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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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andere Wahl, als… dich den amerikanischen Kriegern zu melden.“
Juno ließ die Hände sinken und sah bedauernd zu Chadh auf, der diese offen
ausgesprochene Drohung sicher als Verrat empfinden würde. Dabei bot sie ihm so
viel Freiheit wie möglich, wobei sie sich auf diese Weise eigentlich auch schon
strafbar machte und sollte Manasses jemals davon erfahren, dann gnade ihr Gott.
Aber damit konnte sie besser leben als mit der Vorstellung, dass noch mehr Tote
Chadhs Weg säumen würden. In ihm steckte noch ein heiler Kern, das konnte sie
spüren, den würde er allerdings verlieren, wenn er sein Leben weiterhin auf
diese Weise lebte, die sein Innerstes zerfressen und in tiefste Düsternis
stürzen würde. Dann würde es wirklich keinen Weg mehr zurückgeben.
    Juno hatte
erstaunlich viel Kraft für eine so dünne Person. Chadh spürte ihre Finger
deutlich an seinem Gesicht. Diese Geste verlieh ihren Worten einiges an
Nachdruck. Er war beinahe beeindruckt von ihren Bemühungen. Nein, nicht nur
beinahe. Er war es. Er ließ sich nur nicht gerne drohen. Doch das musste sie
wohl tun, um ihn zur Vernunft zu bringen, wie er es zuvor offenbar schon bei
ihr geschafft hatte. Dabei hatte er seiner Meinung nach nichts Besonderes
getan. Er hatte nur gesagt, was er in jenem Moment, als sie sich in der Krone
der Statue so abweisend ihm gegenüber verhalten hatte, dachte. Sprach sonst
niemand so zu ihr? Nicht einmal dieser Manasses? Das wunderte ihn doch. Juno
mochte eine schöne und gefährliche Frau ihrer Rasse sein aber nicht dumm oder
naiv. Nur so war es zu erklären, warum sie über die Jahre genauso perfekt darin
geworden war, ihre Gefühle zu verbergen und kalt zu erscheinen. Ihr Äußeres
trug nur dazu bei, dass man sie auf den ersten Blick für eine Schneekönigin
hielt, die von oben herab auf ihre Mitmenschen herabsah. Auf den zweiten Blick
wurde dann alles andere bestätigt. Keine Wärme, keine Liebe. Nichts. Eine
dritte Begegnung wagte wahrscheinlich kaum jemand. Doch Chadh wusste es jetzt
besser. Tief in Juno drin ruhte immer noch ein schlagendes und blutendes Herz,
das geliebt werden wollte. Vielleicht hatte er es schon von Anfang an gewusst
und deshalb die Wahrheit zu ihr gesagt. Wahrscheinlicher war jedoch, dass es
ihm einfach leid um sie getan hätte, denn wären da nicht ihre außerordentlichen
Fähigkeiten gewesen, dann wäre sie in der Nacht von Samhain gestorben.
Ohne mit den Wimpern zu zucken, sah er sie an wie sie es von ihm forderte. Blau
traf auf Blau. Der eine Blick besorgt und sturmumtost wie der Atlantik und der
andere frostig wie der Himmel über der Arktis mit einem Glitzern darin, als
wäre nach langer Zeit des Winters auch endlich ein bisschen Sonne
hervorgebrochen. Ihre Hände zitterten immer noch. Obwohl er in Junos Gesicht
starrte, entging ihm keine andere noch so winzige Regung ihres Körpers. Er
konnte sogar ihren Herzschlag spüren, der ängstlich hüpfte, stolperte und dann
umso schneller schlug, als seine Entscheidung ausstand, mit der er entweder
alles verlor oder gewann. Je nachdem welcher Sichtweise er nachging.
    “Du würdest
mich melden?”, fragte er leise und das Glitzern in seinen Augen nahm zu.
Gefährlich, jedoch nicht bösartig oder verschlagen. Eher belustigt, weil sie
mit allen Mitteln versuchte, die Oberhand zu behalten, obwohl sie diese schon
längst hatte. Er würde tun, was sie vorschlug. Eine solche Chance kam nicht
wieder. Selbst wenn sich nichts daraus entwickeln würde. Alles andere käme
sowieso einem Selbstmord gleich, den er so nicht einfach akzeptieren würde,
selbst wenn er nach außen hin stets vorgab, Leben oder Sterben wäre ihm
gleichgültig. Da waren sie sich beide wieder so unglaublich ähnlich.
“Du bist wirklich grausam, Juno .” Chadh betonte ihren Namen so, wie er
es beim ersten Mal nach ihrer Vorstellung getan hatte. Ihr Blick veränderte
sich von prüfend zu argwöhnisch, obgleich es ihr sicher gefiel.
“Aber ich würde dich niemals mit Levika vergleichen. Du hattest ganz andere
Gründe, nicht für deine Tochter sorgen zu wollen und du hast alles getan, damit
es ihr gut geht. Ich bin sicher, deine Tochter versteht, was du tun musstest.
Du magst es nicht so nennen, aber ich denke, du hast sie von Anfang an mehr
geliebt, als du glauben möchtest. Sonst wäre es dir von Anfang an egal gewesen,
was mit ihr passiert.“
Er hob die Hand, um nun seinerseits mit der Spitze seines Zeigefingers die
Konturen ihrer hohen Wangenknochen nachzufahren, die Wange

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