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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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kurzer Austausch von Blicken mit seiner Tochter, die ihr sagen sollten, wie
stolz er auf sie war, wobei Awendela die gleiche stoische Gemütsruhe an den Tag
zu legen schien wie ihr Vater und nur mit einem dreifachen Blinzeln ihrer
hellen Augen reagierte, als hätte sie immer noch Wasser oder Sand vom Grund des
Sees darin. Ihre innere Aufgewühltheit sollte besser niemand scannen. Den
Blickkontakt mit ihrem Mann mied sie lieber. Da hätte sie doch noch schwache
Knie bekommen.
Ähnlich erging es Tiponi, deren Atem erneut ein klein wenig schwerer ging, als
sie Therons mentale Umarmung zu spüren bekam. Die Prüfungszeremonie war noch
nicht vorbei. Sie musste sich auf das Wesentliche und ihre Heilung
konzentrieren, obwohl Hilfe durch sein Blut gerade absolut nicht geschadet
hätte. Durch die Betäubung der Hydra fühlte sie sich immer noch leicht
orientierungslos und schwindelig, aber da sie als Tri’Ora selbst den härtesten
Bedingungen getrotzt hatte, brachte sie der Verzicht im Moment sicher nicht ins
Grab. Es würde ja nicht für immer sein.
     
    ° ° °
Romy hatte nicht den blassesten Schimmer, was sie erwarten würde. Gegen einen
Gorgonen kämpfen zu müssen, dessen Fähigkeiten man nicht kannte, war wie ein
Glücksspiel, bei dem die Gewinnchancen gegen sie standen. In Gedanken ging sie
die Gorgonen der Mythologie durch, doch sie fand darin keinen passenden Gegner
für sich nur für die anderen. Natürlich war ihr klar, dass ihr Wissen sich
bestimmt nicht mit der Wahrheit der Immaculate deckte und wenn schon Nico
ratlos gewesen war, dann würde sie dieses Rätsel auch nicht knacken.
Sie spürte King nur sehr schwach und machte sich Sorgen, dass man ihn wirklich
schwer verletzt hatte. Da sie ihn umgewandelt hatte, würden sie einander immer
und überall finden, wenn einer von ihnen beiden nicht dem Tode nahe war.
Romy materialisierte sich unter freiem Himmel, spürte harten Felsen unter ihren
nackten Fußsohlen und einen eisigen Wind, der an ihren Haaren zerrte und dessen
aufpeitschende Böen sie beinahe von den Füßen fegten. Sie suchte mit dem
rechten Fuß einen besseren Halt und rutschte damit an dem Rand des spitz
zulaufenden Felsvorsprungs ab, so dass sie auf die Knie ging und sich mit den
Händen abstützte, was ihr Glück war, weil genau in diesem Moment ein schwarzer
Schatten über ihren Kopf hinweg flog, der ein lautes Kreischen ausstieß, das
ihre Ohren schmerzhaft klingeln ließ.
Romy bog den Kopf zurück und sah über sich eine Gestalt schweben, deren riesige
schwarze Flügel ein schlagendes Geräusch erzeugten. Ihr Gesicht war eine blasse
verzerrt angriffslustige Fratze, während sie ihre langen Fangzähne bleckte und
ihre eindrucksvollen Klauen nach Romy ausschlug, die sich geistesgegenwärtig
zur Seite rollte und so knapp den scharfen Krallen entkam. Dafür fiel sie über
den Rand des Vorsprungs und konnte sich nur knapp mit den Fingerspitzen an ein
paar vorstehenden Steinen festhalten. Zusätzlich aktivierte sie ihre Fähigkeit,
der Erdanziehungskraft widerstehen zu können, so dass ihr Griff gleich fester
wurde. Sie wäre beinahe erneut abgerutscht, als sie ihren Blick hob und am Ende
des Vorsprunges ein Bündel hin und her schwingen sah, in dem sie Kings leblose
Gestalt erkannte.
    Heilige
Scheiße!
Er hing nur an einem dünnen Seil herunter, das sich durch sein nach unten
ziehendes Gewicht langsam aber sicher aufscheuern würde. Romy schielte kurz
nach unten und fluchte gleich wieder, weil es so tief steil nach unten ging,
dass selbst ihre scharfen Augen den Boden nicht erkennen konnten. Sie mussten
irgendwo im Naturschutzgebiet der Catskills sein, wo es einige Berge gab, an
denen sich Kletterer gerne versuchten. Aber bestimmt nicht wie sie ohne Netz
und doppelten Boden.
    „Aaaah!“,
schrie Romy durchdringend, als das fliegende Biest sich hinter ihr nach unten
fallen ließ, wobei sie ihre Krallen über ihren Rücken und die Rückseite ihrer
Oberschenkel zog.
Romy stemmte sich mühsam in die Höhe und sprang auf den Vorsprung, um ihr
Schwert aus der Scheide zu ziehen und sich der nächsten Angriffe der
gefiederten Gegnerin zu erwehren. Sie war unglaublich wendig und ihre Stimme
zusätzlich nervenaufreibend. Man hörte nur noch das Schlagen der Flügel, Romys
schweren Atem und die Kampfschreie beider Frauen, die sich verbissen
aufeinander stürzten, bis die Angreiferin ihre Strategie änderte und sich über
dem spitzen Ende des Vorsprungs aufbaute, während sie mit einem diabolischen
Lächeln

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