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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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wenn einem eine werdende Mutter gegenüber
saß.
    „Und wenn du
mir in die Augen siehst, erkennst du dann einen Teil von meinem Vater wieder?“,
fragte Sid hitzig zurück, deren graue Augen wirkten, als hätten sich darin
dunkle Gewitterwolken zusammengezogen.
    „ Touché, Sidonie!“, erwiderte Juno ernst und hielt dem anklagenden Blick der Tochter
stand, die eher wie ihre Schwester aussah.
„Das aufbrausende Temperament hast du wirklich von ihm geerbt. Es schadet
nicht, die Gaben des Baal mit ein wenig Ernsthaftigkeit zu mischen. Wir sind
sonst allzu leichtfertig und sorglos… Du hast mit Lancaster eine gute Wahl
getroffen, das erleichtert mich sehr. Bitte versteh mich nicht falsch, ich habe
nicht um dieses Treffen gebeten, um dir noch mehr weh zu tun. Du bist glücklich
mit einem Mann verbunden und erwartest sein Kind, ich möchte das nicht
überschatten. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich bereit bin, dir deine
Fragen zu beantworten. Darüber hinaus… Ich kann die Geschehnisse nicht
rückgängig machen. Ich kann dir nicht einmal sagen, dass mir die Entscheidung
leid tut, dich deinem Vater übergeben zu haben. Ich wäre nicht fähig gewesen,
mich um dich zu kümmern. Ich hätte dir nur geschadet. Und ich wollte nicht,
dass du in diese Welt hineingezogen wirst, die mir damals gefährlich und
grausam erschien, auch wenn ein Immaculate mich gerettet hat.“
    Sidonie sah
so aus, als wollte sie nach weiteren Einzelheiten fragen, allerdings war das
gerade nicht für ihre Ohren bestimmt, weil ihre angeborene Empfindsamkeit durch
die Schwangerschaft nur verstärkt wurde. Juno schüttelte nur den Kopf, doch Sid
fuhr dennoch fort.
    „Ich werde
mich damit auseinandersetzen müssen … Juno. Ich möchte schließlich in
deine Fußstapfen treten. Nico hat mir die Aufgaben der Nuntia genau
erklärt, ich denke, das ist genau das, wozu ich diese Fähigkeiten einsetzen
möchte, die ich nach der Umwandlung haben werde. Ich könnte für die neue Riege
tätig werden. Es wäre ein Weg, wie wir uns besser kennen lernen könnten. Ich
will ebenfalls keinen falschen Eindruck aufkommen lassen. Das war Nicos Idee…
Also nicht mein Interesse daran, eine Nuntia werden zu wollen. Sie meinte, es
wäre eine Möglichkeit, wie wir einander näher kommen könnten, was hältst du
davon?“
    Juno lachte
ungläubig und völlig humorlos auf: „Pia Nicolasa muss weiser als ihre Jahre
sein…“
Sidonie hatte also schon Freundschaft mit der Erde geschlossen, dann war ihre
Ernennung praktisch nur noch eine Formsache. So hatte sie ihren Weg ebenfalls
begonnen, nachdem sie und Urien sich freundschaftlich näher gekommen waren,
auch wenn es sicher kein Vergleich dazu war, was Sidonie mit der kleinen
Sophora verbinden würde, weil es eben um Frauen ging, die zudem die Erfahrung
einer Schwangerschaft miteinander teilen würden.
    „Es wäre
immerhin ein Anfang, Sidonie… Pia Nicolasa hat vollkommen Recht. Ich beantworte
dir gern deine Fragen und werde dir beistehen, wenn es so weit ist.“
Es fiel ihnen tatsächlich leichter, sich über ein Thema zu unterhalten, das
weniger Fallstricke enthielt als Junos belastende Vergangenheit. Die Zeit
verstrich wie im Flug und die Bar füllte sich mit Nachtschwärmern, die vom
Abendessen, aus Theatervorführungen kamen oder den ersten Zwischenstopp in
einer langen Clubnacht einlegten. Juno und Sid waren zu sehr in ihr Gespräch
vertieft, um das zu bemerken.
    Sidonie hatte
sich immer wieder an den Knabbereien bedient, die man ihnen zu den Cocktails
serviert hatte, so dass die Schale nun geleert war. Wenn sich Juno recht
erinnerte, dann hatte sie auch gern Süßes und Salziges kombiniert und Sidonie
trank schließlich einen Fruchtcocktail ohne Alkohol. Sie beugte sich ein Stück
weit zur Seite, um einen besseren Blick auf die Bar zu haben, weil sie einem
der Angestellten ein Zeichen geben wollte, die Schale erneut zu füllen,
allerdings erstarrte sie in der Bewegung, als sie dort eine Gruppe von Gästen
entdeckte, deren Eintreten sie vollkommen übersehen hatte.
Sie zog sich zurück und lehnte sich plötzlich totenblass geworden an die Lehne
der Sitzecke, die sie sich mit Sidonie teilte.
    „Stimmt etwas
nicht?“, fragte die und musterte sie besorgt.
    „Du musst
sofort gehen!“, war Junos knappe Antwort, die sie kaum über die Lippen brachte,
die ihr nicht mehr richtig gehorchen wollten.
Sidonies Gesicht überzog sich mit einem dunklen Schatten und ihr Mund nahm
einen trotzigen Zug an, der wahrscheinlich

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