Eine Sacerda auf Abwegen
lag. Ash’ Mutter bemühte sich um
sie und auch Nico war zu Hilfe geeilt. Das Orakel, Flavia und die männlichen
Krieger blieben vollkommen ruhig, als hätten sie eben tatsächlich einen
unterhaltsamen Schaukampf gesehen und keine Auseinandersetzung, die zumindest
für den Jungen blutiger Ernst gewesen war. Dass der Formwandler beinahe in
Therons und seinem Alter war, war aufgrund seiner Unerfahrenheit vollkommen
irrelevant. Es war dumm gewesen, Manasses zu fordern und sein Glück, dass
Nathan Catalinas Vater bei ihrem Duell ein Versprechen abgerungen hatte. Nur
deshalb lag er da paralysiert und keineswegs tot im Sand der Arena. Es war
Zeit, die Lanze herauszuziehen, bevor wirklicher Schaden entstand. Die Wunde
würde gut heilen. Schließlich hatte der Junge sich vorher an der Nuntia gütlich
getan.
Seite an
Seite traten Theron und Nathan auf die beiden Kontrahenten zu. Nathan würde
dafür sorgen, dass sich die Wunde nicht veränderte, während Manasses den Spieß
aus der Brust zog und es war Therons Aufgabe, den Jungen im bewusstlosen
Zustand zu halten, der sonst zweifellos hochschrecken würde, sobald der nächste
Schmerz seinen mit ihnen verglichen schmächtigen Brustkorb durchfuhr. Murchadh
brauchte sehr viel Nahrung, um all die verlorenen Jahre aufzuholen. Wenigstens
hatte er das Glück, seine Soulmate gefunden zu haben, bevor man ihn gefunden
hatte. Nur Junos Verteidigung und ihr letztendlich gemeinsames Schicksal hatten
ihn jetzt überleben lassen. Mord unter Ihresgleichen wurde niemals großmütig
verziehen. Seine Einsicht in die Notwendigkeit einer Bestrafung war ebenfalls
ein Pluspunkt für ihn auf einer langen Liste von Pros und Contras. Lord Brans
Tod zählte eher zu den gut gemachten Zufällen.
Nun bekam er bald die Chance, richtig Einsicht zu zeigen und seine Vergehen
wieder gut zu machen, indem er sich ihnen anschloss. Die Zeit des freien Lebens
war vorbei. Zumindest das ohne Regeln und Vernunft.
Manasses
musste kein Zeichen geben. Die Krieger waren aufeinander eingespielt und wussten,
was der andere tun würde, noch bevor er es tat. Mit einem matschig schmatzenden
Geräusch kam die Lanze aus der Wunde frei und Nathan hielt die Blutung mittels
seiner Fähigkeiten eingedämmt, während Theron neben Chadh kniete und mit
finsterem Blick dessen Gehirn manipulierte.
Hinter ihnen wurde die ohnmächtige Juno fortgetragen. Nico eilte atemlos mit
ihrer Erste-Hilfe-Ausrüstung auf die Männer zu, warf sich neben Chadh in den
Staub und presste Mullkompressen auf dessen nackten Brustkorb. Nathan hatte die
inneren Blutungen knapp zum Stillstand gebracht. Es schadete nicht, wenn der
Junge unter Schmerzen heilte. Die Nuntia konnte ihn ja trösten, aber Leiden
gehörte zur Strafe dazu. Manasses hätte schließlich jederzeit seine Zustimmung
verweigern können. Chadh hatte ihn schließlich ganz offen beleidigt. Da hätte
selbst das Orakel nur wenig ausrichten können, wenn Manasses sein Recht als
Krieger gefordert hätte.
° ° °
Es dauerte eine ganze Weile, bis Therons Einfluss wirkungslos wurde und die
Schmerzen in seiner Brust Chadh in die Wirklichkeit zurückholten. Um ihn herum
war es nicht dunkel aber dämmrig. Mit wild klopfendem Herzen, das doch
eigentlich stehengeblieben sein musste und weit aufgerissenen Augen wachte er
aus einem Albtraum auf, in dem er gegen den Mann gekämpft hatte, den Juno so
gefürchtet und von dem er behauptet hatte, ihn so einfach töten zu können.
Dabei war es umgekehrt der Fall gewesen. Manasses hatte ihn umgebracht. Im
Kampf. Wie es sich für Krieger gehörte.
So fühlte es sich also an, tot zu sein. Das hatte nichts mit dem weißen Licht
und der Schönheit zu tun, die den Geist seiner Mutter umgeben hatte. Alles um
ihn herum war so real, als wäre er immer noch in der wirklichen Welt.
Vielleicht war er auch ein Geist. Aber konnten Geister die seidigen Bettlaken
fühlen, auf denen er lag oder den Stoff des Leinenhemdes, das man ihm angezogen
hatte? Oder den Verband, den er unter dem Hemd spüren konnte? Ganz zu schweigen
von den schmerzhaften Atemzügen, die ihn fast an die Decke gehen ließen.
Atemzüge… Atem… atmen?
Geister taten so was nicht. Das hier war alles nicht real. Er musste tot sein.
Der ausgeführte Stoß war tödlich gewesen. Chadh sah sich um. In dem antik
eingerichteten Zimmer sah es aus, als befände er sich immer noch im Castle des
Orakels und in dem großen Bett, auf dem er ruhte, lag jemand neben ihm.
“ Juno! ”,
flüsterte er überrascht und
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