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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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sich bequem in dem Stuhl
zurück, wo sie die Hände locker in ihrem Schoß verschränkte.
"Ich denke, ich habe genug geredet, Murchadh… Die Schmerzen müssten
bereits erträglicher sein. Welche Pläne hast du, wo du nun unverhofft von den
Toten auferstanden bist?“
    Chadh hatte
Junos Körper frei gegeben, die sich auf den Rücken zurück drehte und lieblich
wie eine Prinzessin weiterschlief. In weiser Erkenntnis schenkte er dem Orakel
seine vollkommene Aufmerksamkeit. Chadh drehte sich ebenfalls auf den Rücken.
Eine Hand auf die Brust gelegt, unter der es bereits auf dem Höhepunkt der
Heilung pulsierte und stach. Doch die Atemlosigkeit, die ihn nun erfasste,
wurde aus ganz anderem Grund verursacht. Das Orakel offenbarte ihm nicht nur,
dass sie im Besitz des hässlichen Halsschmucks war, sondern auch die genaue
Bedeutung des Käfers, den Chadh nie aus Juno herausbekommen hatte, obwohl das
Glühen nicht von dieser Welt sein konnte und sie zudem mehrfach verletzt hatte.
Wenn sie jetzt nicht schlafen würde, hätte sie den eisigen Glanz in seinen
Augen gesehen.
Wenn er tatsächlich so wichtig für Juno gewesen wäre, hätte sie ihm sicher
gesagt, was der Anhänger bedeutete. Seelenverbundenheit war doch nichts, was
man als nicht weiter wichtig abtun konnte, wie sie es zweimal ihm gegenüber
getan hatte. Er glaubte, den Grund auch ohne Frage zu kennen. Juno machte sich
eigentlich nichts aus ihm. Sie hatte ihm nur helfen wollen. Der Rest war
bestimmt nur körperliche Anziehung gewesen, die mit ihrem allgemein desolaten
Zustand zu tun gehabt hatte. Sie beide hatten ein wenig Trost gebraucht und ihn
bei dem jeweils anderen gesucht. Der Käfer hatte dann in seiner Eigenart
reagiert. Vielleicht nicht fehlerhaft aber auch nicht ganz korrekt, wie es
Chadh schien.
Dabei ehrte es ihn, vom Orakel selbst als ihrer Rasse zugehörig bezeichnet
worden zu sein. Der Geist seiner Mutter war nie von seiner Seite gewichen und
vielleicht immer noch da. Jetzt und hier in diesem Raum, um ihm beizustehen,
nachdem er hart bestraft worden war. Nicht mit dem Tod jedoch mit einer
schweren Verletzung, die sich angefühlt hatte, als würde er sterben. Gerade
wühlte sich aber eine andere Grausamkeit direkt einen Weg zu seinem unverletzt
gebliebenen Herzen. Wer hatte hier wen verführt?
Insgeheim hatten sie beide ihren Beitrag geleistet und alles hatte damit
angefangen, dass er in dem schicken Club den Alkohol getrunken hatte, den sie
ihm nur deshalb spendiert hatte, weil sie sich genauso wenig kaufen ließ wie er
selbst. Juno kämpfte für andere in der Tat eisern und verbissen. Auch für ihn
hatte sie sich bis aufs Blut angestrengt. Sie war eben gut in ihrer Berufung.
Das konnte nur halbwegs so persönlich sein, wie ihm das Orakel gerade zu
erklären versuchte. Der Dolch bewies es. Wenn sie ihn und seine verworrenen
Gefühle respektiert hätte, dann hätte sie seine Entscheidung akzeptiert und
seinem Drängen nachgegeben. Aber hatte sie ihm nicht auch gesagt, ein Mann
könne sie niemals unterwerfen, weil die Sacerdas so selbstbestimmt waren?
Wollte er sie überhaupt unterwerfen? Nein, eigentlich hatte er nur ihr Bestes
gewollt. Für sie und ihre Tochter. Weil er selbst nie eine Mutter gehabt hatte,
die ihm Beistand hätte leisten können. Zumindest keine körperlich anwesende
Mutter. Von ihrem Geist hatte er ja nie etwas geahnt. Sich nur sehnsüchtig
gewünscht, seinen Platz zu finden.
Nun hatte er mehr bekommen, als er sich je zu erträumen gewagt hatte und fragte
sich immer noch, ob er es verdiente. Eigentlich nicht. Was würde Juno an ihn
binden, wenn sie aus dem Schlaf erwachte? Mitleid? Eine weitere Verpflichtung?
Oder doch Liebe?
All dies auf einmal zu erfassen, war in seinem Zustand ein wenig viel verlangt.
Er würde Zeit brauchen, um zu begreifen und Pläne zu machen. Allein zu
entscheiden, wie er es bisher getan hatte, erschien ihm plötzlich vollkommen
unmöglich. Also blinzelte er, schluckte und zuckte dann mit den Schultern, was
sich tatsächlich schon weniger schmerzhaft anfühlte als bisher.
    “Ich weiß
nicht. Was würdet Ihr vorschlagen?”, fragte er das Orakel leise, als wollte er
Juno nicht wecken. Dabei konnte er es kaum erwarten, sie mit seinem Wissen zu
konfrontieren und weitere Fragen zu stellen. Würde sie dann endlich ehrlich mit
ihm sein? Würde er die Zurückweisung verkraften, obwohl sie ihn eigentlich
nicht so treffen sollte, da er bisher nicht nur allein entschieden sondern auch
allein zurecht gekommen

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