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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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allerdings im Zaum, bevor sie
sich auf den falschen Mann stürzte. Ihr Atem ging heftig und ließ die eben
zugeheilten Wunden an ihrem Hals erneut aufplatzen, so dass sich die Gaze mit
ihrem roten Blut vollsog.
    „Das ist er ,
nicht wahr?“, fragte Nico mitfühlend und sandte Ron einen zurechtweisenden
Blick.
Juno presste ihre Handballen auf die schmerzenden Augen, oder war es ihr
gesamter Kopf, der ihr wehtat?
    „Wer?“, hörte
sie die knappe Frage in ihrem Kopf widerhallen. Wieder und wieder.
    „ Zoltan de
l’ enfer* … Lord Bran, der Mann, dem man mich in Paris zum Fraß vorgeworfen
hat, nachdem einer seiner Spießgesellen mich von der Straße weg entführt
hatte…“
(*franz. Zoltan aus der Hölle)
Junos Gesicht verwandelte sich einen Moment lang in eine triumphierende Fratze,
weil sie zumindest seinem schleimigen Kumpan die Kehle durchgeschnitten hatte.
Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder weicher, weil sie nun von diesem
Alptraum endgültig befreit war. Und das hatte sie allein Chadh zu verdanken.
Unter Therons anklagendem Blick wurde ihre Miene jedoch gleich wieder abweisend
und störrisch.
    „Sidonie
hätte mir nicht folgen dürfen und Euer Enforcer genauso wenig! Das war allein
meine Sache und meine Entscheidung! Ich konnte zumindest eine der beiden Frauen
retten, hätte ich auf Euch gewartet, wären beide gestorben. Es ist mir
gleichgültig, wenn Ihr Euch nun auf die Füße getreten fühlt, weil ich Euch
übergangen habe. Meinetwegen meldet es Manasses, der wird diesen Punkt den
vielen anderen auf seiner Liste hinzufügen.“
    „Theron! So
geht das nicht! Siehst du nicht, dass sie blutet?“, fuhr Nico den Anführer der
Krieger an, ohne sich von seinem Stand einschüchtern zu lassen. Die Zeiten
waren nun längst vorbei.
„Und für Sie gilt das Gleiche, Honora Nuntia! Ich werde Ihnen nun eine
Infusion legen. Die Wunden werden sonst nicht in Tagen heilen. Sie haben viel
zu viel Blut verloren. Widerrede werde ich nicht dulden!“
Mit grimmiger Miene, soweit das bei Nico eben möglich war, griff sie nach den
nötigen Utensilien und legte die Infusion binnen wenigen Sekunden, da sie alles
schon bereit liegen hatte.
    „Ja, ich bin
mir durchaus Ihrer selbstmörderischen Tendenzen bewusst. An Manasses’ Stelle
hätte ich schon längst die Enthebung aus Ihrem Amt befohlen. Es ist eine Sache,
das eigene Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen und eine andere, Menschen da
hineinzuziehen, die eigentlich Ihrer Rücksicht und Fürsorge bedürfen. Welche
Tochter würde einfach dabei zusehen, wie die Mutter sich in ihr Unglück stürzt,
selbst wenn die Frau sich Zeit ihres Lebens einen Dreck um sie geschert hat?!“
    Juno
schluckte schwer, weil sie noch Sidonies Aufschrei im Ohr hatte. Sie hätte
niemals damit gerechnet, dass sie von ihr verfolgt werden würde. Und im Moment
des Todes hatte sie nur daran denken können, ihre Tochter zu retten, für die
sie gern ihr Leben gelassen hätte. Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln, die
sie nicht mehr aufhalten konnte. Sie hätte beinahe alles verloren, was ihr
einen neuen Sinn im Leben geben könnte.
    „Es liegt an
meinem Wesen… Das Geschenk eines Gottes! Freiheitsliebe und ein
unbeugsamer Wille. Nicht einmal die wochenlange Gefangenschaft in den Händen
des Lords hat diese brechen können. Ich kämpfte bis aufs Blut, wieder und
wieder und WIEDER! Ich habe die Lektion erst viel zu spät verstanden… Hätte ich
ihm diese leere und kalte Hülle geboten, hätte er meinem Leid sofort ein Ende
bereitet, weil es ihm nicht den erhofften Spaß gebracht hätte. Jedes Mal
wenn mein wahrer Kern durchbricht, geschehen schreckliche Dinge… Was wollt Ihr
hören, eine Entschuldigung? Weitere Rechtfertigungen? Lasst mich in Frieden.
Der Alptraum ist vorüber, ohne dass das Eingreifen eines Kriegers nötig gewesen
wäre. Bran ist endlich tot!“
Zu ihrer Bestürzung brach sie erneut in Tränen aus, weil etwas in ihr die
Verzweiflung, die sie gerade empfand, um ein Hundertfaches zu verstärken
schien. Sie war zu geschwächt, um sich gegen den Trost der Sophora zu sperren,
die einen Arm um sie legte und sich neben sie auf das Bett setzte.
    Therons Miene
blieb unberührt, obwohl er innerlich Mitgefühl für die Frau empfand, deren
Ausbruch ihr aber hoffentlich etwas Erleichterung verschaffen würde. Er hatte
sich beinahe so etwas gedacht, immerhin tauschten sich die Anführer der Riegen
aus, wenn es um ihre engsten Mitarbeiter ging. Er selbst hatte bisher keine
Nuntia berufen,

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