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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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ihre
Entwicklung sehr wahrscheinlich anders verlaufen. Heutzutage konnte sie
schließlich auf Plasma zurückgreifen.
Juno wusste genau, dass Chadh in seinem Blutdurst und im Rausch der Bestie, die
in ihm lauerte, Menschen getötet haben musste. Ob sie nun Immaculate waren oder
nicht, war völlig gleichgültig. So konnte es nicht weitergehen, das war kein
Leben, das er führen sollte.
    Komischerweise
glaubte Chadh ihr, dass sie mit ihm fühlte und verstand, was er durchgemacht
hatte.
“Es muss dir nicht wehtun. Sie war nicht meine Mutter und ihr ist
wahrscheinlich nie etwas Gutes im Leben widerfahren. Sie war auf der Flucht.
Ein Kind hat sie eigentlich nur behindert. Sie hätte mich zurücklassen sollen,
doch aus irgendeinem Grund, den sie mir nie genannt hat, wollte sie mich
behalten.”
Er zuckte unwissend mit den Schultern, weil er tatsächlich nie begriffen hatte,
warum er für Levika wichtig genug war, um ihn durchzuschleppen, aber auch nicht
wichtig genug, um ihn nur ein kleines bisschen zu mögen. Juno sollte sich keine
Gedanken darum machen. Er hatte es nach dem Tod seiner Ziehmutter nicht mehr
getan. Dagegen ließ ihn die Unwissenheit über seine wahre Herkunft manchmal
nicht zur Ruhe kommen. Es hatte Tage gegeben, da saß er stundenlang vor einem
Spiegel, um sich anzusehen und vielleicht irgendwo eine Antwort in sich zu
finden, die ihm sagte, wo und wer seine Familie war. Ob es überhaupt noch
jemanden gab, der sich um ihn scheren würde. Er hatte nie eine erhalten und
dann war es ihm irgendwann egal gewesen. Zumindest hatte er sich diesen Zustand
einreden können. Alkohol und das ewige Umherreisen taten das Übrige, um ihn
wenigstens manchmal vollkommen vergessen zu lassen.
    Auf der
Flucht... Das sprach für eine Entführung, passte aber trotzdem irgendwie
nicht zusammen, weil er ja dann eigentlich unter Aryanern groß geworden wäre.
War es eine verrückte Kinderfrau gewesen, die den Knaben entführt hatte? Es gab
auch unter den Immaculate Verbrecher. Und zu der Zeit, als Chadh seine Familie
verlor, war das viel zu oft passiert und manche Fälle wurden für immer
verschwiegen, weil der Schmerz über den Verlust einfach zu groß war. Er musste
nicht einmal ein amerikanischer Immaculate sein, diese Frau hätte ihn auch aus
Europa auf einem der Schiffe in die neue Welt bringen können, um ihren
Verfolgern zu entgehen… Juno hätte so gern eine Antwort für ihn gefunden. Sie
kannte ihre Eltern ja selbst nicht und hatte sich als Kind oft gefragt, wie sie
wohl gewesen waren. Besonders über ihre Mutter wusste sie nicht viel, weil die
Großeltern sie für ein leichtfertiges Frauenzimmer gehalten hatten.
„Du wusstest nicht, was dir fehlt… Du hast dein ganzes Leben lang ein Phantom
gejagt, du wurdest getrieben… Du könntest dich noch so sehr bemühen, deine
Fähigkeit unter Kontrolle bringen zu wollen, es würde dir nicht gelingen. Nicht
ohne Hilfe. Es ist auch unter Immaculate eine seltene und besondere Gabe… Dir
wurde wahrscheinlich schon der erste Schritt verwehrt, der zu ihrer
Beherrschung von Nöten ist, wenn du nicht bei deinen Eltern aufgewachsen bist…
Deine Mutter hätte dich mit ihrem Blut genährt, das ist vermutlich niemals
passiert. Diese Bluttaufen, wie sie genannt werden, sind wichtige Schritte in
der Entwicklung von Immaculate. Sie schaffen eine besondere Verbindung, nach
der du völlig unbewusst gesucht hast… Kein Blut der Welt hätte dich ohne sie
nähren können. Der Hunger muss für dich unerträglich gewesen sein…“, erklärte
sie ihm leise, während sie sein Gesicht liebevoll musterte, bevor sie wieder
ernst wurde. Sehr ernst. Trotz aller Gefühle, die in ihrem Herzen für diesen
Mann schlummerten, durfte sie ihre Pflicht nicht vollkommen vernachlässigen.
    Junos
Erklärungen leuchteten ihm ein. Aus ihrem Mund klang der Grund für seine
Rastlosigkeit und das unkontrollierbare Wesen so einfach. Blut, das ihm nie
verabreicht worden war. Die nie geschlossenen Verbindungen, deren Anfänge er
fühlte und doch nie zu einem Ende gelangen konnte. Es war, als könnte sie
hellsehen. Die Erfahrung sprach aus ihr. Sie mochte vielleicht nicht sein Alter
besitzen, aber sie war unter Ihresgleichen gewesen, als sie es nötig gehabt
hatte. Das war gut für sie. Wie verzweifelt sie sein müsste, wenn sie so allein
gewesen wäre wie er? Chadh wollte sich das lieber nicht vorstellen.
    „Wenn du es
möchtest, dann hat dein Weg hier ein Ende gefunden. Ich bin fähig, diesen
Hunger zu stillen und

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