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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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unschlüssig an
einer Bar zurückgelassen wieder. Thibault hatte ihn dazu überredet, mit ihm in
diesen Club zu kommen, in dem es aber von Ihresgleichen nur so wimmelte und
zudem Security vorhanden war, die ihn schon beim Einlass skeptisch gemustert
hatte. Man beobachtete ihn. Das konnte er in seinem Nacken in Form eines
leichten Prickelns spüren. Als er sich umdrehte, stand an der Brüstung des VIP
Bereichs tatsächlich eine grazil gewachsene Frau mit dunklem Pagenkopf und
kühlem unnahbaren Blick, die ein Auge auf ihn geworfen hatte. Jedoch nicht,
weil er ihr positiv aufgefallen war. Chadh erkannte einen Knopf in ihrem Ohr
und als sie kurz zur Seite blickte, um jemanden zu begrüßen, der gerade oben
angekommen sein musste, sah er das Kabel des Kommunikationsgerätes dahinter,
das im Kragen ihres tief ausgeschnittenen Aufzugs wieder verschwand.
Um nicht weiter aufzufallen, bestellte Chadh noch etwas zu trinken. Das Bier
würde er selbst bezahlen müssen. Aber das war sicher kein Problem. Immerhin
steckte ein Haufen Bares in der Innentasche seiner leichten Überjacke. Den
ersten Drink hatte Thibault ausgegeben. Als kleines Dankeschön dafür, dass
Chadh ihm den Armani-Anzug tatsächlich gereinigt zurückgebracht hatte, obwohl
er nicht mehr daran glaubte. Da hatte Chadh das einzige Mal ein paar Dollar von
Junos Hinterlassenschaft ausgegeben. Dieser Akt hätte sein Budget sonst
überschritten. Und ein Mann musste essen, selbst wenn er nicht jeden Tag so
eine Köstlichkeit bekam wie das Blut, das ihn wenigstens einen Tag und eine
Nacht richtig satt gemacht hatte. Die nervöse Unruhe hatte ihn längst wieder
ergriffen. Um wirklich alle Energiereserven aufzuladen, hätte er wohl Tage mit
Juno verbringen müssen, statt sie in die Flucht zu schlagen.
Der Barkeeper brachte ihm das Gewünschte. Chadh zahlte für die kleine,
eisgekühlte Flasche so viel wie für drei Sechser-Packs von der Tanke. Ganz
schön exklusiver Schuppen hier. Mit der Flasche am Mund sah er sich noch einmal
verstohlen um. Seine Beobachterin hatte ihren Posten aufgegeben. Vorerst.
    Auf der
Tanzfläche war noch nicht viel los. Einige wenige Gäste tummelten sich dort.
Das Ambiente hier war ganz anders als in dem Club von neulich, aber nicht so
edel extravagant wie in diesem Piano-Schuppen. Schick, ohne abgedreht zu sein.
Theoretisch ein Ort, an dem es ihm gefallen könnte, wenn er nicht schon
aufgefallen wäre. Ob Juno heute Abend wieder unterwegs war? Chadh bezweifelte
es. Sie war ziemlich schwach auf den Beinen gewesen und musste sich sicher noch
erholen. Andererseits hatte sie ja diesen Manasses, der ihr hoffentlich etwas
Plasma besorgt hatte. Chadh knurrte unbewusst und kaum hörbar vor sich hin. Das
Tier in ihm scherte sich wenig um das Wohlergehen der edlen Spenderin. Es
wollte mehr Blut und bald würde sich der stetig wiederkehrende Hunger erneut
nicht verleugnen lassen.
Und dann kam sie. Ein fleischgewordener Männertraum mit wehendem blonden Haar,
das vielleicht nicht ganz so golden glänzte wie Junos aber doch hell genug war,
um Chadhs Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Augen waren nicht blau. Das wurmte
ihn. Die Farbe war ein komisch bunt schillerndes Weiß, welches ihm überhaupt
nicht gefiel. Es irritierte ihn. Dazu ihr Aufzug. Als hätte man sie in das
Kleid einnähen müssen. Diese Frau schien nur aus Kurven zu bestehen und wie sie
auf den bleistiftdünnen Absätzen gehen konnte, hätte ihm ebenfalls ein Rätsel
sein müssen. Doch sie war unsterblich. Als sie mit einem herzlichen Lächeln
ihre Bestellung aufgab, konnte er scharfe Eckzähne blitzen sehen. Offenbar war
es noch nicht solange her, dass sie getrunken hatte oder dem Vampir in sich
freien Lauf gelassen hatte.
    “Hi, Declan.
Machst du mir drei wie immer?”
Chadh legte den Kopf schief und betrachtete die Blondine, die sich direkt neben
ihn am Tresen platzierte und sich daran abstützte, um sich vorzubeugen und
eigenmächtig nach einem Wasser zu greifen, als gehörte ihr der Laden.
Tatsächlich sagte der Barkeeper nichts, als sie die Flasche öffnete und direkt
daraus trank, um ihren Durst zu löschen, der ziemlich groß sein musste, wie
Chadh feststellen durfte. In nur wenigen Zügen hatte die Blondine die Flasche
geleert und dann merkte sie unweigerlich, dass er sie anstarrte.
    “Hi!”, sagte
sie schlicht, ohne sich weiter um ihn zu kümmern und wandte sich ab, um das
Leergut hinter die Bar zurückzustellen. Doch plötzlich hielt sie in ihren
Bewegungen inne, um ihn erneut

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