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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Schimmer. War sie nicht ein wahres Glückskind,
immer dann auf diesen einen Mann zu treffen, wenn sie dachte, nichts und
niemand könnte sie mehr aus der Ruhe bringen?!
    „Für die
Umstände, eine aufdringliche Fremde beherbergt zu haben… Leb wohl, Chadh.“,
flüsterte Juno, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen, dann hatte sie sich
mit der letzten Kraft, die sie dank der Nähe zu ihm sammeln hatte können, aus
dem Zimmer materialisiert. Nicht weit. Einfach in die nächste dunkle Ecke, die
es in dieser Gegen zuhauf gab.
Alles, was von ihr zurück blieb, war ein Bündel Geldscheine auf dem
Fenstersims. Lauter einhundert Dollarnoten. An die zweitausend Dollar. Sie
führte immer viel Bargeld mit sich und hatte nur einen Schein für die Taxifahrt
zurückbehalten. Das Geld würde sie nicht vermissen. Er würde sicher weit
bessere Verwendung dafür finden, weil sie selbst sich kaum etwas gönnte. Sie
wusste gar nicht mehr, wann sie das letzte Mal Geld für Frivolitäten ausgegeben
hatte, wenn man den Alkohol von gestern außen vor ließ. Sie konnte schlecht
billige Kaschemmen aufsuchen, wenn sie mal den Drang verspürte, sich mit
Alkohol zu betäuben.
    “NEIN!”
Chadh streckte die Hand nach Juno aus, nachdem sie sich von ihm verabschiedet
hatte. Doch zu spät. Sie hatte tatsächlich noch so viel Kraft in sich, zu
materialisieren. Alles, was sie zurückließ, war ein Bündel mit Dollarscheinen,
die Chadh nun ähnlich wie Junos Kehle drückte und dann achtlos zu Boden fallen
ließ. Er hatte sie anscheinend wirklich nicht verstanden. Er verstand ja nicht
einmal sich selbst. Sie gleichzeitig zu begehren und von sich stoßen zu wollen,
verwirrte ihn. Er hatte sich noch nie zu jemandem hingezogen gefühlt, dessen
Blut er getrunken hatte und somit war es für ihn eine Erfahrung und Erklärung
mehr, die er nicht gleich begriff. Was der eigentliche Grund für seine Wut war,
die er ihr gegenüber viel zu sehr zum Ausdruck gebracht hatte.
Er hätte ihr niemals etwas getan. Mit der Stirn an der fleckigen Fensterscheibe
sah Chadh hinaus auf die Docks und auf den Hafen. Irgendwo dort draußen war
sie. Er konzentrierte sich und zuckte plötzlich wie von der Tarantel gestochen
zurück. Die Geldscheine unter seinen Füßen stoben in alle Richtungen.
    “ Juno !”,
flüsterte er erschrocken ihren Namen. Er hatte sie gespürt. Sie bewegte sich
von ihm fort und war noch ganz in der Nähe. Er fühlte sie und ihr Lebenslicht
so instinktiv, wie er es beim gemeinsamen Materialisieren getan hatte.
Unfassbar nah und doch so fern.
Erneut verdüsterte sich sein Gesicht. Finsterer als je zuvor. Diesmal galt
seine Rage allerdings nur sich selbst. Juno hatte nur nett sein wollen und zu
helfen versucht. Eine Hilfe, die er aus gutem Grund aber niemals annehmen
konnte. Er war tatsächlich dumm gewesen. Ihr sein Blut anzubieten .
Einfach so, und ohne an die Konsequenzen zu denken. Chadh konnte von Glück
sagen, dass sie es ausgeschlagen hatte. Sie hätte ihn jederzeit wiederfinden
können. Überall. Eine Flucht wäre niemals mehr möglich gewesen und dann würde
es nicht mehr lange dauern, bis ihn seine Feinde fanden. Wer auch immer das
sein mochte? Der Lord, vor dem Levika ihn immer gewarnt hatte, wusste doch
nichts von seiner Existenz. Der hatte nur seine Schwester gesucht und als es
die Krähen von den Dächern schrien, ihr Leib wäre zu Asche verbrannt, war
niemand mehr auf seinen Fersen gewesen. Aber die anderen. Juno musste zu ihnen
gehören. Sein Haus…ihre Rasse… . Wenn er doch nur besser mit der
Bedeutung dieser Worte umzugehen wüsste.
    “Dumm. Dumm.
Dumm!” Wütend stieß er mit einem mächtigen Ausholen seines Arms die Kochplatte
samt Topf und Tasse vom Tisch zu seiner Rechten. Das Tier in ihm brüllte auf.
Chadh beschied ihm mit einem weiteren wütenden Gedanken, die Klappe zu halten.
Etwas, das nicht klappte. Natürlich nicht. Er hatte nie gelernt, sich unter
Kontrolle zu halten. Die unbändige Wut in ihm machte es nur schwieriger, die Oberhand
zu behalten. Er kam allein zurecht. Er brauchte ihre Hilfe nicht. Und mit dem
Geld hier würde er höchstens die Miete für eine andere Bruchbude anzahlen, in
die er jetzt ziehen musste, damit Juno ihm nie wieder auf die Spur kam. Im
Grunde war es doch ganz gut, dass sie gegangen und nichts weiter passiert war
als dieser eine Kuss. Trotzdem fragte er sich länger als nur einen winzigen
Moment, wie die Sache zwischen ihnen beiden ausgegangen wäre, hätte Juno nicht
mehr verschwinden

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