiner Familie geschehen? Warst
du schon immer ein Vampir? Ist es das? Wurdest du umgewandelt und warst zuvor
unwissend? So wie ich? Das würde einiges erklären… Dein Haus hätte dich niemals
so vernachlässigt, dass du deine Fähigkeiten nicht beherrschen gelernt hättest…
Lebst du völlig allein und auf dich gestellt?“
Vielleicht wollte er es so, weil er wie sie… Nein, er war ein Formwandler. Er
konnte unmöglich ein Breed der ersten Generation gewesen sein. Diese
Fähigkeiten zeigten sich nur in direkten Nachkommen von Immaculate. Also waren
entweder Vater oder Mutter ein Vampir gewesen. Junos Blick blieb an dem
Skarabäus hängen, während sie auf eine Antwort von ihm wartete, ohne ihn
anzusehen. Sie hätte besser nicht fragen sollen, aber irgendwie musste sie sich
von seiner Nähe ablenken, um ihn nicht wissen zu lassen, wie sehr sie darauf
reagierte.
Wenn er wirklich so unwissend war, wie sie den Eindruck gewonnen hatte, dann
würde sie vielleicht davonkommen. Chadh war nicht der Typ, der sich sein
Schicksal von einem Käfer diktieren lassen würde. Juno war davon überzeugt,
dass er sie auslachen würde, sollte sie ihm die Besonderheit erklären, die den
Sacerdas zu Eigen war. Und sie sollte auch lachen, das waren doch eigentlich
nur Legenden. Weder sie noch er würden von sich aus etwas tun, um die Distanz
zwischen ihnen zu überbrücken. Er fand sie vielleicht für den Moment anziehend,
aber allerhöchstens als Nahrungsquelle.
Juno zog die Brauen zusammen, als sie sich wegen dieser Überlegung leicht
irritiert fühlte. Ein Teil von ihr wollte, dass er von ihr fasziniert sein
sollte. Er sollte sich von ihr angezogen fühlen, sie war schließlich… Juno
verbat sich weitere Gedanken, die absolut unangebracht gewesen wären. Es lag
nur an dem Blutverlust und an seiner Art, sich um sie zu kümmern. Nur die
Umstände gaukelten ihnen nicht wirklich vorhandene Intimität vor.
    Juno fing
tatsächlich an, ihn auszufragen. Etwas, das er gar nicht haben konnte. Diesmal
lag auf seinen Lippen nicht mehr das leichte Kräuseln sondern ein aggressiver
Zug, der in einem wütenden Laut gipfelte, bevor er vom Bett aufsprang und den
kaum geleerten Suppenbecher neben den Plattenherd knallte, sodass der Inhalt
überschwappte und ihm auf Hand und Hemd spritzte.
Chadh hatte Juno den Rücken zugewandt und rang erneut mit sich und seinem
inneren Wesen, dessen dunkle Stimme sich soeben zurückmeldete. Er leckte sich
die wohlschmeckende Flüssigkeit vom Handrücken. Eine Tat, die in ihm den Sinn
nach etwas anderem weckte. Etwas Besserem. Das Blau seiner Augen veränderte
sich und seine Züge verloren alles Weiche und Jungenhafte, mit dem er ihr
vielleicht noch einen guten Zug an sich hatte weismachen können. Er war nicht
gut. Er war böse. Chadh fletschte die Zähne.
    “Ich denke,
du nimmst jetzt deinen Käfer und lässt dich von mir zum nächsten Taxi-Stand
bringen, damit du nach Hause fahren kannst, Juno .”, sagte er abweisender
denn je und warf ihr nur einen halben Blick über die Schulter zu. Es ging sie
nichts an, woher er kam, wie er aufgewachsen war und wie er sich
durchgeschlagen hatte.
“Manasses wartet sicher schon.”
    Juno sah ihm
weder erschrocken noch eingeschüchtert nach, als er wie von der Tarantel
gestochen vom Bett aufsprang, als hätte sie ihm weiß Gott was an den Kopf
geworfen. Im Gegenteil. Sein Verhalten löste Regungen in ihr aus, die sie
längst abgelegt zu haben glaubte.
„Ich habe nicht behauptet, dass er das tut! Es würde ihm nicht im Traum
einfallen, gewisse Grenzen zu überschreiten. Und es spielt überhaupt keine
Rolle, oder nicht?! Dir kann es doch vollkommen gleichgültig sein, wie man mich
behandelt. Warum regt dich das überhaupt auf? Grausamkeiten kommen doch alle
Tage vor. Kein Grund, ein Drama daraus zu machen.“, sprach sie mit kühl
beherrschter Stimme in seinen breiten Rücken und versuchte, seine rein
äußerliche Attraktivität auszublenden. Er war schließlich nicht der erste gut
aussehende Immaculate, mit dem sie es zu tun hatte. Sie kannte die ganze
europäische Prominenz sowie die in Amerika und durch ihre

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