Eine Sacerda auf Abwegen
dessen Lippen immer noch
trotzig verzogen waren.
Dummer Junge… Dummer, dummer Junge!
Juno ließ nicht zu, dass er die Initiative übernahm, weil es ihr Anrecht war,
dies zu tun. Ein leiser Laut der Verzückung formte sich in ihrer Kehle, die
beinahe zu vibrieren schien, weil sie ihre Fähigkeit rein instinktiv aktiviert
hatte. Sie lächelte an seinem Mund, als er sich tatsächlich wie ein Gentleman
zurückhalten wollte. Seine Lippen waren weich und er bestürmte sie nicht, als
hätte er Angst, zurückgestoßen zu werden, obwohl sie das nicht vorhatte. Ganz
und gar nicht. Sie musste wissen, wie er schmeckte und ließ ihre Zungenspitze
neckend über seine volle Unterlippe gleiten, bis er ihr nachgab. Er würde gar
nicht anders können… Sie ging auf die Zehenspitzen, nachdem sie den letzten
Schritt auf sie zugegangen war, um sich in den Kuss zu lehnen, der sie in
Flammen setzte. Lichterloh. Dieser unglaubliche Geschmack schien regelrecht in
ihrem Kopf zu explodieren. Hinter geschlossenen Lidern meinte sie, ein
Feuerwerk zu sehen, dessen Funken ihr Blut in Wallung brachten.
Er schmeckte so gut… so gut… Als wäre er eben den tosenden Wogen des Atlantiks
entstiegen. Ihr Körper antwortete mit einer unmissverständlichen Einladung. Der
Duft nach Immortelle würde ihn einhüllen, als wollte sie ihn nie wieder
freigeben. Und dann regte sich in ihr ein unbändiger Hunger nach mehr. Sie
schaffte es gerade so, sich von ihm loszureißen, bevor ihre Fänge ihn verletzen
konnten, die urplötzlich aus ihrem Kiefer geschossen waren. Heftig nach Atem
ringend legte sie ihre Hand um sein kantiges Kinn, um ihn davon abzuhalten, sie
erneut zu küssen. Das durfte sie nicht zulassen, da sie ihren Hunger kaum unter
Kontrolle zu bringen vermochte und wenn sie den Kopf verlor, würde sie ihn so
weit bringen, ihr zu Willen zu sein.
„Glaubst du
wirklich, du kannst Hand an mich legen und wirst dafür nicht bezahlen müssen?!
Und zwar in einer Währung, die du dir kaum leisten kannst. Du kennst mich auch
nicht und weißt nicht, was du dir damit aufhalsen kannst. Ich würde dir das
einzige nehmen, das du noch besitzt, Chadh, und du könntest nichts dagegen
tun.“, wisperte sie ihm in voller Absicht herausfordernd zu, immer noch von dem
Kuss überwältigt und ließ die Kuppe ihres Daumens über seine Unterlippe
gleiten, während ihre Augen ihre wahre Natur verrieten, bis sie willentlich das
Glühen zum Verlöschen brachte, obwohl die Fänge sich nur halb zurückzogen und
neckisch hervor blitzten.
Sie hatte so lange Zeit ihre Natur unterdrückt und ihr wurde schlagartig klar,
dass dies nur möglich gewesen war, bis sie ihm begegnet war. Fassungslos
hob sie den Blick zu ihm an, als würde sie ihn gerade zum ersten Mal wirklich
wahrnehmen.
Chadh atmete
ebenfalls schwer und mit jedem Zug nahm er mehr von Junos Duft in sich auf.
Zusammen mit ihrer Stimme, die schon wieder geheimnis- und verheißungsvoll
klang, eine verheerende Verführung, von der er nicht wusste, ob er sich ihr
widersetzen konnte. Schon gar nicht nach diesem Kuss. Die Augen der blonden
Sirene glühten und sprachen eine weitere Herausforderung, die ihn noch tiefer
einatmen und dann ganz plötzlich erneut auf Abstand gehen ließ. Das Tier in ihm
hatte eine eindeutige Warnung ausgestoßen, die Chadhs Nackenhaare zu Berge
stehen ließ und ihm das Mütchen kühlte. Er war vielleicht bereit zu sterben,
aber nicht dafür, seinen freien Willen brechen zu lassen. Juno würde das
spielend leicht schaffen. Er hatte sie ja in der Bar beobachten können.
Sie war eine ungewöhnliche Frau. Wie gern hätte er ihre Geheimnisse ergründet
und die Besonderheit ihrer Fähigkeiten. Von allein verstand er nicht, wie sie
funktionierte und es wurmte ihn, dass sie dagegen alles über ihn zu wissen
glaubte und von der Wahrheit nicht so weit entfernt war, wie er ihr einzureden
versuchte. War sie jünger oder älter als er? Das würde die Weisheit in ihren
Augen erklären, die zu blitzen und zu lachen schienen, aber den Schmerz darin
und die Erfahrung, die nur mit dem Alter kam oder von gewissen nicht besonders
schönen Erlebnissen, konnte sie vor ihm nicht verstecken. Äußerlich war sie
kaum älter als zwanzig. Ewig jung. Gefangen in einem schönen Panzer, der einem
Freigeist kaum genug Platz zum Leben bot. Drängte dieser doch nach Freiheit und
hungerte nach dem größtmöglichen Glück, das niemals erreicht sein würde, weil
dieser Geist keine Grenzen kannte. Ihm ging es doch genauso. Wie sie ihr
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