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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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vorsichtig mit ihm sein, weil er hinter jedem Wort eine
Beleidigung seiner Person vermutete, was überhaupt nicht in ihrer Absicht
stand. Wer war sie schon, sich anderen gegenüber überlegen zu fühlen? Den
jugendlichen Hochmut hatte sie schon vor Jahrzehnten in Paris abgelegt.
„Hinter meinen Worten musst du keine Provokation vermuten, Chadh… Du hast mehr
getan, als man von dir erwarten könnte. Ich bin einfach nicht mehr an essen
gewöhnt… Ich nehme Plasma zu mir, wenn es nötig ist. Ich werde den Verlust bald
genug ausgleichen können. Es war schließlich nicht geplant… Ich teile mein Blut
sonst nicht…“
Juno hielt den Blick auf ihren Schoß gesenkt, auf dem ihre Hände ruhten, wobei
sie mit den Fingern der linken Hand am Rand des Verbandes zupften, den er ihr
um die Verletzung gebunden hatte.
    Er war zu
weit gegangen. Chadh war Juno zu sehr entgegen gekommen. Es hätte ihm egal sein
müssen, ob sie kräftig genug war, allein zu trinken oder nicht. Ihr bei der
Suppe zu helfen, war vollkommen idiotisch gewesen. Was war nur in ihn gefahren?
Sein Gesicht wurde finster, als sie ihm erklärte, nicht mehr nehmen zu können.
Er hätte sie sicher nicht weiter bedrängt. Er hatte doch Augen im Kopf und war
nicht blind oder blöd. Für wen hielt sie ihn? Für ein Kleinkind? Erst indem sie
ihn darauf aufmerksam machte, provozierte sie ihn erst recht. Vielleicht sollte
er ihr mal ein paar Kleinigkeiten erklären.
Gut, dass sie ihn in diesem Augenblick nicht ansah. Chadhs Lippen kräuselten
sich und man konnte die Spitzen seiner oberen Fänge ausmachen, die erneut
gewachsen waren und er fühlte wieder diese leichte Unruhe, die irgendwann in
Rastlosigkeit gipfeln würde.
    „Du bist
nicht stark genug, Chadh.“, behauptete Juno schließlich mit fester Stimme und hob
dann den Blick zu ihm an, um ihm eindringlich in die Augen zu sehen. Diese
Impulsivität und sein Bereitschaft, jemanden töten zu wollen, konnte sie nicht
einfach so unkommentiert im Raum stehen lassen.
„Ich habe es nicht wortwörtlich gemeint, das mit dem Umbringen… Manasses ist
der Mann, der mich damals umgewandelt hat, um mir das Leben zu retten. Er hat
nie und würde mir auch niemals ein Haar krümmen. Ich arbeite für ihn. Natürlich
hat er gewisse Ansprüche und ich muss Regeln befolgen, die ich zuvor missachtet
und gebrochen habe… Ich habe mir schon oft seinen Zorn zugezogen. Das ist der
Preis für ein wenig Freiheit und die Sicherheit, die er mir zu vermitteln
vermag.“
Junos Gesicht umwölkte sich, weil sie unvermittelt das Antlitz des Dämons vor
sich sah, vor dem sie bei Manasses Schutz suchte. Er war noch am Leben und Juno
wusste nicht, ob sie fähig sein würde, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen,
sollte sie ihm eines Nachts erneut begegnen.
„Du würdest Manasses niemals besiegen können, einmal abgesehen davon, dass ich
es nicht zulassen oder gar verlangen würde, dass du dich in Gefahr begibst. Und
der andere… hält sich irgendwo in Paris auf. Du wärst nicht der Erste, der
versucht, ihn aufzuhalten und zum Scheitern verurteilt wäre. Eine Kreatur der
Nacht mit einer Seele, die pechschwarz und voller Bosheit ist.
Gemeingefährlich… Jahrhunderte alt…“
Juno zuckte mit den Schultern und wandte das Gesicht von ihm ab, um ein paar
beruhigende Atemzüge zu nehmen, weil sie eigentlich nicht hatte darüber
sprechen wollen. Chadh hatte allerdings so selbstsicher geklungen, dass sie
sich dazu veranlasst gesehen hatte, sein Mütchen zu kühlen. Ihrer Meinung
überschätzte er sich und seine Fähigkeiten ziemlich und das könnte eines Tages
böse für ihn enden.
    Sie zweifelte
seine Stärke an und versetzte ihm damit eine verbale Ohrfeige. Chadhs blaue
Augen blitzten kalt. Was wusste sie schon über ihn? Gar nichts. Sie kannte
weder ihn noch seine Kräfte. Schließlich war die Bestie in ihm verborgen
geblieben. Chadh hätte Juno ja auch töten können. Das wäre ganz schnell
gegangen und leicht. Und falls sie sich ironischerweise um sein Wohlergehen
sorgte, so musste sie dieses Gefühl sicher nicht an ihn verschwenden. Er konnte
genauso gut jederzeit mit dem Leben hier abschließen wie sie. Er war doch stark
genug. Zumindest war dies sein fester Glaube an sich selbst. Der einzige, den
er noch besaß, nachdem ihn alles andere in seinem Leben mehrfach enttäuscht
hatte. Sogar Juno. Wenn ihr seine Hilfe nicht gefiel, dann sollte sie diese
doch ganz einfach ablehnen.
    “Er kümmert
sich ja wirklich rührend um dich.“, schnaubte er

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