Eine Sacerda auf Abwegen
dann
würde sie diese Male in keinem Fall erklären können.
Neues Blut schoss zwischen den Beinen heraus. Nun mehr nur noch ein schwacher
Quell und Levika rutschte in einem Anfall von Wahnsinn vom Stuhl auf den Boden,
um kniend besser an die Bettstatt kommen zu können, in der sich schließlich
genug von dem befand, was sie dringend brauchte und dem Mädchen sowieso nichts
mehr nützte.
Es war absolut widerlich, aber der Hunger war stärker und trieb es rein. Levika
leckte und schluckte mit geschlossenem Auge und erst ein glitschig ploppendes
Geräusch machte sie darauf aufmerksam, dass der Bastard nun doch noch auf die
Welt gekommen sein musste. Nackt und bloß lag es da zwischen den erschlafften
Beinen der Mutter, die nun tatsächlich mehr tot als lebendig war. Irgendwie
schrumpelig hässlich. Haarlos und ein bisschen blau. Levika stieß es mit den
verbliebenen Fingern ihrer kaputten Hand an und wartete auf eine Reaktion.
Nichts passierte. Sie stand vom Boden auf und musterte Mutter und Kind nun so
aufmerksam wie es mit ihrem einen Auge noch möglich war.
Die Lider des
Mädchens flatterten und sie murmelte im Delirium aus steigendem Fieber und
Blutverlust etwas in für Levika kaum verständlicher Sprache. Die der Immaculate
und der Aryaner unterschied sich schon in ihrem Ursprung und im Dialekt. Levika
verstand nur Schwester und Murchadh und Hilfe. Ja, vielleicht sollte sie
nachhelfen und dem Mädchen den Tod, der unweigerlich kommen würde, ein wenig
leichter machen. Levika beugte sich über das Bett und hatte gerade die Hand
erhoben, um sie an die Kehle der Gefangenen zu legen, als im nächsten Moment
ein wutschnaubender Lord die Tür zur Kammer förmlich aus den Angeln stieß.
Levika schrak zurück und taumelte gegen den Stuhl, auf dem sie vorhin noch
gesessen hatte und starrte von echter Angst erfüllt ihrem Bruder entgegen, der
nicht blind und erst recht nicht als dumm einzustufen war. Zu ihrer
Erleichterung hatte sich das Kind bis jetzt nicht gerührt und auch das Leben
der Mutter schwand von Sekunde zu Sekunde mehr. Eine Blutspende, noch dazu die
in diesem Fall nahezu nutzlose Speisung durch einen Aryaner, würde nicht mehr
helfen.
Der Lord trat mit versteinertem Gesicht und hasserfüllten Augen auf das Bett
zu, packte die verbliebene Immaculate unbarmherzig an den Haaren, um sie zu
sich empor zu ziehen, bekam aber nicht einmal mehr die leiseste Reaktion. Rukh
ließ ihren Kopf fallen. Mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er in Unrat
gegriffen. Das Balg zwischen ihren Beinen beachtete er gar nicht erst. Es war
für ihn genauso tot wie das Mädchen auf dem beschmutzten Bett.
“Verflucht
seist du, Muirgheal. Und mit dir deine Hurenschwester, die es gewagt hat, vor
mir zu fliehen. -Morgen Nacht hole ich mir ihren Kopf und meinen Sohn. Ihr
könnt mir nicht entkommen. Niemals.”
Rukhs Stimme war nicht mehr als ein eiskaltes Flüstern. So kalt wie der Wind in
den Bäumen, der die Nacht vertrieben und das Morgengrauen sowie das Ende der
Jagd eingeläutet hatte. Levika war sich sicher, dass das Mädchen heute Nacht so
oder so gestorben wäre, nachdem Lucretius ganz offenbar die Flucht der anderen
bemerkt hatte. Und ihr schwante nichts Gutes, denn irgendwer würde schon heute
dafür bezahlen müssen. Hastig ging sie hinter dem Stuhl in Deckung.
“Bitte, ich
habe alles versucht, um sie zu retten.”, hob sie zu ihrer Verteidigung an, als
der Lord einem wütenden Raubtier gleich zu ihr herumfuhr und die vergiftete
Klinge, die in seinem Gehstock steckte, aus dem Schaft zog.
“Bitte! Ihr habt doch selbst gesagt, sie ist schwach und das Balg zerreißt sie.
Ich konnte nichts tun.”
Levika streckte die besudelten Arme und Hände vor. Blutverschmiert durch ihr
Gelage. Doch sie war sich nicht sicher, ob der Lord diese Ausrede tatsächlich
gelten lassen würde.
“Gwénaëlle
ist geflohen. Wie ist das möglich, Levika?”
“Was? Ich
weiß nicht, ich war die ganze Zeit hier!… Ich schwöre es.” Levika musste sich
alle Mühe geben, nicht vor Angst zusammenzubrechen und sofort zu gestehen. Sie
musste all ihre verbliebene und neu geschöpfte Kraft für die eine letzte Lüge
zusammennehmen, um zu überleben.
“Ist das so?”
Lucretius zielte mit der Klinge direkt auf das Herz seiner Schwester, beschrieb
dann einen Bogen mit dem Stock, um ihn mit voller Wucht in den Leib der
Immaculate zu rammen. Beim nächsten Mal würde es ihr Leib sein, da gab es
keinen Zweifel. Und sollte noch ein winziges bisschen Leben in dem
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