Eine Sacerda auf Abwegen
auch stehen lassen. Ein ganz
wunderbarer Abend also.
Seine Laune begann tatsächlich sich dem absoluten Nullpunkt zu nähern. Wie ein
Sträfling auf dem Weg zur Hinrichtung wurde er im Entenmarsch angeführt von der
Security-Chefin des Fountain und den zwei Bodyguards im Schlepptau in Richtung
Ausgang geführt.
“Einen
schönen Abend noch, Mister.”, wurde er gleichgültig verabschiedet und die
Schränke postierten sich neben dem Einlasser, damit Chadh auch ja nicht auf die
Idee kam, noch einmal hineinzuwollen. Sie würden sich in jedem Fall mit ihm
prügeln, wenn er es darauf ankommen lassen wollte. Chadh hatte kein Interesse.
. . .
„…Absoluter Wucher! Da kannst du es gern tausend Mal Kunst nennen!“ Ash legte
lachend den Kopf zurück und verschränkte dann die Hände im Hinterkopf, um die
Füße, die in schicken, rahmengenähten Schuhen steckten, auf der Kante seines
Schreibtisches abzustützen, während er es sich für die kleine Verhandlung mit
dem „König“ gemütlich machte. Sie sprachen über Lautsprecher miteinander und
tauschten kleine freundschaftliche Seitenhiebe aus.
„…Du würdest
immerhin den Rücken einer Kriegerin deiner Rasse verschönern. Meinst du nicht,
dass das dir Ehre genug sein sollte?“
Ash grinste, als es noch einige Minuten hin und her ging, bis schließlich beide
Männer zufrieden gestellt waren. Awendela sollte doch bald möglichst das Tattoo
auf ihrem Rücken wieder hergestellt bekommen. LeRoi war einigermaßen entsetzt
gewesen, dass man sein Kunstwerk derart verschandelt hatte. Zu hören, dass
Wendy nun ein waschechter Krieger war, hatte ihm allerdings ordentlich den Mund
gestopft. Wenn andere davon hören sollten, dass der König eine Kriegerin unter
seiner Klientel hatte, würde das seinen Ruf noch weiter aufwerten. Das war
praktisch kostenlose Werbung.
Ash grinste breiter und ließ dabei die Spitzen seiner Fänge blitzen. Seine Frau
war kurz zuvor bei ihm im Büro gewesen, nachdem sie ihr Training mit den
anderen absolviert hatte. Er musste ihrem Outfit natürlich die nötige
Aufmerksamkeit angedeihen lassen, bevor er sie auf die Gäste des Fountains
losließ. Da konnte es nicht schaden, ihrem Duft etwas mehr minzigen Nachdruck
zu verleihen, obwohl sie gut allein mit aufdringlichen Verehrern zurechtkommen
würde. Und im Club war sie sowieso sicher vor dummen Anmachen, immerhin hatte
Heather ein Auge auf sie. Die alten Rivalitäten waren glücklicherweise
vergessen. Von nun an zählte nur noch der familiäre Zusammenhalt und sie waren
beide Fontaines.
Ash vertiefte sich wieder in die Monatsabrechnungen vom Oktober, da klopfte es
an der Tür, die gleich aufgestoßen wurde, ohne dass er die Gelegenheit gehabt
hätte, den Besucher herein zu bitten. Er wollte schon etwas Ungehaltenes
knurren, da erkannte er den ungebetenen Besucher.
„Hi, Nico…
Stimmt etwas nicht?“, fragte er und musterte sie besorgt, wie sie da atemlos im
Türrahmen stand und ihn aus großen Kulleraugen anstarrte.
„Das… wollte
ich dich gerade fragen, Ash!“, gab sie zur Antwort und strich sich in einer
verlegenen Geste durch die wirren Löckchen.
Ash bemerkte
nun, dass sie kaum clubtauglich angezogen war. Es sah eher so aus, als hätte
sie Zuhause auf der Couch herum gelümmelt oder geschlafen. Das Training, das
für sie auf niedrigster Stufe gehalten wurde, war in ihrem Zustand sicher
ziemlich schlauchend. Also erhob er sich von seinem Sessel und ging auf Nico
zu, um ihr einen Arm um die Schultern zu legen und sie auf die Besuchercouch zu
drücken, wo sie es bequemer haben würde. Damon war als Captain Archer unterwegs
und sie brauchte vielleicht nur etwas Zuwendung, wobei es ihn ziemlich
verwundern würde, wenn sie damit ausgerechnet zu ihm gekommen wäre.
„Was hat dich
so beunruhigt, dass du zu mir gekommen bist, Nico?“, fragte Ash und ging vor
ihr in die Knie, damit sie auf Augenhöhe miteinander sprechen konnten.
Nico verschränkte die Hände im Schoß und senkte den Blick, um sich einen Moment
zu sammeln. Ash lächelte sie aufmunternd an, als sie ihn wieder ansah und er
ihre Verwirrung beinahe wittern konnte.
„Entschuldige,
bitte… Ich dachte, es wäre eine Vision… Es ging um Wendy und um dich, aber das
kann eigentlich nicht sein… weil… Jemand hielt ihr Handgelenk umspannt und dann
holte eine Raubtierkralle nach ihr aus, die böse Striemen auf Gesicht und Hals
hinterließ. Ich hörte ein aggressives Knurren und Fauchen… Es klang nach dir
und sah auch nach dir
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