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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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müssen
und dabei seine Zärtlichkeiten und Berührungen zu erdulden, ließ sie einen
Anflug von Angst verspüren, der sie im entscheidenden Moment zusammen zucken
ließ.
Es lag nicht so sehr an ihren verstörenden Erfahrungen als daran, dass sie in
dem Moment so viel für den Mann empfand, in dessen Armen sie lag, dass sie
gegen Tränen kämpfen musste. Es war alles so überwältigend neu und noch nicht
zu fassen für jemanden, der Jahrzehnte lang jegliche Gefühlsregung aus seinem
Herzen verbannt hatte.
    „Es tut mir
leid, Chadh… Ich dachte… Ich will dich nicht zurückweisen… oder mit dir
spielen, wenn du das nun glaubst… Es ist nur… irgendwie zu viel auf einmal.“,
flüsterte sie ihm mit unsicherer Stimme zu, die vor lauter Emotionen zu
vibrieren schien.
Sie musste sich in dem Moment wirklich zurücknehmen, sich nicht ihrem Erbe
hinzugeben und der verspürten Leidenschaft einfach ihren Lauf zu lassen, doch
damit würde sie sich nur selbst überrumpeln und hinterher noch weniger damit
zurechtkommen. Als wollte sie ihre eigenen Worte Lügen strafen, schmiegte sie
ihren nackten Körper noch enger an ihn, doch sie suchte nur mehr Nähe und
Wärme, um sich selbst damit ein bisschen Trost zu verschaffen. Ihr Gesicht an
seiner Halsbeuge verborgen konnte sie seinem Blick einen Moment ausweichen und
versuchen, ihren galoppierenden Herzschlag etwas zu beruhigen.
Sie wollte diesen Moment nackt und bloß im übertragenen Sinn mit ihm teilen,
wusste aber, dass sie dafür noch Zeit brauchen würde. Er sollte nicht von ihren
Fähigkeiten überschattet werden, die ihn genauso in ihren Bann ziehen würden,
so dass sie sich seiner Reaktionen auch nicht mehr sicher sein konnte. Sie
wollte für ihn nicht nur die lockende Sirene sein, das würde ihr mit Chadh
nicht ausreichen.
    “Schon okay,
Juno.” Chadh zog sie in seinen Armen fest an sich und küsste zum wiederholten
Mal ihr goldenes Haupt. Dabei grub er seine Nase dicht an ihren Scheitel, weil
seine Sinne nicht genug von ihr bekommen konnten. Dass sie nicht mit ihm
schlafen wollte, unterschied sie weiter von all seinen bisherigen Erfahrungen,
doch er fühlte sich keineswegs zurückgewiesen oder hintergangen. Wenn sie
einander wirklich trauen und vertrauen wollten, dann war es sicher gut, heute
nicht weiter zu gehen, als Nähe und Wärme zu spenden, die nicht nur ihre Körper
sondern auch ihre Seelen mehr als alles andere brauchten. Das hier war echte
Zuneigung, nichts Gespieltes oder etwas, das in einem heißen Feuer loderte und
danach in Rauch aufging und nichts weiter hinterließ als ein bisschen Asche und
verbrannte Erde.
    “Ich bleibe,
bis du eingeschlafen bist und ein wenig länger.” Dann würde er sie allein
schlafen lassen und gehen. Es war besser, wenn keiner ihrer Freunde ihn hier
vor einem angemessenen Zeitpunkt fand. Sie könnten vielleicht falsche Schlüsse
ziehen oder die richtigen, je nachdem wie man es betrachtete. Chadh wollte
nicht, das Juno sich seinetwegen Ärger einhandelte.
Damit sie nicht fror, nachdem Verlangen, Leidenschaft und sein Blut in ihrem
Körper sich gesetzt und Ruhe gefunden hatten, deckte er sie beide zu und ließ
Juno so nah an sich ran, wie es ohne körperlich weiter zu gehen, möglich war.
Ihre Verbindung zueinander schien sowieso schon darüber hinauszugehen. Ganz so,
als gäbe es da etwas zwischen ihren Seelen, das man einfach nicht in Worte
fassen konnte und somit lieber schwieg, um es nicht zu zerstören, weil es so
unwirklich und unmöglich schien.
Es gab nichts, was er in dieser Nacht vermisste. Nur als es Zeit war zu gehen,
er sich langsam wieder anzog und dabei die friedlich schlafende Juno
beobachtete, wusste er, dass sie ihm bis zum nächsten Wiedersehen fehlen würde,
sobald er die Tür des Apartments hinter sich zugezogen hatte und in sein
eigenes zurückkehren musste.
     
     

7. Die Ironie des Schicksals
     
     
    Samstag,
03. November; abends
    Juno sah
äußerlich unbeeindruckt wie immer aus, wie sie da an einem runden Tisch mit
matt polierter Platte saß und mit trägen Zügen an ihrer Zigarettenspitze zog.
Sie hatte für das Treffen absichtlich neutraleren Boden als das „Fountain“
gewählt. Trotz ihres eher tristen Ensembles von schwarzer Hose und schwarzem
Rolli streiften sie immer wieder interessierte Blicke, die meist bewundernd an ihrem
Gesicht hängen blieben. Vielleicht lag das an dem untypisch warmen Leuchten
ihrer Augen, das sie nicht abstellen konnte, weil es ihr gar nicht bewusst war.
Sie empfand

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