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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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dich in die Lage zu versetzen, dich der Kreatur in deinem
Inneren entgegen zu stellen. Ich kann dir Vergangenes verzeihen, aber in
Zukunft darf ich nicht zulassen, dass du weiterhin eine Gefahr für dich und
andere darstellst. Es wird keine Verpflichtung für dich geben, wenn dich die
Vorstellung abschrecken sollte, von mir abhängig zu sein… Ich lebe schließlich
nicht in den Staaten. In der Zwischenzeit würde ich dafür sorgen, dass dich
jemand mit Plasma versorgt. Wirst du meine Hilfe annehmen?“
Juno richtete sich ein wenig Stück weit auf, indem sie sich auf ihre Ellenbogen
aufstützte und sah ihm tief in die Augen, bis das eisige Blau darin alles war,
was sie noch wahrnahm.
Sie wollte keine Drohung aussprechen müssen, aber ihr würde nichts anderes
übrig bleiben, wenn er diesen Weg weiter beschreiten wollte, dem ihm das
Schicksal aufgezwungen hatte. Das durfte sie nicht zulassen. Immerhin hatte sie
einen Schwur geleistet, Unschuldigen in Notsituationen beizustehen.
Chadh war vor langer Zeit auch ein unschuldiges Opfer gewesen. Ein Kind, das
entführt worden war? Oder eines aus einer dieser gemischten Verbindungen
zwischen Immaculate und Aryaner? Juno konnte es nicht sagen und es war auch
nicht wichtig. Sie war für die Zukunft seine einzige Möglichkeit, gesund zu
bleiben, auch wenn er es nicht ahnen würde. Allein ihr Blut würde ihn zu
sättigen vermögen, nachdem die wichtigen Bluttaufen in seiner Jungend nicht
stattgefunden hatten. Sie verschwieg ihm jedoch den Grund dafür, weil sie den
Eindruck hatte, er würde dann womöglich fliehen wollen.
Und wie sollte sie sich in dem Fall entscheiden? Ihm die Krieger ihrer Rasse
auf den Hals hetzen? Könnte sie den Mann verraten, der für sie der Eine war?
„Lass es uns wenigstens versuchen, Chadh!“, bat sie ihn eindringlich. Selbst
davon angetrieben, ihn nicht einfach aus ihrem Leben verschwinden zu sehen.
    Der eindringliche
Ausdruck, den ihr Gesicht plötzlich annahm, ließ ihn aufhorchen. Chadh
konzentrierte sich und nahm vollkommen bewusst ohne Nebel und Zauberei wahr,
was sie ihm da anbot. Darin lagen zudem ein mehr als unmissverständlicher
Unterton und eine verschleierte Drohung. Weil er weiterhin töten konnte und
würde, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
Er ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Ein paar Sekunden, die wie Minuten
verstrichen, dachte er nach. Dann gab er die Strähne ihres Haars frei, um sich
ebenfalls auf einem Ellenbogen aufzustützen.
“Du sagst das so leicht.” Es sah fast so aus, als würde er schmollen, doch in
seinem Inneren tobte einfach nur der Kampf gegen alte Gewohnheiten und dem
ungeheuren Bedürfnis, an dieser Stelle die Flucht zu ergreifen.
“Ich habe dir versprochen, dir nichts zu tun. Für andere gilt das nicht. Wie
willst du mich aufhalten, wenn die Bestie los ist? Was wirst du tun, wenn ich
mich doch anders verhalte, als dir lieb sein könnte? Warum willst du mir
unbedingt trauen? Warum sind wir so vertraut miteinander, obwohl wir uns gar
nicht kennen? Warum weißt du so viel über mich und für mich selbst bleibst du
wohl für immer ein undeutbares Mysterium. Du bist eine Frau, die ich lieben
könnte, Juno, wenn ich mich nicht schon vor langer Zeit gegen dieses Gefühl
entschieden hätte. Du könntest wirklich etwas Besonderes für mich sein, aber
ich weiß nicht, ob du mich jemals dort erreichen kannst, wo du es gern
möchtest.”
Chadh legte sich die Hand auf die Brust über die Stelle seines Herzens, damit
sie wusste, was er meinte, ohne es aussprechen zu müssen.
“Warum willst du mir helfen, Juno? Du hast doch sicher Verpflichtungen genug.”
    „Oh, Chadh!“
Juno stemmte sich in die Höhe und schob ihn mit der Hand an seiner Schulter
ebenfalls in eine aufrechte Sitzhaltung. Sie umfasste sein Gesicht nicht so
vorsichtig wie sonst. Er sollte ihre Kraft ruhig spüren, sie war nicht
zerbrechlich, jedenfalls nicht im körperlichen Sinn. Er sollte in ihr jemanden
sehen, auf den er sich stützen konnte, wenn er es nötig hatte.
„Wem möchtest du damit Angst machen? Dir selbst oder mir? Oder uns beiden, weil
uns die Aussicht auf ein Happy End wie der reine Hohn erscheint? Sieh mich an!
Ich bin schon etwas Besonderes für dich. Ich bin in der Lage, dich zu nähren
und dir ein wenig Frieden zu spenden. Das Tier in dir zu besänftigen. Ich bin
sicher, dass du so etwas noch niemals erfahren hast. Dafür hast du viel zu
misstrauisch und argwöhnisch auf mich reagiert. Ich weiß, es ist ungerecht,
dass ich

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